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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entfernten.
    Doch erst nach einer Viertelstunde hatten sie eine so genügende Strecke zurückgelegt, daß der ‚Sohn des Geheimnisses‘ sagen konnte: „Jetzt kann man uns nicht mehr sehen. Es war mir doch bange, als sie vorüberkamen. Allah sei Dank, daß wir nicht entdeckt worden sind!“
    „Pah! Was hätte uns geschehen können!“ meinte der Graue.
    „Zu Sklaven hätte man uns gemacht.“
    „Auch mich?“
    „Uns sicher.“
    „Wir hätten uns gewehrt.“
    „Wahrscheinlich ohne Erfolg. Deine Waffen sind vortrefflich, aber wir wären doch zu schwach gegen diese Übermacht gewesen. Besser ist es auf jeden Fall, daß wir gar nicht gesehen worden sind. Jetzt wollen wir fort.“
    Der Anker wurde aufgenommen, und dann nahm das Boot die unterbrochene Fahrt wieder auf. Die Ruderer strengten ihre Kräfte doppelt an, um die versäumte Zeit einzubringen.
    Als die Sonne hinter dem linken Ufer des Stroms und den dort stehenden Bäumen verschwunden war, zeigte es sich, daß der Steuermann ganz richtig geschätzt hatte. Man sah am rechten Ufer eine breite Mischrah, unter welchem Wort man eine Landestelle für Schiffe, eine Tränkstelle für die Herden und zugleich einen Weg versteht, welcher vom hohen Ufer herab nach dem Fluß führt.
    „Das ist die Seribah“, sagte der ‚Sohn des Geheimnisses‘.
    „Das?“ fragte der Graue, indem er den Platz betrachtete. „Man sieht doch nichts von ihr!“
    „Weil sie nicht am Wasser, sondern auf dem Landrücken liegt. Ich kenne den Herrn, welchem sie gehört, und weiß, daß er uns willkommen heißen wird.“
    Er steuerte das Boot nach der Mischrah und legte an derselben an. Man ließ den Anker fallen und befestigte das Fahrzeug außerdem an einen der Pfähle, welche zu diesem Zweck eingerammt waren. Ein zur Seribah gehöriger Kahn lag nicht am Ufer. Man pflegte die Boote innerhalb der Umzäunung aufzubewahren, damit sie nicht weggeführt werden können.
    Pfotenhauer glaubte, daß seine Ankunft von der Niederlassung gar nicht bemerkt worden sei; aber er irrte sich, denn kaum war er ausgestiegen, so scholl es hinter einem nahen Gebüsch hervor: „Halt, nicht weiter! Wer seid ihr?“
    Er blickte nach der Stelle hin und sah einige Flintenläufe durch die Zweige auf sich gerichtet. Seine Nase schwang sich sofort nach der entgegengesetzten Seite des Gesichtes, als wolle sie es verhüten, von einer Kugel getroffen zu werden.
    „Tut die Flinten weg!“ antwortete er. „Wir kommen nicht in feindlicher Absicht.“
    „Woher kommt ihr?“ lautete die weitere Frage, ohne daß ein Mensch sich sehen ließ. „Antwortet, oder ich muß schießen!“
    Die Stimme des verborgenen Sprechers klang eigentümlich schnarrend, als ob er die Laute alle hinten am Gaumen bilde. Der ‚Sohn des Geheimnisses‘ hatte sich noch im Boot zu schaffen gemacht. Jetzt stieg er als der letzte aus und rief als Antwort nach dem Busch hin: „Du kannst es glauben, daß wir Freunde sind. Ich erkenne dich an deiner Stimme, el Schachar (der Schnarcher). Komm nur hervor!“
    „Dieser junge Mensch kennt meinen Namen“, erklang es wieder, „folglich habe ich nichts zu befürchten. Wir kommen.“
    Das Gesträuch teilte sich, und es erschien ein alter, graubärtiger Mensch, der eine lange Flinte in der Hand hielt. Ihm folgten drei andre. Sie waren Weiße, aber ganz so spärlich gekleidet, wie die Neger es gewöhnlich sind.
    „Woher kennst du mich denn?“ fragte er, indem er näher kam.
    „Das wirst du dir gleich selbst sagen, wenn du mich genauer anschaust.“
    „So? Ich habe dich noch nie – – –“ er hielt inne, betrachtete den Jüngling noch einmal und fuhr dann fort: „Solltest du der Knabe sein, welcher damals so gern Abd el Mot kennenlernen wollte?“
    „Ja, der bin ich.“
    „Allah! Bist du wirklich der Junge, welcher besser schießen konnte als ich? Dann hast du dich sehr zu deinem Vorteil verändert. Als ich dich nicht wiedersah, glaubte ich, dir sei bei Abd el Mot ein Unglück zugestoßen. Ich habe mich also geirrt, und das freut mich sehr. Sei mir willkommen!“
    Er reichte dem jungen Mann freundlich die Hand. Dieser schüttelte ihm die seinige und fragte: „Ist der Herr der Seribah daheim?“
    „Nein. Er ist hinüber nach Jau geritten, um Pulver zu holen. Darum hat er mir selbst die Bewachung der Mischrah anvertraut. Du weißt, daß er sich auf mich verlassen kann.“
    „Ja, du bist der älteste Askari dieser Seribah. Sahst du zwei Schiffe vorübersegeln?“
    „Wir sahen sie, haben sie

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