Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
haben den Feldwebel mit seinen Leuten gefangengenommen.“
    „So ist auch alles, was er hat, in deine Hand geraten?“
    „Ja. Du wirst aber trotzdem deine Absicht erreichen, denn ich bin gewillt, den Handel nun meinerseits mit dir abzuschließen.“
    Die übriggebliebene Hälfte des Gesichtes verzog sich unter dem Einfluß des Zornes zur häßlichen Fratze, und der Mann antwortete: „Allah verdamme dich! Du bist mir zuvorgekommen, wirst aber den Raub nicht lange behalten. Gib mich augenblicklich frei, sonst müßt ihr alle, du und deine Leute heute zu der Stunde, da die Sonne am höchsten steht, in die Hölle wandern!“
    „Wer soll uns die Tür derselben öffnen?“
    „Meine Krieger, welche mit Macht über euch kommen werden, wenn ich nicht bald zu ihnen zurückkehre.“
    „Wie groß ist ihre Zahl?“
    „Ich gebiete über mehr Männer, als deine Leute Finger und Zehen haben.“
    „Also neunmal mehr! Weißt du denn, wie viele Personen unter meinem Befehl stehen?“
    „Ich brauche es gar nicht zu hören; ich kann es mir schon denken. Also gib mich frei, sonst seid ihr verloren.“
    „Und wenn ich dir diesen Wunsch erfülle, was wirst du dann tun?“
    „Es ist nicht ein Wunsch, sondern ein Befehl, welchem du gehorchen wirst. Dann werde ich den Raub, den du dem Feldwebel abgenommen hast, mit dir teilen.“
    „Hm!“ lächelte Schwarz. „Wo befinden sich deine Leute?“
    „Einige von ihnen sind ganz nahe hier; ich ließ sie zurück, als ich ging, das Lager zu erforschen. Komme ich nicht sehr bald zu ihnen, so werden sie der Hauptschar, welche unterwegs ist, entgegeneilen, um sie zu benachrichtigen, daß ich in die Hände der Feinde gefallen bin. Dann wird weder Allah noch werde ich Erbarmen mit euch haben.“
    „Du sprichst im Ton eines Emirs, welchem Tausende von Kriegern folgen; das ist unvorsichtig von dir, denn nicht ich bin verloren, sondern du wirst es sein, wenn du meinen Zorn erregst. Du verheimlichst mir die Anzahl deiner Leute, ich will dir offen zeigen, über wie viele ich gebiete. Steh auf und folge mir!“
    Schwarz sprach diese Aufforderung aus, weil soeben vom Wasser her eine laute, befehlende Stimme erklungen war und er also annehmen konnte, daß die Schiffe im Anzug seien. Er zog den Gefangenen von der Erde auf und führte ihn, natürlich von Pfotenhauer gefolgt, dem Ufer zu. Dort suchte er eine Stelle, welche einen freien Durchblick bot, und sah, daß er sich nicht geirrt hatte. Man sah die Schiffe nahen, von Kähnen geschleppt und von einem günstigen Morgenwind getrieben. Die Kähne waren voller Ruderer, und auf den Decks der großen Fahrzeuge wimmelte es von Menschen.
    „Alla akbar! So viele Schiffe!“ rief der Mann erstaunt und betroffen. „Wer sind die vielen Menschen, und was wollen sie hier?“
    „Sie wollen deine Krieger vernichten, sobald diese ankommen. Jetzt sage dir selbst, wer in die Hölle wandern wird, wir oder ihr.“
    „Das ist ja eine wirkliche Flotte von Schiffen und eine ganze Armee von Kriegern!“
    „Komm weiter! Ich will dir noch mehr Menschen zeigen.“
    Er faßte ihn am Arm und führte ihn nach dem Lager. Als sie durch die Büsche ins Freie traten und der Mann die unerwartete Zahl der Anwesenden erblickte, rief er aus: „Da kommt ein wirkliches Heer zusammen! Herr, willst du den Sudan erobern?“
    „Nein, ich will nur Abu el Mot bestrafen.“
    „Abu el Mot?“ erklang es schnell. „Weiter willst du nichts?“
    „Nein.“
    „Du willst nicht die Dörfer der Bongo überfallen?“
    „Nein. Ich will nur Abu el Mot unschädlich machen. Sobald dies geschehen ist, ziehen wir wieder fort.“
    „Willst du das beschwören?“
    „Ja.“
    „Bei deinen Ureltern und bei deinem Bart?“
    „Gern und sofort.“
    „So segne dich Allah und verleihe dir einst den weichsten Platz im siebenten seiner Himmel! Wären meine Hände nicht gebunden, so würde ich dich umarmen und dich bitten, mich als deinen Freund und Verbündeten zu betrachten.“
    „Ist dies dein Ernst?“
    „Mein heiliger Ernst, Herr. Die Seriben sind wahre Höllen für die armen Bewohner dieses Landes, und Abu el Mot ist der oberste dieser Teufel in Menschengestalt. Niemand hat die Macht oder den Mut gehabt, sein Gegner zu werden, und so hat er das ganze Land in Ketten und Banden geschlagen. Wonach sein Herz begehrt, das nimmt er; jeder muß ihm gehorchen, und wer das nicht tut, der ist verloren, denn er wird entweder getötet oder in die Sklaverei geschleppt. Nun aber ein Emir kommt wie du, mit

Weitere Kostenlose Bücher