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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fragen ihrerseits und einige kräftige Hiebe, welche sie vor die Köpfe erhielten, dann schlangen sich die Fesseln auch um ihre Arme und Beine.
    Man ließ sie am Feuer liegen und schaffte dann die übrigen Homr nebst den vier Gumleuten herbei. Diese letzteren lebten, doch taten sie, als ob sie noch betäubt seien; aber man sah, daß sie zuweilen die Augen ein wenig öffneten, um die Männer zu betrachten, denen sie in die Hände gefallen waren.
    Nun schickte Schwarz drei Dschellabi ab, um den Verwundeten oder vielleicht auch Toten zu holen, welcher von der Kugel des Slowaken getroffen wurde. Als sie ihn daher brachten, zeigte es sich, daß er schwer verwundet war. Die Kugel hatte ihm den rechten Oberschenkelknochen zerschmettert, und Schwarz machte sich daran, das Bein so gut, wie die Umstände es erlaubten, zu verbinden.
    Das alles geschah, ohne daß mehr als das Allernotwendigste gesprochen wurde. Die Gefangenen zumal zogen es vor, gar kein Wort hören zu lassen, wohl zumeist aus dem Grund, weil der Scheik sich schweigend verhielt.
    Indem Schwarz das Lager in der Obhut der übrigen hinterließ, begab er sich nun mit vier Krämern nach dem Lagerplatz der Gum, um die Kamele und die bei denselben liegenden Gegenstände herbeizuholen. Als dies geschehen war, wurde einer der Dschellabi als Wache ausgestellt. Dies geschah, weil anzunehmen war, daß Abu el Mot sich wohl nicht allzuweit entfernt haben werde; er konnte wohl gar auf den Gedanken kommen, bezüglich seiner überwältigten Gefährten einen Befreiungsversuch zu unternehmen.
    Als so alles Nötige geschehen war, setzten sich die Sieger um die Besiegten, und nun glaubte der Scheik, die Zeit sei gekommen, endlich ein Wort der Aufklärung zu verlangen.
    „Allah ist unerforschlich; ihn darf kein Mensch fragen“, sagte er. „Von euch aber möchte ich erfahren, weshalb ihr mich und meine Leute überfallen und gebunden habt!“
    „Das weißt du ebenso genau wie wir“, antwortete Schwarz.
    „Nichts weiß ich, gar nichts!“
    „Es geschieht euch viel weniger, als uns geschehen sollte. Wir sollten überfallen und getötet werden; ihr aber seid nur überfallen und gefesselt worden.“
    „Wer hat euch töten wollen?“
    „Die Gum, von welcher du selbst gesprochen hast.“
    „Ich weiß nichts von ihr!“
    „Lüge nicht! Mein Tod war längst beschlossen. Warum kamst du an unser Lager und hast meinen Arm ergriffen, um dich zu überzeugen, ob ich schlief? Wozu hast du dann die Gum aufgesucht und die Männer derselben hierher geführt?“
    „Allah akbar – Gott ist groß!“ war alles, was der Scheik darauf antwortete. Er wußte nun, daß man ihn überführen könne. Dennoch versuchte er, sich aufs Leugnen zu verlegen, indem er in fingiertem Zorn ausrief: „Wer hat mich verleumdet? Wir sind deine Beschützer gewesen und müssen Dank erwarten. Anstatt dessen schlägst du uns in Banden und redest uns Übles nach. Wir sind freie Beni Arab. Wer hat euch Gewalt über uns gegeben? Und wer hat dich zum Richter über uns gesetzt? Ich fordere, daß du uns unverweilt die Freiheit wiedergibst!“
    „Das kann ich nicht, eben weil ich nicht dein Richter bin. Dein Schicksal steht nicht in unsern Händen, sondern in der Hand des Mudir von Faschodah, dem wir dich morgen oder vielmehr heute übergeben werden.“
    „Allah kerihm – Gott ist gnädig!“ rief der Scheik erschrocken. „Der Mudir ist aber unser Feind.“
    „Er wird alle Veranlassung dazu haben, da er der Feind jedes Ungerechten ist. Seiner Hand wirst du nicht entgehen, selbst wenn du eure heilige Fatiha und eure Sure Jesin betest. Macht ja keinen Versuch, euch zu entschuldigen oder gar zu rechtfertigen; es würde euch nichts nützen! Es werden weder Drohungen noch Bitten mich abhalten, euch dem Mudir zu überantworten. Er wird unsre Anklage und eure Verteidigung hören und dann sein Urteil sprechen.“
    „Bedenkt, daß ihr der Rache des ganzen Stammes Homr verfallt!“
    „Ich verachte den Stamm, dessen Scheik sich feig verkriecht, wenn der Löwe brüllt, während arme Dschellabi den Mut haben, den ‚Herrn des Donners‘ zu töten.“
    „So fürchte wenigstens Abu el Mot, den Gewaltigen!“
    „Wie soll ich ihn fürchten, der vor mir davongelaufen ist! Er hat vor lauter Angst sogar vergessen, seine Kamele mitzunehmen. Gib dir keine Mühe!“
    Der Scheik gab sich noch weitere Mühe, Schwarz zu bewegen, die Gefangenen freizugeben, doch vergeblich. Er wandte sich endlich mit einem grimmigen Fluch ab. Keiner der

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