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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihn und seine Frau besiegt und dann noch seinen Sohn gefangengenommen. Hadschi Ali, sag, ob es so ist! Spreche ich die Wahrheit?“
    Der ‚Vater des Gelächters‘ nickte und antwortete: „Es ist keine Lüge.“
    Er wollte das durch ein sehr ernstes Gesicht bekräftigen, zog aber statt dessen eine solche Fratze, daß die Zuhörer in ein lautes Gelächter ausbrachen.
    „Was habt ihr zu lachen?“ fuhr der Ungar fort. „Diesen ‚Vater des Gelächters‘ mögt ihr immerhin auslachen, doch nur nicht etwa mich; ich vertrage keinen Spott! Also wir saßen am Feuer und glaubten uns an demselben vollständig sicher; da erscholl die Stimme des Löwen aus der Ferne. Sag, ob das wahr ist, Hadschi Ali! Du hast das Brüllen doch auch gehört.“
    „Es ist genauso, wie du sagst“, bestätigte der Genannte, indem er ein Gesicht zog, als ob er sich totlachen wolle.
    „Ja, ich sage die Wahrheit. Der ‚Vater des Mordes‘, der ‚Herr mit dem dicken Kopf‘, kam herbei. Die Araber und Händler versteckten sich aus Angst hinter das Gepäck, aber ich und dieser mein Freund, welcher hier neben mir steht, wir hielten tapfer zu dem ‚Vater der vier Augen‘, welcher zu seinem Gewehr gegriffen hatte, um den Löwen mit uns zu erlegen. Dieser Effendi steht hinter euch. Betrachtet ihn und laßt euch von ihm die Wahrheit meiner Worte bestätigen!“
    Die Blicke aller wandten sich auf Schwarz. Dann fuhr der Slowak fort zu erzählen, wie der Löwe erlegt worden war und die Löwin dann herbeigesprungen kam.
    „Wir glaubten, fertig zu sein“, sagte er. „Aber die Frau des Herdenwürgers hatte die Stimmen unsrer Gewehre gehört und eilte herzu, ihrem Mann zu helfen oder seinen Tod zu rächen. Das war eine große, eine entsetzliche Gefahr, nicht wahr, Hadschi Ali?“
    „Ja, es war fürchterlich“, antwortete der ‚Vater des Gelächters‘, indem er trotz der großen Gefahr, welche geschildert wurde, eine Grimasse zog, als ob er am ganzen Körper gekitzelt werde.
    Der Slowak führte seine Erzählung zu Ende und schilderte dann die Teilung des Felles.
    „Mir als dem Tapfersten fiel die vorderste Hälfte zu“, berichtete er. „Und sodann – – –“
    „Schweig!“ fiel ihm sein Freund und Genosse in die Rede. „Der Effendi war der Tapferste. Du aber bist nicht mutiger gewesen als ich. Deine Hälfte ist dir durch das Los zugefallen, weshalb wir dich noch heute wegen des großen Maules, welches der Löwe hat und welches auch du besitzt, Abu el Buz, ‚Vater des Maules‘ nennen.“
    „Schweig du selbst“, antwortete der Kleine zornig. „Mein Maul ist nicht größer als das deinige. Es ist jedenfalls ruhmvoller, den Kopf des Löwen zu haben, als den Schweif. Oder hältst du es etwa für eine große Ehre, Abu el Daneb, ‚Vater des Schwanzes‘ genannt zu werden. Sie dich nur an, wie lächerlich dich deine hintere Hälfte kleidet!“
    „Selbst lächerlich!“ schrie der andre. „Wenn du mich so fort beschimpfst, verzehre ich dich mit meinem Zorn und vernichte dich mit meinem Grimm!“
    Er wollte sein fürchterliches Gesicht machen; es bekam aber ein solches Aussehen, als ob er infolge eines guten Witzes gar nicht aus dem Lachen herauskommen könne.
    „Ich verachte deinen Zorn!“ antwortete der Kleine. „Weißt du nicht, daß ich ein berühmter Gelehrter bin und sogar Latein verstehe, wovon du keine Ahnung hast!“
    „Und ich kenne alle Völker und Dörfer der Erde, und alle Länder und Einwohner des Weltkreises nenne ich mit Namen. Mach mir das nach, wenn du es kannst!“
    „Gut! Ich werde es dir nachmachen; aber mach mir es nur erst vor!“
    „Das werde ich tun, um dich vor diesen vielen Zeugen zu blamieren, daß du dich scheuen sollst, jemals wieder einen Menschen anzusehen. Wage es doch einmal, mich nach meinen Völkern und Dörfern zu fragen!“
    „Gleich werde ich fragen! Wie heißen die Inseln, welche westlich von der großen Wüste Sahara im Meer liegen?“
    „Bilad el Adscham (Persien).“
    „Falsch! Wie heißt das Land, welches die Spitze von Afrika bildet?“
    „Bilad el Moskob (Rußland).“
    „Wie heißt das Land, welches ganz im Norden von Europa hegt?“
    „Sailan (Ceylon).“
    „Noch falscher! Und wie heißt das größte Reich der Erde, welches den Osten von Asien bildet?“
    „Dschebel el Tarik (Gibraltar).“
    Da schlug der Slowak die Hände zusammen, lachte laut auf und rief: „O du ‚Vater des Schwanzes‘, wie hast du dich jetzt so lächerlich gemacht! Die Inseln jenseits der Wüste heißen

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