26 - Die Sklavenkarawane
solcher Macht, da muß alle Angst verschwinden, und ich biete dir meine Dienste und meine Krieger an, um mit ihnen für dich gegen Abu el Mot zu kämpfen.“
Er hatte mit Begeisterung gesprochen, und die linke Hälfte seines Gesichtes glänzte vor Freude. Das war nichts Gemachtes; das war keine Verstellung, und dennoch antwortete Schwarz: „So bist du also nicht ein Freund von Abu el Mot?“
„O nein, sondern ich hasse ihn.“
„Und dennoch kommst du, um mit seinem Feldwebel Handel zu treiben?“
„Handel?“ lachte der Mann grimmig. „Ja, handeln wollte ich, aber nicht wie der Feldwebel es dachte. Ich habe nichts zum Bezahlen mitgebracht. Ich wollte diese Hunde überfallen und töten. Darum wurde ich zornig, als ich hörte, daß sie und ihre Habe bereits in deine Hände gefallen seien. Nun aber magst du alles behalten; ich gönne es dir. Sage mir nur, wo Abu el Mot sich befindet. Es kann nicht so gut wie früher mit ihm stehen, da der Feldwebel von ihm abgefallen ist. Nur dies gab mir den Mut, aus dem versprochenen Handel einen feindlichen Überfall werden zu lasen.“
„Wie ist dein Name?“
„Abu ed Dawuhs, weil ich nur mit der Keule zu kämpfen pflege und noch keiner mich in dieser Waffe überwunden hat.“
„Und wie viele Männer hast du jetzt bei dir?“
„Zweihundert!“
„So viele brauchtest du, um fünfzig zu überfallen?“
„Zum Überfallen allein nicht, denn, Herr, wir sind keine Feiglinge; aber zum Transport der Tiere braucht man viele Menschen, und es mußte alles sehr schnell gehen und jede Spur rasch verwischt werden, da Abu el Mot nicht erfahren durfte, was hier an diesem Maijeh vorgegangen war. Der Feldwebel mußte mit allem, was bei ihm war, spurlos verschwinden, und um dies zu bewerkstelligen, sind vierhundert Hände nicht zuviel. Willst du Vertrauen zu mir haben? Sag mir, was du beschlossen hat!“
Schwarz band ihm die Fessel auf und antwortete dabei: „Ich gebe dir die Freiheit. Finde ich alles so, wie du sagst, so sollst du mein Verbündeter sein und an meiner Seite stehen, wenn Abu el Mot als Besiegter vor mir im Staub liegt.“
„Herr, ich habe die Wahrheit gesagt. Erlaube, meine Begleiter herbeizuholen, damit einer derselben zurückreiten und den Kriegern melden kann, welche Änderung eingetreten ist!“
„Das hat noch Zeit. Du sprichst vom Reiten. Sind deine Leute zu Pferd?“
„Nein, sondern auf Kamelen. Auch habe ich Kamele mitgebracht, welche bestimmt waren, den Raub zu tragen, welchen wir hier machen wollten!“
„Ihr werdet auch einen Teil davon bekommen. Daß du so viele Kamele bei dir hast, das ist mir lieb, denn das wird unseren Zug beschleunigen.“
„Wohin?“
„Nach Ombula im Belanda-Land, Abd el Mot ist dort und hat das Dorf zerstört, die Unbrauchbaren getötet und die Kräftigen zu Sklaven gemacht.“
Der ‚Vater der Keule‘ stand einige Augenblicke bewegungslos; dann schrie er förmlich auf: „Das möge Allah verhüten, denn wir leben mit den Belanda im Bund und haben Verwandte dort!“
„Allah hat es nicht verhütet, denn es ist ja bereits geschehen.“
„Weißt du das genau?“
„Ja. Gestern abend kam ein Bote hierher, um es zu erzählen. Abd el Mot steht im Begriff, noch weitere Sklaven zu machen, und Abu el Mot befindet sich auf dem Weg zu ihm.“
„Dann laß uns schnell aufbrechen, Herr, um diesen Hund umzubringen! Wir sind ja nun mächtig genug, dies zu tun.“
„Wir werden noch heute den Zug beginnen. Komm jetzt mit hin zu den anderen, wo wir das übrige besprechen können.“
Sie hatten bis jetzt noch am Rande des Gebüsches gestanden. Nun begaben sie sich mitten in das Lager, wo die Leute des Feldwebels noch gebunden an der Erde saßen oder lagen. Als der letztere den neuen Ankömmling erblickte, rief er aus: „Der Scheik, welchen wir erwarten! Das ist gut, denn er wird zu unsrem Besten reden.“
Der Scheik aber versetzte ihm einen derben Fußtritt und antwortete: „Schweig, du Abkömmling eines räudigen Hundes! Euch ist ganz recht geschehen. Und hätte nicht dieser fremde Emir euch gefangengenommen, so wäret ihr von mir erwürgt worden. Mögt ihr dereinst in dem Feuer brennen, welches ewig schmerzt und niemals tötet!“
Alle Anwesenden blickten auf den Scheik, keiner aber mit solchen Augen und solchem Ausdruck wie Abd es Sirr, der ‚Sohn des Geheimnisses‘. Er hatte mit dem ‚Sohn der Treue‘ abseits gesessen und war, als er den Fremden erblickte, aufgesprungen, um den Blick nicht wieder von ihm zu
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