26 - Die Sklavenkarawane
Weges zurückgelegt, so blieb er plötzlich stehen, deutete nach rechts auf eine junge, umgebrochene Farnpflanze und sagte in leisem Ton: „Halten Sie an! Hier muß jemand gegangen sein.“
„Möglich“, antwortete Pfotenhauer gleichgültig, aber ebenso leise.
„Sie scheinen das sehr leichtzunehmen?“
„Meinen S', daß ich diese Kleinigkeit schwernehmen soll?“
„In unsrer Lage muß man auf alles achten.“
„Es wird jemand von unsern Leuten g'wesen sein.“
„Nein. Hierher ist niemand gekommen.“
„So ist halt irgendaan Tier vorüberg'laufen und hat den Farn umgeknickt.“
„Wollen es untersuchen.“
„Wenn es Ihnen Spaß macht, meinetwegen. Ich geh' indessen weiter.“
„Nein, bitte, mein Lieber, warten Sie eine kleine Weile!“
Er bückte sich nieder, um die feuchte, sumpfige Erde zu untersuchen. Als er sich wieder aufrichtete, hatte sein Gesicht einen bedenklichen Ausdruck angenommen. Pfotenhauer sah das und fragte darum: „Was gibt's? Was haben S' g'schaut. Ihr G'sicht gefallt mir nit.“
„Es ist ein Mensch hier gewesen, barfuß und vor ganz kurzer Zeit.“
„Nit gestern schon?“
„Nein, denn in diesem Fall würde der Tau an dem Farn haften; da derselbe aber abgestrichen ist, so wurde die Pflanze abgebrochen, nachdem es getaut hat.“
„Wer weiß, wer uns g'sucht hat. Man hat uns vermißt, und so ist uns jemand nachg'laufen.“
„Nein. Die Fährte führt nicht vom Lager her, sondern zu ihm hin. Folgen wir ihr, und vermeiden wir dabei jedes Geräusch!“
Er schritt wieder voran, langsam, um die Spur nicht zu verlieren. Diese folgte genau der Richtung, aus welcher er vorhin mit Pfotenhauer gekommen war; dann führte sie nach links ab, wo sie nun viel leichter zu erkennen war. Schwarz blieb stehen, deutete auf die Eindrücke nieder und flüsterte seinem Gefährten zu: „Der Betreffende ist ein dummer Mensch. Er ist bisher fast genau in unsre Spuren getreten und muß also wissen, daß sich zwei Menschen vom Lager entfernt haben. Wenn diese zurückkehren, müssen sie doch unbedingt die deutliche Fährte sehen, welche er von hier an zurücklassen muß.“
„Vielleicht gehört er doch zu uns und hat also keine Veranlassung, so außerordentlich vorsichtig zu sein.“
„Wäre dies der Fall, so wäre er ausgegangen, um uns zu suchen, und also unsrer Fährte gefolgt; auch hätte er gerufen. Da dies nicht geschehen ist, so haben wir es ganz gewiß mit einem Fremden zu tun und müssen also vorsichtig sein. Schauen Sie scharf vorwärts, damit wir ihn eher bemerken als er uns.“
Sie wandten sich nun auch nach links, welche Richtung sie zwischen das Lager und die Spitze des Maijeh bringen mußte. Dort war gestern abend zwischen den Büschen alles niedergetreten worden, ein Umstand, welcher das Suchen auf einer neuen Fährte, die dort kaum zu erkennen war, sehr erschweren mußte; darum schritt Schwarz so schnell wie möglich vorwärts, um den Betreffenden noch vorher zu erreichen.
Das Schilf trat nun zurück; die Bäume standen licht und ziemlich weit auseinander, und über den feuchten Humusboden zog sich ein weiches, dichtes Flechtengewebe hin, welches die Fußeindrücke tief aufgenommen hatte. Die beiden schritten von Baum zu Baum, hinter den Stämmen Deckung suchend. Eben wollte Schwarz hinter einem mehr als mannsstarken Lubahn hervortreten, um den nächsten Baum in schnellen Sprüngen zu erreichen, da hielt der Bayer ihn hinten fest und raunte ihm hastig zu: „Bleiben S' da! Ich hab' den Kerl jetzt g'schaut.“
„Wo?“ fragte Schwarz leise zurück, indem er schnell wieder hinter den Baum trat.
„Es ist möglich, daß ich mich geirrt hab', aber ich glaub's halt nit. Zählen S' mal sechs Bäume geradeaus; dann steht rechts davon wiederum aan Lubahn, fast noch stärker als dieser hier, an dem wir stehen. Dort hat sich was bewegt, und ich denk', es wird der Kerl sein, den wir suchen.“
Schwarz blickte nach der angegebenen Richtung; sein Auge war schärfer und auch geübter als dasjenige Pfotenhauers; er sah nicht nur den Baum, sondern auch den Mann, der an demselben stand.
„Sie haben recht“, flüsterteer dem Gefährten zu. „Es steht jemand dort.“
„Wer ist's?“
„Das weiß ich freilich nicht. Jedenfalls ist's keiner, der zu uns gehört. Er trägt einen Mantel von Affenfellen, ganz von der Farbe der Baumstämme, so daß er nicht leicht von dem Lubahn zu unterscheiden ist.“
„Weshalb bleibt er dort stehen? Warum geht er nit weiter?“
„Vielleicht hat er
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