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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber nicht ganz heran. Er blieb vielmehr in Rufweite stehen und fragte: „Darf ich wieder frei zurück, wenn ich noch einmal hinkomme?“
    „Ja“, antwortete Schwarz.
    »Dummheit!« raunte Pfotenhauer ihm zu. »Jetzt hatte er unser Wort nicht, und so konnten wir ihn wegputzen!«
    „Dazu ist es nun zu spät. Ich habe mein Versprechen erneuert. Übrigens ist seine Rückkehr ein Beweis, daß ich richtig geurteilt habe.“
    Der Alte kam bis an die Lücke heran, durch welche er aber nicht kroch, und sagte: „Was würdet ihr mit mir tun, wenn ich mich euch gefangen gäbe?“
    „Wir würden dein Leben schonen“, antwortete Schwarz.
    „Und mir die Freiheit geben?“
    „Nein. Ich würde dich nach Faschodah abliefern.“
    „Ah! Zum ‚Vater der fünfhundert‘?“
    „Ja. Ich habe es ihm versprochen.“
    „Du bist sehr aufrichtig. Ich danke dir. Tu, was du willst; du wirst mich nicht lebendig in deine Hand bekommen!“
    Er ging wieder fort, ohne den Kopf zu wenden. Er mußte sehr fest überzeugt sein, daß man ihm keine Kugel nachsenden werde.
    „Das ist die Frechheit doch allzuweit getrieben!“ zürnte Pfotenhauer. „Die Sicherheit dieses Halunken könnt' mir die ganze Gall' in den Magen treiben. Hätten S' nur nit so gar schnell ja g'sagt, so lag' er jetzund dort im Gras, mit meiner Kugel im Leibe!“
    „Lassen Sie es gut sein!“ bat Schwarz. „Daß er mit dieser Frage zurückkehrte, stellt mich für jetzt vollständig zufrieden.“
    „Aber wir sind nit weiter 'kommen, als wir vorher waren!“
    „Das mag sein; aber wir werden nicht auf dem jetzigen Punkt stehenbleiben.“
    „So laufen S' also schnell weiter, und nehmen S' uns auch mit! Denken S' vielleicht, daß wir schießen können, ohne Ihren Bruder in G'fahr zu bringen?“
    „Ich denke es, so wie ich es schon vorhin dachte; aber ich will Abu el Mot doch lieber nicht versuchen. Warum Gewalt anwenden, wenn man mit ein wenig List ebenso zum Ziel gelangen kann?“
    „Welche List ist's denn da, von der S' sprechen?“
    „Die, von der wir schon gesprochen haben. Wir holen meinen Bruder und den Elefantenjäger heraus. Gelingt uns das, so brauchen wir dann keine Rücksicht mehr zu nehmen, da sich der einzige Trumpf des Alten in unsern Händen befindet.“
    „Alle Teufel! Ist das Ihr Ernst?“
    „Ja.“
    „Wir wollen uns verkleiden und Theater spielen?“
    „Ich wenigstens bin fest entschlossen dazu. Ich will Sie keineswegs bereden, denn die Sache ist, wie ich gern zugebe, sehr gefährlich, aber ich – – –“
    „Lassen S' die Faxerei, und reden S' vernünftig!“ unterbrach ihn der ‚Vater des Storches‘. „Was Sie können, das kann ich auch, und Ihr Bruder ist mir so a lieber Freund, daß ich um seinetwillen ganz gern so a bißchen Fastnachtsscherz mitmachen tu.“
    „Nun, es ist nichts weniger als scherzhaft. Wenn wir erwischt werden, so ist es nicht nur aus mit uns, sondern auch mit denen, welche wir retten wollen.“
    „Das weiß ich selber auch, und ich denk', grad eben darum werden wir uns nicht erwischen lassen. Es handelt sich nur darum, wann und wie es g'macht werden soll. Wann? Doch also erst heute abend?“
    „Ja. Dieser Plan kann nur in der Dunkelheit ausgeführt werden.“
    „Aber bis dahin kann gar viel g'schehen!“
    „Ich bin überzeugt, daß wenig oder gar nichts geschehen wird. Abu el Mot wird nichts unternehmen, sondern ganz froh sein, wenn wir ihn in Ruhe lassen.“
    „So handelt es sich nur um das Wie. Verkleiden wir uns als Neger?“
    „Ja.“
    „Dazu möcht' ich aberst nit raten.“
    „Warum?“
    „Aus mehreren Gründen. Erstens wird es mir bei meinem langen und großen Bart, selbst wenn ich ihn und das G'sicht schwarz mach, nit gelingen, denen Leuten weiszumachen, daß ich ein Neger bin, denn a Schwarzer hat keinen solchen Bart. Und zweitens dürften wir uns nur da bewegen, wo die geraubten Sklaven sind, während die beiden, welche wir holen wollen, sich ganz g'wiß bei Abu el Mot befinden. Besser wird's sein, wir färben die G'sichter nur braun und kleiden uns so, daß wir für Sklavenjäger g'halten werden.“
    „Auch da wird man Sie an Ihrem und ebenso mich an meinem Vollbart erkennen. Nein. Unter die geraubten Sklaven brauchen wir uns nicht zu machen, denn es gibt auch unter den Leuten Abu el Mots Schwarze genug. Es fragt sich überhaupt, ob wir uns sehen lassen müssen. Vielleicht haben wir uns nur in der Weise anzuschleichen, wie sich Indianer an ihre Feinde schleichen. Und da ist es von großem

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