26 - Die Sklavenkarawane
Stimmen zu dämpfen. Eben hatten sie eine Stelle passiert, an welcher die Büsche enger zusammentraten und wollten nun auf einen freieren Platz einlenken, als Schwarz, welcher für diese kurze Strecke vorangeritten war, sein Kamel plötzlich mit einem jähen Ruck anhielt, es schnell umlenkte, um wieder hinter das Gesträuch zu kommen und dabei hastig, aber leise sagte: „Alle Wetter! Einen Augenblick später, und wir wären entdeckt worden!“
„Von wem?“ fragte Bala Ibn.
„Von Menschen, welche sich da draußen auf der Ebene befinden und ihre Herden weiden.“
„Schwarze?“
„Schwarze und Weiße.“
„Wer könnte das sein?“
„Werden es gleich sehen. Schauen wir uns diese Leute einmal aus dem Verborgenen an!“
Er ließ sein Kamel niederknien und stieg ab. Der Araber tat dasselbe. Hinter dem Gesträuch versteckt, blickten sie hinaus auf die vor ihnen liegende Szene.
Nach rechts hin, also nach West, dehnte sich eine weite, freie Ebene. Links, am Waldrand, lagerten wohl gegen vierzig Menschen von allen Farben und in den verschiedensten Gewändern. Nahe bei sich hatten sie ihre Gewehre zusammengestellt. Geradeaus und nach rechts hin von den beiden heimlichen Beobachtern weideten zahlreiche Rinder nebst einigen Pferden und Kamelen. Unter den ersten Bäumen des Waldes lagen Waren aufgehäuft. Vielleicht zehn Männer befanden sich draußen vor den weidenden Tieren, um dieselben in Ordnung zu halten und sie zu hindern, nach der Ebene auszubrechen. Hätte Schwarz sein Tier nur noch wenige Schritte machen lassen, so wäre er von diesen Leuten gesehen worden.
„Weißt du, wer diese Leute sind?“ fragte er seinen Kameraden.
„Ja“, nickte dieser.
„Nun?“
„Die zurückgelassene Besatzung der Seribah, welche die letztere verbrannt und geplündert hat.“
„Das vermute ich auch. Aber ich kann nur nicht begreifen, wie diese Menschen es wagen können, sich hier festzusetzen. Ich kann mir überhaupt nicht sagen, aus welchem Grund sie dieselbe Richtung wie Abd el Mot eingeschlagen haben. Sie müssen ihm doch in die Hände laufen.“
„Oder er ihnen!“ bemerkte der Araber, indem er die Geste des Erstechens machte.
„Wie meinst du das?“
„Ich weiß nicht, ob ich mit meinen Gedanken das Richtige treffe. Ich habe bei den Dschur gehört, daß Abd el Mot bei seinen Untergebenen keine Beliebtheit besitzt, weil er grausam und ungerecht ist. Darum wird die Besatzung von ihm abgefallen sein. Aber außer diesen fünfzig Männern wird es noch viele andre geben, welche ebenso denken wie sie und ebenso wünschen, frei zu werden, wenn sie dabei auch noch einen anderweitigen Vorteil finden. Auf diese Gleichgesinnten wird der alte Feldwebel, der Anführer der Empörer, rechnen. Was soll er mit den entführten Gütern und mit den fünfzig Mann tun? Er kann sie nur in dem Fall, daß er eine neue Seribah gründet, recht verwerten, und ich vermute, daß dies auch wirklich seine Absicht ist. Zum Sklavenjagen sind fünfzig Personen viel zuwenig; er muß sich also nach mehr Leuten umsehen. Woher will er sie nehmen und wo kann er sie leichter finden als bei seinen bisherigen Kameraden?“
„Da magst du freilich recht haben“, stimmte Schwarz bei.
„Nur auf diese Weise“, fuhr der Jäger fort, „läßt es sich erklären, daß er der Spur Abd el Mots gefolgt ist. Er will auf die Rückkehr seiner Gefährten warten und diese veranlassen, zu ihm überzugehen. Die meisten werden dies tun, denn er wird ihnen natürlich einen viel höheren Sold bieten, als sie bisher erhalten haben.“
„Und was wird mit Abd el Mot geschehen?“
„Wahrscheinlich wird man ihn ermorden und sich dabei all seines Eigentums bemächtigen. Bei alledem habe ich natürlich angenommen, daß der Überfall von Ombula gelingt.“
„Es ist schrecklich, welche Verhältnisse der Sklavenhandel im Gefolge hat. Der Mensch wird zum Ungeheuer!“
„Das habe ich eingesehen. Also ich bin überzeugt, daß diese Leute hier auf Abd el Mot warten, um ihn zu töten. Aber falls ihnen das gelingt, wird die Strafe auf dem Fuße folgen.“
„Inwiefern?“
„Denke an Abu el Mot, welcher nach zwei Tagen mit über dreihundert Nuehrs auf seiner Seribah ankommen wollte! Er wird dieselbe in Trümmern finden und bei den Dschur erfahren, was geschehen ist. Was wird er darauf tun?“
„Er wird den Empörern nachjagen.“
„Natürlich. Er findet sie hier, wo wir sie sehen, und wird sie alle niedermachen. So zerfleischen sich die Geier untereinander, wofür man
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