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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er sich um und fragte: „Was werdet ihr nun tun?“
    „Das wirst du sehr bald erfahren.“
    „Etwa auf uns schießen?“
    „Allerdings.“
    „Nein, das werdet ihr nicht.“
    „Wer soll uns hindern?“
    „Eure Klugheit, denn sobald von euch der erste Schuß fällt, werde ich deinen Bruder töten lassen!“
    „Und beim zweiten Schuß wird wohl der Elefantenjäger ermordet?“ fragte Schwarz lachend, obgleich es ihm nicht sehr lustig zumute war.
    „Allerdings. Und dann kommt es noch anders.“
    „Wie denn?“
    „Bei jedem nächsten Schuß wird einer der Sklaven erstochen, welche ihr doch befreien wollt. Ihr werdet also ganz das Gegenteil von dem erreichen, was ihr beabsichtigt.“
    Er machte eine höhnische Gebärde und fügte dann hinzu: „Seht ihr nun, wer sich in der Hand des andern befindet, ich in der eurigen oder ihr in der meinigen?“
    „Das erstere jedenfalls.“
    „Was? Du bist wirklich wahnsinnig!“
    „Und du befindest dich in einer großen Täuschung, denn der erste, den meine Kugel trifft, wirst du sein, und der zweite ist Abd el Mot. Mir scheint, du weißt bereits, wie gut ich schieße!“
    „Schieß meinetwegen wie der Scheïtan; ich kehre mich nicht daran! Oder meinst du, daß ich mich so hinstelle, daß du nur auf mich zu zielen brauchst? Ich lache über deine Drohung!“
    „So versteck dich und morde, so viele Personen du morden willst! Wir werden es also anders machen. Wir werden deine Leute erschießen, einen nach dem andern. Du und Abd el Mot werdet übrigbleiben. Welches Todes ihr dann aber sterben werdet, danach frage nicht!“
    „Droh nur immerzu; ich weiß doch, was ich davon zu halten habe. Du wirst deinen Bruder nicht töten lassen!“
    „Ich kann ihn nicht retten, also mag er sterben!“
    „Versuch nicht, mich zu täuschen! Ich bin meiner Sache so gewiß, daß ich mich herbeilasse, dir einen Vorschlag zu machen.“
    „Ich mag ihn nicht hören. Du hast dich gar nicht herbeizulassen.“
    „So verstopfe deine Ohren, und die andern mögen ihn hören. Ich will deinen Bruder freigeben und den Elefantenjäger auch. Sie sollen auch ihr Eigentum zurückerhalten.“
    „Und was forderst du dafür?“
    „Zieht fort, und laßt mich in Ruhe!“
    „Das werden wir nicht.“
    „So möge euch der Scheïtan fressen. Ich sage euch mein letztes Wort, indem ich wiederhole, daß dein Bruder beim ersten Schuß sterben wird!“
    „Und ich sage euch mein letztes, indem ich dir mitteile, daß ich dir jedes Glied einzeln vom Körper reißen lasse, wenn du ihm nur ein Haar seines Hauptes krümmst. Nun kannst du gehen.“
    „Ja, ich gehe. Hüte dich vor meiner Rache; ich scherze nicht!“
    Er drängte sich durch die schmale Öffnung des Verhaus und schritt hocherhobenen Hauptes in die Schlucht hinein. Der Slowak nahm sein Gewehr auf und fragte: „Soll ich erschießte Kerl, frechen und unverschämigten? Seinte dann sofort aus Geschichte, ganze und alle!“
    „Nein“, wehrte Schwarz ab. „Ich habe ihm mein Wort gegeben, und das gilt. Meineidig werde ich nicht.“
    „G'wiß!“ stimmte Pfotenhauer bei. „Das gegebene Wort müssen wir leider halten, doch auch ich möcht ihm am liebsten gleich einige Kugeln auf den Pelz brennen. Den Kerl so hier in den Händen haben und ihn doch wieder laufenlassen zu müssen, das geht mir halt stracks gegen den Strich. War das a frecher und unverschämter Patron! Anstatt klein beizugeben, hat er halt grad so getan, als ob er nur lauter Bittschriften zu unterzeichnen hätt'. Was soll denn nun g'schehen? Meinen S' daß er wirklich tut, was er g'sagt hat?“
    „Nein.“
    „Oho! Ich trau's ihm zu.“
    „Ich nicht.“
    „So halten S' ihn für besser, als er wirklich ist.“
    „Das nicht; aber ich halte ihn für zu klug, seine Drohung auszuführen.“
    „Wieso wäre das unklug?“
    „Weil er dann auch unsrerseits auf keine Gnade zu rechnen hätte.“
    „Ja, das ist schon wahr. Aberst was nützt uns die Rach', wann wir mit derselben die Toten nicht wieder lebendig machen können?“
    „Er weiß, daß er uns nicht entkommen kann. Ich habe ihn scharf beobachtet und es ihm angesehen, daß er diese Überzeugung hegt. In seinen Händen liegt nur ein einziger Trumpf; er hat ihn uns gezeigt, doch zweifle ich sehr daran, daß er ihn auch wirklich ausspielen wird. Es wäre sein sicherer Untergang.“
    „Möglich, daß er es unterläßt, doch ist ihm alles zuzutrauen und – – – was ist das? Da kommt er ja schon wieder!“
    Es war so; Abu el Mot kam zurück,

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