26 - Die Sklavenkarawane
sie erst dann einstellten, als der Sonnenuntergang nahe war.
Als es dann zu dunkeln begann, postierte Schwarz selbst sich an den Bug seiner noch immer voransegelnden Dahabiëh, um nach dem verabredeten Zeichen auszuschauen. Aber noch bevor die Gegend erreicht wurde, in welcher es hatte gegeben werden sollen, kamen diejenigen, denen es aufgetragen war, selbst zurück. Sie legten an der Seite an und kamen an Bord. Schwarz zählte sie und sah zu seiner Freude, daß keiner fehlte. Daß sie gegen die Verabredung zurückkehrten, konnte Schlimmes bedeuten, aber auch ein gutes Zeichen sein. Darum war er sehr gespannt, den Bericht der Freunde zu hören.
„Erschrick nicht, Effendi“, beruhigte ihn der ‚Sohn des Geheimnisses‘; „es ist alles gutgegangen.“
„Hat euch niemand bemerkt?“
„Uns konnte kein Auge sehen, so gut hatten wir uns am Ufer versteckt. Ich durfte nicht nach der Seribah, weil die Dschur mich vor einigen Tagen dort gesehen hatten. Falls sie mich heute schon wieder erblickten, mußten sie Verdacht schöpfen. Darum ging der ‚Sohn der Treue‘ allein nach der Seribah, und er ist dort nur von einem einzelnen Dschur gesehen worden.“
„Aber also doch gesehen worden, und das mußte vermieden werden.“
„So hattest du freilich befohlen; aber wir fanden es ganz anders, als du gedacht hast, und so mußten wir auch anders handeln.“
„Dieser Dschur wird es Abu el Mot verraten!“
„Nein; das kann er nicht, denn Abu el Mot ist nicht mehr dort.“
„Nicht? Ist er den Aufrührern nach?“
„Ja.“
„Mit wieviel Leuten?“
„Mit allen. Die Seribah liegt so verlassen da, wie er sie gefunden hat. Nur der eine Dschur suchte in den Trümmern, ob er vielleicht noch etwas finde, was er brauchen könne.“
„Da ging ich zu ihm“, fuhr der ‚Sohn der Treue‘ fort, „um mich bei ihm zu erkundigen. Ich lief gar keine Gefahr, denn es war noch heller Tag, und ich konnte also weit um mich sehen. Ich sagte ihm, das ich von Melan gekommen sei, um mich von Abu el Mot anwerben zu lassen, und er antwortete mir, daß ich nur gleich wieder umkehren könne, da mein Wunsch nicht zu erfüllen sei.“
„Du fragtest ihn doch aus?“
„Ja. Es war ein geschwätziger Alter, welcher gar nicht auf meine Fragen wartete, sondern mir fast ganz von selbst sagte und erzählte, was ich wissen wollte.“
„Was hast du da erfahren?“
„Folgendes: Die fünfzig Aufrührer liegen mit den fortgeführten Waren und Herden zwei und eine halbe Tagesreise oberhalb der Seribah am rechten Ufer des Nils. Dort wollen sie die Rückkehr Abd el Mots erwarten, seine Leute zum Übertritt bewegen, ihm alles abnehmen und ihn vielleicht töten.“
„Haben sie das denn den Dschur gesagt, ehe sie fortzogen?“
„Nein.“
„Wie können dann diese es wissen?“
„Durch einen Unteroffizier, welcher zurückgekehrt ist, um auf Abu el Mot zu warten und es ihm zu sagen. Dieser Mann hat seinem Gebieter treu bleiben wollen, ist aber von dem alten Feldwebel und den andern gezwungen worden, mitzugehen. Er als der einzige gegen fünfzig hat gehorchen müssen, um sein Leben zu retten, ist ihnen aber bei der ersten passenden Gelegenheit entflohen. So hat er erzählt; aber ich glaube es nicht.“
„Du meinst, er lügt?“
„Ja. Er hat ganz gewiß freiwillig mitgemacht, denn als Unteroffizier hatte er einen ansehnlichen Teil der Beute zu erwarten und dann, wenn der Feldwebel eine Seribah gründet, auch eine besser als seine bisherige Stelle. Er wird sich aber unterwegs mit diesem veruneinigt haben und auf den Gedanken gekommen sein, daß es für ihn vorteilhafter sei, zu Abu el Mot zu gehen, den Unschuldigen zu spielen und sich von ihm für seinen Verrat belohnen zu lassen.“
„Dieser Verrat wird ihm keinen Vorteil bringen, denn die fünfzig, denen er entflohen ist, werden geahnt haben, was er beabsichtigt, und sogleich aufgebrochen sein, um sich vor Abu el Mot in Sicherheit zu bringen.“
„O nein. Sie halten ihn für tot. Er ist des Abends mit zweien von ihnen an das Wasser gegangen, hat so getan, als ob er hineinfalle, und ist dann untergetaucht, nachdem er einigemal um Hilfe gerufen hat. Während sie nun glauben, daß er ertrunken und von den Krokodilen gefressen sei, ist er eine Strecke davon wieder an das Ufer geschwommen und davongelaufen. Dann hat er sich aus Omm Sufah ein Floß und aus Schilf und zwei langen Ästen ein paar Ruder gemacht und ist dann schleunigst und in einer Tour nach der Seribah gefahren. Das ging abwärts
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