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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Empfehlungen.“
    „So wirst du freundlich aufgenommen werden und dich um gar nichts zu sorgen haben. Soll ich dich gleich zum Palast des Mudir führen?“
    „Ja, denn ich werde die Audienz nicht nur für mich, sondern auch für euch erbitten. Wir wollen ihm die Gefangenen sofort übergeben, und da wird er eure Aussage hören wollen.“
    „Allah segne ihre Rücken und Fußsohlen! Die fünfhundert sind ihnen gewiß.“
    Faschodah ist keine Stadt zu nennen, sondern ein elender, wenn auch sehr alter Ort. Es steht an der Stelle der früheren Schillukresidenz Denab, welches als Danupsis, Hauptstadt der nubischen Äthiopen, bereits von Plinius erwähnt wird. Der Ort nimmt sich wegen der Regierungsgebäude von außen nicht übel aus, doch verschwindet dieser Eindruck beim Betreten sofort.
    Das Haus des Mudir und die Kaserne sind von Mauern umgeben und aus Ziegeln gebaut. Auf den Mauern stehen einige Kanonen, und des Nachts patrouillieren die Wachtposten, eine gegen die stets rebellischen Schilluk gerichtete, gar nicht überflüssige Maßregel.
    Um diese Gebäude stehen mehrere Häuser und zahlreiche Tokul, welche meist von Soldaten, die mit ihren Familien in der Kaserne keinen Platz haben, bewohnt werden. Faschodah hat nämlich eine ungefähr tausend Köpfe zählende Besatzung. Dieselbe besteht aus einer Anzahl von Arnauten, dann aber aus lauter Gehadiah (Negerfußtruppen), die ein höchst liederliches Leben führen, aber dennoch leichter zu disziplinieren sind als die Dongolaner, Berberiner, Scheiqieh und Ägypter, aus welchen die sonstige sudanesische Soldateska besteht.
    Außer den angegebenen Gebäuden sieht man nur liederlich gebaute Hütten, halbverfallene Baracken, Erdlöcher, übelriechende Lachen und ganze Berge von Unrat, welche die Luft verpesten. Rechnet man dazu, daß der eine Flußarm außerhalb der Regenzeit versumpft und daß der Uferdamm aus Pflöcken besteht, zwischen denen man Erde, Gras und Mist angehäuft hat, so läßt es sich sehr leicht erklären, warum das Klima des Ortes ein höchst ungesundes ist und warum die nach hier verbannten Verbrecher zwar nicht zum Tode verurteilt, aber demselben doch geweiht sind. Faschodah ist nämlich Verbannungsort.
    Außerhalb desselben gibt es einige wenige Gartenanlagen, in denen man Rettiche, Zwiebeln, Knoblauch, Melonen, Gurken, Kürbisse und das hier gebräuchliche Grünzeug baut.
    Einen Bazar gibt es freilich da, aber was für einen! Zwei oder drei Griechen oder Ägypter treiben einen kleinen Handel. Sonst sind die Bewohner auf die umherziehenden Dschellabi angewiesen.
    Es wohnen auch Schillukneger in dem Ort. Als diese die Karawane zu Gesicht bekamen, erhoben sie ein ebensolches Geschrei wie die ihnen stammesverwandten Dorfbewohner. Sie wagten unter den Kanonen der ‚Festung‘ und den Augen des Mudir zwar keine Feindseligkeiten, aber sie liefen drohend und schimpfend hinter dem Zug her. Ihr Gebrüll machte, daß sich ihnen andere und wieder andere anschlossen, so daß die Begleitung der Reiter, als diese am Tor der Befestigung anlangten, aus mehreren hundert lärmenden Menschen bestand.
    Eine unter dem Tor stehende Wache fragte nach dem Begehr der Ankömmlinge. Schwarz antwortete, daß er sich im Besitz eines Hattischerif befinde und den Mudir sprechen wolle. Der Posten schloß das Tor, um sich zu entfernen und Meldung zu machen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er mit einem Onbaschi (Korporal) zurückkehrte, welcher dieselbe Frage aussprach und dann davonging, um einen Buluk Emini (Quartiermeister) zu holen, der ganz dasselbe wissen wollte und nach empfangener Antwort einen Tschausch (Sergeant) suchte, welcher die Frage wiederholte und dann nach einem Basch Tschausch (Feldwebel) eilte, der sich nach ganz demselben Gegenstand erkundigte, worauf er auch hinter dem Tor verschwand, um die wichtige Angelegenheit einem Mülasim (Leutnant) mitzuteilen. Dieser eilte zu seinem Jüsbaschi (Hauptmann), welcher, nachdem er Schwarz gefragt hatte, was er wolle, einen Kol Agassi (Adjutant) schickte. Dieser endlich ließ die Wartenden in den Hof.
    Darüber war fast eine Stunde vergangen, während welcher die schreiende Menge sich verdreifacht und das Gebrüll sich verzehnfacht hatte.
    Nun stiegen die Reiter ab. Waren sie aber der Meinung gewesen, daß sie nun zum Mudir geführt würden, so hatten sie sich geirrt. Der Adjutant holte vielmehr einen Alai Emini (Major), dieser einen Bimbaschi (Bataillonschef), der wieder einen Kamaikam (Oberstleutnant) und dieser dann einen

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