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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so schnell, daß er heute mittag angekommen ist, gerade, als Abu el Mot mit seinem Sandal und seinem Noqer eben auch angelangt war. Dieser war erschrocken gewesen, die Seribah verwüstet zu finden. Als er von dem Unteroffizier hörte, von wem das geschehen sei, hat er vor Wut förmlich geschäumt. Dann ist er in das Dorf der Dschur gekommen, um diese auszufragen, und darauf hat er die dreihundert Nuehrs und den Unteroffizier gleich wieder auf die Schiffe genommen und ist abgesegelt, um die Empörer zu bestrafen.“
    „So ist er also wirklich nicht mehr bei der Seribah?“
    „Nein.“
    „Auch keiner seiner Leute?“
    „Kein einziger. Ich habe mich ganz genau überzeugt, den Landeplatz gesehen und sogar auch den Wald durchsucht, solange es hell genug war. Dann kehrte ich zum Boot zurück, und wir hielten es für geraten, nicht liegenzubleiben, sondern dich zu benachrichtigen.“
    „Das war recht von euch. Aber wie kommt es, daß Abu el Mot den Wasser- und nicht den Landweg eingeschlagen hat? Die Schiffe segeln doch langsamer, als die Pferde und Kamele reiten!“
    „Er konnte keine Tiere bekommen, weil Abd el Mot sie alle den Dschur schon abgeliehen hatte. Er will Tag und Nacht segeln und glaubt, daß er in zwei Tagen an Ort und Stelle sein werde.“
    „Ich bin überzeugt, daß alles genauso ist, wie du sagst; aber ich muß ganz sichergehen und mich durch meine eigenen Augen überzeugen. Ihr rudert mich jetzt nach der Seribah zurück. Während die Schiffe langsam nachkommen, werde ich dort Umschau halten. Wie weit ist es bis dahin?“
    „In einer halben Stunde sind wir dort.“
    „Die Schiffe also in einer Stunde. So habe ich Zeit genug, mich genau umzusehen. Also wieder hinab in das Boot!“
    Die beiden Freunde begaben sich in dasselbe, und er folgte nach, sobald er sich bewaffnet und dem Raïs die nötigen Befehle erteilt hatte. Der ‚Sohn des Geheimnisses‘ führte das Steuer. Er suchte das ruhige Wasser auf, vermied die hindernde Strömung, und so entwickelte das Boot eine Schnelligkeit, welches es noch vor der angegebenen Zeit an Ort und Stelle brachte.
    Der junge Steuermann hatte beabsichtigt, den Zeitverlust, welcher mit dem Aufsuchen einer verborgenen Landestelle verbunden war, zu vermeiden und direkt nach dem Ankerplatz zu lenken. Da Abu el Mot fort war, hatte man ja nichts zu befürchten. Aber als sie sich dieser Stelle näherten, sahen sie ein großes, helles Feuer, welches dort brannte. Die Niam-niam zogen sofort die Ruder ein, und nur zwei von ihnen gebrauchten die ihrigen so, daß das Boot keine Rücktrift bekam, sondern seine Lage behauptete.
    „Ein Feuer!“ sagte Schwarz. „Wer mag sich dort befinden! Solltet ihr euch doch von dem Dschur haben täuschen lassen? Sollte Abu el Mot noch da oder doch aus irgendeinem Grund zurückgekehrt sein?“
    „Gewiß nicht!“ antwortete der ‚Sohn des Geheimnisses‘. „Er ist wirklich fort. Er ist vor Wut außer sich gewesen, und du kannst dir denken, daß er, wenn er die Verfolgung, bei der er keine Stunde versäumen darf, einmal angetreten hat, nicht wieder zurückkommen wird.“
    „Das leuchtet mir freilich ein. Es handelt sich bei ihm ja nicht nur darum, die Abtrünnigen zu bestrafen, sondern auch sein Eigentum zurückzuerhalten. Sie werden mit allem, was am Lager war, auch seine Pulvervorräte, mitgenommen haben. Ich habe mich in Diakin, wo er die beiden Schiffe mietete, genau erkundigt und da erfahren, daß er kein Pulver gekauft hat. Er hat zwar danach gefragt, aber keins bekommen können. Er ist also auf die Quantität, welche sich auf der Seribah befand, angewiesen. Ein Sklavenjäger ohne Pulver ist wie ein Elefant ohne Stoßzähne; er kann weder angreifen, noch sich recht verteidigen. Darum muß Abu el Mot sich schon aus diesem Grund beeilen, den Feldwebel baldmöglichst zu erreichen. Ich nehme also nicht an, daß er umgekehrt ist, falls es wirklich auf Wahrheit beruht, daß er aufgebrochen ist. Wer also mag sich dort am Feuer befinden?“
    „Jedenfalls nur Dschurneger.“
    „Zu welchem Zweck?“
    „Um zu fischen. Solange die Seribah bewohnt war, sind sie vom Fluß auf dem direkten Weg abgeschnitten gewesen. Sie mußten einen weiten Umweg machen, um zum Wasser zu gelangen. Darum werden sie das Versäumte nun fleißig nachholen. Der Ertrag ist des Nachts reicher als am Tag, wenn man ein Feuer anbrennt, welches die Fische herbeilockt.“
    „Du wirst wohl das Richtige vermuten; aber dennoch will ich die Vorsicht nicht außer acht lassen.

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