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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dich werden keine Heldenlieder gedichtet.“
    „Etwa auf dich, du Vater des größten Löwenmaules? Kennst du von all meinen Völkern und Dörfern nur ein einziges beim Namen?“
    „Ich mag diese Namen gar nicht wissen, da sie die Augen so sehr trüben, daß man diesen Effendi für einen Räuber hält. Du hast noch niemals einen so großen Beweis deiner Klugheit gegeben wie vorhin, da du ihn fast erschlugst.“
    „Haltet Frieden!“ gebot der vor ihnen her schreitende Deutsche. „Auch du, Ibn el Dschidri, hast eine ganz große Dummheit begangen.“
    „Ich?“ fragte der Slowak verwundert.
    „Ja. Ihr habt nichts voreinander voraus.“
    „Welche Dummheit sollte das gewesen sein?“
    „Ich wollte Abu el Mot ergreifen; aber dadurch, daß du nicht auf meinen Befehl wartetest, sondern zu zeitig losbrachst, hast du es unmöglich gemacht. Du hättest die Leute noch einige Schritte weitergehen lassen sollen.“
    „Mein Mut war zu groß, Effendi. Er ließ sich nicht mehr zügeln!“
    „Nur derjenige Mut ist lobenswert, welcher sich mit Klugheit und Überlegung paart. Der Fehler Hadschi Alis hat nur mich getroffen, der deinige aber wird weit mehr Menschen schädigen. Viele Reisende und Hunderte von Sklaven werden deine Übereilung zu büßen haben. Hätte ich diesen Abu el Mot in meine Hände gebracht, so stand mit Gewißheit zu erwarten, daß der Mudir von Faschodah ihn für immer unschädlich machen werde.“
    „Das ist freilich wahr, Effendi“, gestand der Kleine. „Meine Seele ist von Wehmut erfüllt und mein Herz von Reue über meine Ungeduld. Doch hoffe ich, daß du sie mir verzeihen werdest!“
    „Das werde ich. Dafür erwarte ich aber, daß du nicht andern dann Vorwürfe machst, wenn du selbst welche verdienst.“
    „O, diese Vorwürfe haben nicht viel zu bedeuten. Hadschi Ali ist mein bester Freund. Wir lieben uns innig; aber diese Liebe ist gerade dann am größten, wenn wir uns zanken und einander ärgern. Nicht wahr, du guter Vater des Gelächters?“
    „Ja“, bestätigte Ali in vollem Ernst, wobei er jedoch eine höchst lächerliche Grimasse zog. „Allah hat unsre Herzen verbunden, so daß sie wie ein einziges schlagen. Aber unsre Kenntnisse sind zu verschiedener Natur. Es gelingt uns nie, sie zu vereinigen. Bitten wir den Propheten, daß er es bald verbessere!“
    Als die drei beim Lagerplatz erschienen, mußte den Gefangenen der letzte Rest ihrer Hoffnung auf Befreiung schwinden. Sie hatten die Schüsse gehört, und da sie den Deutschen mit seinen Begleitern so ruhig und unverletzt zurückkehren sahen, mußten sie dieselben für die Sieger in dem stattgefundenen Gefecht halten.
    Schwarz stellte noch eine zweite Wache aus, obgleich er überzeugt war, daß Abu el Mot seinen Versuch nicht wiederholen werde. Die beiden Wachen hatten kein Opfer zu bringen, da nach der großen Aufregung, welche der Angriff erst der Löwen und dann der Gum hervorgerufen hatte, vom Schlaf gar keine Rede sein konnte. Übrigens war der Morgen nicht mehr fern, und man nahm sich vor, ihn unter Gesprächen und Erzählungen zu erwarten.
    Da die Gefangenen nicht zu hören brauchten, was von ihnen gesprochen wurde, so schaffte man sie zur Seite, wo sie lautlos lagen wie bisher. Nur der Verwundete ließ zuweilen ein schmerzliches Stöhnen hören, und dann sorgte Schwarz stets dafür, daß ihm das Bein mit Wasser gekühlt wurde.
    Bei einer solchen Gelegenheit konnte der ‚Vater der vorderen Löwenhälfte‘ es nicht unterlassen, dem Gelehrten einen neuen Beweis von der Größe seiner Kenntnisse zu geben, indem er in deutscher Sprache erzählte, und zwar auf die Verletzung des Gefangenen anspielend: „So ein Bruch, beiniger, seinte gar nicht schlimm. Er wernte geheilt in Zeit, sehr kurze. Auch ich hab' schon einmal heilte einen solchente.“
    „So? Wer war der Patient?“ fragte Schwarz.
    „Das seinte freilich kein Geschöpf, menschliches, sondern nur ein Kranker, voglicher, gewesente. Herrrr Wagner hatt geschießte ein Abu miah, hatt gelahmte Flügel, und Schroot gingte auch in Bein, linkiges, so daß Bein war vorzwei. Hab' ich genommte Storch, verwundeteten, gebundeinte fest mit Schnur, damit er sich nicht können bewegente, und ihm dann machte Schiene an Bein, mitleidiges. Dann hatt Storch immer stehente auf Bein andres, bis seinte geheilt Bein, trauriges. Herrrr Wagner hatte mich lobente dafür sehr und mich genannt einen Dramaturg, großartigen.“
    „Wohl Chirurg?“
    „Nein, Dramaturg.“
    „Dann befinde ich mich im

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