26 - Die Sklavenkarawane
Nase und wird, sobald es uns erblickt, es gar nicht wagen, zu uns zu kommen.“
„Ein Junges!“ fragte Schwarz. „Das möchte ich fangen!“
„Wenn du es haben willst, so wollen wir versuchen, es in unsre Hände zu bekommen. Aber wir müssen dennoch vorsichtig sein, denn wir wissen nicht, wie alt es ist. Vielleicht ist es nur eine Hyäne, welche den Geruch des frischen Löwenfleisches wittert.“
„Ich werde nachsehen.“
Er nahm sein Gewehr und verließ das Feuer. Noch aber hatte er den Lichtkreis desselben nicht überschritten, so kam das Tier um die Ecke des Gebüsches. Es hatte ungefähr die Größe eines tüchtigen Pudelhundes, war also schon imstande, sich nachdrücklich zu wehren. Es floh nicht etwa, als es den Deutschen erblickte, sondern es legte sich glatt auf die Erde nieder und fauchte ihn wütend an, ohne aber zu wagen, auf ihn einzuspringen.
„Da ist das Tier!“ rief Schwarz. „Decken her, schnell mehrere Decken her!“
Hadschi Ali und der Slowak, die beiden einzigen, welche sich nicht fürchteten, folgten diesem Ruf möglichst schnell. Das Tier war schon zu groß zur feigen Flucht, wagte aber doch den Angriff nicht. Also blieb es liegen, indem es die glühenden Augen auf Schwarz gerichtet hielt. Diesem wäre es leicht gewesen, es durch eine Kugel zu töten, aber er wollte es lebendig haben. Er langte hinter sich, um die beiden Decken in Empfang zu nehmen, welche die Genannten brachten. Sie bestanden aus starkem, kamelhaarenem Stoff, welcher, doppelt genommen, den Krallen und Zähnen des Tieres für kurze Zeit widerstehen konnte. Schwarz legte, die Augen unausgesetzt auf den Löwen gerichtet, die Decken aneinander, spannte sie aus und warf sie auf den jungen ‚Herrn mit dem dicken Kopf‘.
Dieser hatte keine Bewegung der Abwehr gemacht. Die plötzliche Verhüllung schien ihn zu erschrecken, denn er zögerte, sich zu befreien. Dadurch gewann Schwarz Zeit, sich auf ihn zu werfen und ihn mit dem Gewicht seines Körpers niederzuhalten.
Leicht wurde ihm das freilich nicht. Der Löwe entwickelte eine Muskelstärke, welche seiner Jugend kaum zugetraut werden konnte. Es gelang ihm wiederholt, sich halb aufzurichten, doch Schwarz drückte ihn wieder nieder, eifrig bemüht, dem Kopf und den Tatzen auszuweichen.
„Stricke her, Stricke!“ rief er den beiden Genossen zu.
Man hatte vieler Schnüre und Riemen bedurft, die Gefangenen zu fesseln; glücklicherweise aber ist jede Karawane stets reichlich mit Stricken und dergleichen versehen. Das Verlangte wurde rasch herbeigebracht, und es gelang den vereinten und natürlich sehr vorsichtigen Bemühungen der drei Männer, das sich aus allen Kräften sträubende Tier vollständig einzuwickeln und so fest mit den Stricken zu umwinden, daß es sich nicht mehr regen konnte.
„Hamdullillah – Preis sei Gott!“ rief Hadschi Ali. „Wir haben den Würger der Herden nebst seiner Frau erschossen und nun auch seinen Sohn besiegt. Da liegt er in schmachvoller Ohnmacht; er kann nur knurren, aber nicht sich retten. Aaïb aaleïhu – Schande über ihn!“
„Allah sei Dank!“ seufzte der Scheik erleichtert auf. „Wir sind gerettet. Er ist gebunden und kann uns nun nicht fressen!“
„Dir wäre besser, er hätte dich verschlungen“, antwortete ihm der Ungar, „denn morgen überantworten wir dich dem Mudir, der dir fünfhundert Hiebe geben lassen wird. Dann wirst auch du einsehen, daß die Zähne des Löwen gnädiger sind als die Peitsche der Gerechtigkeit.“
„Ich bin ein freier Ibn el Arab! Wer darf mich schlagen?“ widersprach der Homr.
„Wie nennst du dich? Frei? Siehst und fühlst du denn nicht, daß du gefangen bist? Wer könnte uns hindern, dir so viele Schläge zu geben, wie uns beliebt? Du hättest es verdient; aber wir sind zu stolz, es zu tun. Doch morgen wird die Peitsche sich mit deiner Haut unterreden, bis du wünschen wirst, von dem Löwen zerrissen worden zu sein.“
Das gefangene Tier wurde am Feuer niedergelegt, wo es am besten bewacht werden konnte. Es lag wie tot und gab keinen Laut von sich.
„Der Löwe seinte Ihr Eigentum“, sagte der Slowak zu Schwarz. „Zwar hatten wir geholfte, aber Sie seinte es, der ihn vorrrrher gefangte hatt. Was werden Sie mit ihm machte?“
„Ich will meine Sammlungen von Faschodah aus nach Khartum senden, wo ich einen Freund habe, welcher sie nach der Heimat expediert. Ihm werde ich auch den Löwen schicken. Vielleicht gelingt es, ihn lebendig nach Deutschland zubringen.“
„Dort wird er
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