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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Scheïtan, sondern ein sehr wohltätiger Mensch. Du bist gütiger und verständiger als der fremde Weiße, welcher mir Geld versprach und doch nur armselige Perlen gab. Ich sehe ein, daß ich mich vor dir nicht zu fürchten brauche.“
    „Ja, rufe oder hole deine Leute wieder her und fische ruhig fort. Ich gehe jetzt. In kurzer Zeit wirst du drei Schiffe hier vorüberfahren sehen; aber auch vor diesen brauchst du dich nicht zu ängstigen. Sie werden nicht anhalten.“
    „Schiffe? Wem gehören sie? Wo kommen sie her, und wo wollen sie hin? Vielleicht zu einer Sklavenjagd?“
    „Nein. Es befinden sich keine Sklavenjäger, sondern nur gute Menschen auf denselben!“
    „Und werden sie wirklich nicht hier halten?“
    „Nein. Verlaß dich auf mein Wort. Gute Nacht!“
    Er ließ ihn stehen und trat in das Dunkel des Waldes zurück. Seine beiden Begleiter hatten von dem nahen Baum aus, unter welchem sie verborgen gewesen, die Unterredung angehört. Als er nun mit ihnen nach dem Boot ging, bemerkte der ‚Sohn der Treue‘: „Effendi, jetzt erkenne ich, daß ich nicht klug gewesen bin, als ich vorhin mit dem Dschur sprach.“
    „Inwiefern?“
    „Ich habe nur nach Abu el Mot gefragt, nicht aber nach den andern nötigen Dingen, die du jetzt erfahren hast. Nun wissen wir alles.“
    „Ja, ich weiß nun freilich viel, viel mehr als ich erfahren zu können glaubte. Es war ein Glück, daß diese Leute sich hier befanden.“
    Sie hatten das Boot erreicht, stiegen ein und ruderten zurück. Aber die Strecke, welche sie zu fahren hatten, war nicht groß, denn schon nach kurzer Zeit sahen sie das Licht der Dahabiëh und dann auch diejenigen der beiden Noqer erscheinen. Um Hasab Murat zu unterrichten, ließ sich Schwarz zunächst an das Schiff desselben und dann erst nach der Dahabiëh rudern. An Bord gestiegen, gab er dem Raïs die nötigen Befehle.
    Am Bug der drei Schiffe brannten große Feuer, um das Fahrwasser zu erleuchten. In dem Schein, welchen sie auf den Strom warfen, sah man häufig Fische emporschnellen. Der Wind war von Anfang an sehr günstig gewesen und war es noch jetzt. Er spielte mit der Flamme drüben am Ufer, an welchem man die Dschur stehen sah, welche mit ihren Blicken die vorüberpassierenden Schiffe verfolgten.
    Oft, wenn man eine Krümmung des Flusses erreichte, wurde der Wind von der vorspringenden Uferspitze abgefangen, und die Segel fielen schlaff zusammen. Später, gegen Mitternacht, schlief der Luftstrom plötzlich ein, ohne wieder zu erwachen. Das war fatal, und es gab dabei nur den Trost, daß Abu el Mot unter derselben Flaute zu leiden hatte und also auch nicht vorwärts kommen konnte.
    „Jetzt fehlt nix als a Remorqueur, der uns von dannen schleppt“, sagte der Graue zu Schwarz. „Wanns' nur wenigstens Tag wär', daß wir uns am Zugseil schleppen lassen könnten, wo das Ufer dazu paßt. Wie weit ist denn eigentlich Abu el Mot vor uns?“
    „Er ist eine Stunde vor Sonnenuntergang von der Seribah abgesegelt. Zwei Stunden später kamen wir dort vorüber; also beträgt der Vorsprung nur drei Stunden.“
    „So holen wir ihn morgen ein.“
    „Ganz gewiß.“
    „Und was gedenken S' da zu tun? Ihn anzugreifen?“
    „Ja.“
    „Mein Plan wär' ganz anders.“
    „Wie denn?“
    „Ich ließ ihn ruhig voraus bis zum Lager des Feldwebels. Dort würden sich die beiden einander umbringen, denn ohne Gegenwehr wird sich der Abtrünnige wohl nit ergeben, und wann s' sich dann halb derwürgt haben, fallen wir über sie her.“
    „Diesen Gedanken habe auch ich gehabt, aber er taugt nichts.“
    „Was? Er taugt nix? Das ist kein großes Lob und Kompliment für mich!“
    „Überlegen Sie sich die Sache; dann werden Sie finden, daß ich recht habe.“
    „Das seh' ich nit so schnell ein. Wann S' vorher Abu el Mot angreifen, so müssen S' nachher extra noch den Feldwebel überfallen. Das kann doch lieber gleich mit einemmal abgemacht werden.“
    „Daß ich ein Tor wäre! Mit unsern drei Schiffen und vierhundertfünfzig Mann sind wir Abu el Mot überlegen. Er hat wenig Gewehre und fast kein Pulver, während wir mit beidem wohl versehen sind. Wir können also, wenn wir ihn auf dem Fluß fassen, kurzen Prozeß mit ihm machen, ohne befürchten zu müssen, große Verluste zu haben. Lassen wir ihn aber bis zum Maijeh kommen, so gelangt er zu Blei und Pulver, und wenn er in allem auch kaum dreißig Gewehre zusammenbringt, so ist das ganz hinreichend, ein halbes Hundert von uns oder gar noch mehr zu töten. Das will

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