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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wir wollen schon hier anlegen. Dann schleichen wir uns zum Feuer, um zu sehen, wen wir vor uns haben.“
    Das Boot wurde nach dem Ufer gelenkt und dort befestigt. Die Ruderer blieben in demselben zurück. Schwarz stieg mit Abd es Sirr und Ben Wafa aus und näherte sich, von den Bäumen gedeckt, der Stelle, an welcher das Feuer brannte.
    Als sie so nahe an dasselbe gelangt waren, daß sie die dort Befindlichen erkennen konnten, hielten sie an und musterten die nächtliche Szene. Ja, es waren fünf Neger aus dem Dorf der Dschur, die sich hier befanden. Sie hatten aus Schilf ein Floß gebaut und mit einer Erdschicht belegt, um ein Feuer darauf anbrennen zu können. Dieses Floß war mehrere Schritte vom Ufer entfernt, im Wasser verankert und trug nur einen Mann, welcher die Flamme zu unterhalten hatte. Die übrigen lagen am Ufer und spähten in das bis auf den Grund erleuchtete Wasser, um, die kleineren Fische unbeachtet lassend, die größeren zu Speeren oder, falls dies nötig war, mit einer kurzen, widerhakigen Lanze, an welcher sich eine Leine befand, zu harpunieren. Sie hatten schon eine reiche Beute gemacht. Man sah beim Schein des Feuers eine Anzahl Fische in der Größe von zwei Fuß bis über zwei Ellen am Ufer liegen.
    „Gehen wir hin?“ fragte der ‚Sohn des Geheimnisses‘.
    „Noch nicht“, antwortete Schwarz. „Ich will auch nicht das mindeste versäumen und möchte also vorher hinauf, wo die Seribah gelegen hat.“
    „So komm! Es ist nicht weit. In einer Minute sind wir durch den Wald.“
    Sie stiegen leise am Ufer empor. Als sie den Rand des Waldes erreichten, sah Schwarz die Brandstätte vor sich liegen. Nichts regte sich auf und bei derselben. Er konnte gar nicht zweifeln, daß Abu el Mot den Ort verlassen habe, und kehrte also zufriedengestellt zum Feuer zurück.
    „Bleibt hier stehen“, sagte er. „Diese Leute kennen euch, weil ihr schon in ihrem Dorf gewesen seid, und brauchen euch nicht zu sehen. Sprechen sie arabisch?“
    „Viele von ihnen nicht. Der Dickt aber, welcher dort in der Mitte liegt, ist der Häuptling, welcher diese Sprache zur Genüge versteht, um dir Auskunft geben zu können.“
    Schwarz trat unter den Bäumen hervor und grüßte die Schwarzen. Sie erschraken außerordentlich, als sie so unerwartet eine fremde Stimme hinter sich hörten. Sie sprangen auf, und als sie die hohe, breite Gestalt des Deutschen erblickten, erhoben sie ein lautes Angstgeschrei und flohen, alles im Stich lassend, von dannen. Auch den einen, welcher sich auf dem Leuchtfloß befand, ergriff ein solcher Schreck, daß er sich kopfüber in das Wasser warf und, gar nicht an die hier so häufigen Krokodile denkend, eine Strecke abwärts schwamm, um dort ans Ufer zu gehen und schleunigst zu verschwinden. Es war das in der Nähe des Bootes, dessen Insassen es aber für geraten hielten, ihn ihre Anwesenheit nicht bemerken zu lassen.
    Nur einer war nicht entkommen, nämlich der dicke Häuptling. Sobald dieser Miene gemacht hatte, davonzulaufen, war er von Schwarz mit starker Hand bei der Haarfrisur ergriffen und festgehalten worden. Er wehrte sich nicht; er wagte keine einzige Bewegung; aber er heulte vor Angst so entsetzlich, daß seine Stimme wohl bis weit über das jenseitige Ufer drang.
    „Sei still!“ gebot Schwarz dem Negerhäuptling. „Ich tu dir nichts.“
    „Ja Scheïtan, ja Scheïtan, ja Scheïtan el mlih, amahn, amahn, rahmi – o Teufel, o Teufel, o guter Teufel, Gnade, Gnade, Erbarmen!“ zeterte er, indem er weder von der Stelle zu gehen noch sich zu rühren wagte.
    „So schweig doch Bursche! Ich bin nicht der Scheïtan, sondern ein Mensch wie du. Es soll dir nichts geschehen. Du sollst mir nur einige Fragen beantworten, und dann gehe ich wieder.“
    „So geh, geh gleich jetzt; ich bitte dich!“
    Er sagte das in so angstvoll flehendem Ton, daß Schwarz lachen mußte. Doch hielt der letztere ihn noch immer fest, um ihn an der Flucht zu verhindern, indem er antwortete: „Ich gehe, doch erst dann, wenn du mir Bescheid gegeben hast. Je schneller du mir Auskunft gibst, desto eher wirst du frei von mir sein.“
    „So frag, frag rasch!“
    „Gut! Aber ich erwarte, daß du mir die Wahrheit sagst. Belügst du mich, so binde ich dir Hände und Füße zusammen und werfe dich als Speise für die Krokodile in das Wasser!“
    „Ich schwöre dir, daß ich dich nicht belügen werde!“ versprach der Dicke, welcher zitternd zu Boden blickte und noch immer nicht wagte, dem Deutschen in das Gesicht zu

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