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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Lehre von den Fischen und Phrenologie die Lehre vom Bau des Gehirnes.“
    „Das wird seinte ganz egal! Warum soll habte stets nur ich unrecht, immerwährendes? Konnte sich nicht irren auch Mensch, andrer? Besitze Fisch nicht auch Gehirn, inwendiges. Wernte also sein Ichthyologie und Phrenologie dasundeinselbiges!“
    Da war es mit der Geduld Pfotenhauers zu Ende. Er sprang auf und rief: „Schweig, Kerl, sonst fall' ich augenblicklich in sämtliche Ohnmächten! Solchen Unsinn zu hören, das treibt einem ja den ganzen Haarwuchs in die Alpen! Was muß ich wohl verbrochen haben, daß ich diese Art von Straf ausstehen soll? Erstens dieses Wendehalsdeutsch, sodann diese wahnsinnige Verwechslung der Worte und Begriffe und dann endlich gar, was das Allerbeste bei dera G'schicht ist, die Unverfrorenheit, mit welcher dieser Patenthottentott den Unsinn vorbringt und sich für klug und weise hält! Wenn's in dem guten Ungarn noch mehr solche Kerle gibt, so mögen's nur gleich in die Donau springen und sich mit Stumpf und Stiel versaufen, sonst ist's um Österreich g'schehen. Latein will der Mensch verstehen? Der kann ja nit mal den Frosch von der Gans unterscheiden! Lauf, Bursch, lauf, daß du fortkommst, mir schnell aus den Augen! Wannst nit gleich gehst, so stopf' ich dich in meine Tabakspfeif und blas' dich hinaus in alle Welt, du Homunkulus, winziger!“
    Er war ganz im Ernst zornig geworden. Er stand in drohender Haltung da, und seine Nase unterstützt ihn auf das kräftigste, indem sie sich schnaubend bewegte.
    Aber der Kleine kannte keine Furcht. Er wich nicht, sondern blickte ihm fest in das Gesicht. Über die ganze Rede des Grauen hinweggehend, hielt er nur das eine Wort Homunkulus fest, welches er jedenfalls auch einmal aus dem Munde Wagners, seines früheren Herrn, gehört hatte.
    „Was hatt sie gesagte?“ fragte er. „Ich soll verflüchtete vor Person, Ihriger? Das fällte mir nicht in Kopf meinigen! Ich hatt erschießte Löwen, raubtierlichen, und werd' also nicht fürchten Mensch, unhöflichen! Wenn Sie gewollte schimpfte Ehre meinige, so gemüßte Sie wählen Wort, andres! Homunkulus seinte nicht Schimpf, beleidigender. Ich hatt wüßte sehrrr genau, was bedeutet Homunkulus. Ich hatte dazu sogarr gelernte, was heißt Ranunkulus!“
    „So! Dann einmal heraus damit! Was ist denn Homunkulus? Ich bin begierig, was da wiederum für Unsinn aus dera Tür fallen wird.“
    „Es wernte nicht sein Unsinn, lächerlicher, denn ich hatt studiumtierte Gelehrsamkeit, pflanzliche. Homunkulus hatt heißte Hahnenfuß in Sprache, deutscher.“
    „Ah, das ist gut! Und Ranunkulus?“
    „So wernte genannt Mensch, kleiner und elendiger.“
    „Aber das ist ja abermals verkehrt!“ schrie der Graue ganz empört. „Umgedreht ist es richtig! Du bist a G'schöpf, bei dem das Fell nach innen und das Fleisch nach außen schaut. Soll ich dich etwa mal umwenden, du Humunkuranunkulus? Lust hätt ich alleweil sogleich dazu!“
    „Ich bedaure sehrrr! Bei mir hatt nicht bedürfte Umwendung, herauswärtsige. Ich hatt befindet mich in Zustand, normaligen; aber ich kann nicht wüßte, ob sich erweiste Zustand, Ihriger, als stilltezufriedener oder regeltezuwidriger. Gleich als Sie mich hatt getreffte an Abend, gestrigem, warrr Sie geweste von Manier, beleidigender. Sie scheinte nicht können lieben Person, meinige; darum ich werte halten zurück mich in Entfernung, vornehmer und reservierten!“
    Er machte dem Grauen eine tiefe Verbeugung und schritt stolz davon. Das brachte diesen wieder zu sich. Sein Zorn war mit einemmal verschwunden; er erfaßte die Sache in ihrer ganzen Komik und brach in ein herzliches Lachen aus, in welches Schwarz einstimmte, indem er sagte: „So ist's recht, bester Nazi! Ich begreife keinen, der sich über diesen Patenthottentotten, wie Sie ihn nannten, ärgert.“
    „Und so ist's auch von Ihnen recht“, antwortete Pfotenhauer. „Bester Nazi! Das laß ich mir g'fall'n; so will ich's hab'n! Und ärgern werd' ich mich ganz g'wiß nit mehr. Wie dieser Mensch nur auf den Blödsinn kommen ist?“
    „Er wahr jahrelang der Diener des bekannten Matthias Wagner. Er hat diesem sammeln helfen und dabei eine Menge wissenschaftlicher Ausdrücke und Benennungen gehört. Da sein Gedächtnis leider, nämlich nur für diesen Fall leider, ein sehr gutes ist, so hat er diese Worte und Namen alle behalten; aber sie liegen wirr und bunt durcheinander in seinem Kopf aufgestapelt, und so zieht er, wenn er eins davon erwischt,

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