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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit einem Strick lang an den Sattel desjenigen Kamels gebunden, welches Schwarz ritt. Er mußte nicht laufen, sondern förmlich rennen, um nicht umgerissen und fortgeschleift zu werden, eine entsetzliche Schande für ihn, den Scheik eines Stammes, dessen Angehörige es für eine Schmach halten, sich außerhalb ihrer Dörfer anders als nur im Sattel zu zeigen.
    Die Tokuls lagen ziemlich weit auseinander. Sie waren meist von runder Bauart und aus Holz und Stroh errichtet; Nilschlamm bildete das Bindemittel. Die Dächer bestanden aus Schilf und Stroh und waren mit den Skeletten von Giraffen und Buckelochsen verziert.
    Von einer Gasse oder gar Straße war keine Rede. Zwischen den Hütten lagen die Durrhafelder, jetzt dürr und hart; sie bildeten den Weg, den der kleine Führer einschlug, indem er im Galopp von einer Hütte immer um die andre bog. Er schien oft hier gewesen zu sein und die Tokuls so genau zu kennen, als ob er hier geboren sei.
    Die ersten Schilluks, an denen man vorbeikam, sahen mit Staunen die Karawane so schnell an sich vorüberfliegen. Es waren schlanke, dunkelschwarze Leute mit schmalen, gar nicht negerartigen Lippen. Sie trugen keine Spur von Kleidung. Die einzige Toilette, die an ihnen zu bemerken war, erstreckte sich auf die sonderbare Anordnung ihres Haares.
    Die Schilluk beschneiden nämlich ihr Haar nie. Sie lassen es lang wachsen und flechten es rund um den Kopf so geschickt ineinander, daß es die Gestalt eines Kranzes oder einer Hutkrempe erhält. Andre flechten es von hinten aufwärts bis nach vorn an die Stirn zu einem aufrecht stehenden Kamm, welcher mit der Raupe eines bayerischen Reiterhelms große Ähnlichkeit hat. Viele machen sich aus weißen Federn rings um den Kopf eine Zierde wie einen Heiligenschein.
    Einer saß tabakrauchend vor seiner Hütte. Aber was war das für eine Pfeife, deren er sich bediente! Der Kopf derselben war so groß wie ein Kürbis und das kurze Rohr so dick wie das Handgelenk eines Mannes. Da es keine Spitze hatte, so mußte der Schwarze den Mund so weit aufsperren, daß ihm die Augen aus den Höhlen traten. Aber dies erhöht nach der Ansicht der Schilluk den Genuß außerordentlich. Der Tabak wird bei ihnen gedorrt, zu Mehl zerrieben, in einen Teig geknetet und in Brotform aufbewahrt, um dann, mit beliebigen Pflanzenblättern vermischt, aus solchen Riesenpfeifen geraucht zu werden.
    Diese Leute hatten die Karawane mit schweigendem Staunen wahrgenommen; aber dann, als sie vorüber war, erhoben sie ein weitschallendes Geschrei. Schwarz verstand die Schilluksprache nicht, er wußte also nicht, was sie schrien; da aber das Wort Homr mit besonderem Nachdruck gebrüllt wurde, so konnte er sich denken, daß man die Araber als Feinde erkannt hatte.
    Aus den nahe liegenden Tokuls kamen die Männer, Frauen und Kinder gerannt. Das Geschrei wurde auch von ihnen angestimmt und drang schneller weiter, als die Kamele und Esel laufen konnten. Die Folge war, daß der Alarm vor ihnen hereilte. Im Nu befand sich das ganze Dorf in Aufregung, und wohin die fliegende Karawane kam, sah sie drohende Schwarze vor sich, welche aber vor den dahinrasenden Tieren zur Seite springen mußten.
    Glücklicherweise sind Bogen und Pfeil den Schilluk unbekannt; sie führen nur Lanze und Keule; einige wenige haben alte Feuerwaffen. Daher kam es, daß sie ihre Waffen zwar drohend schwangen, aber nicht in Anwendung brachten.
    Bald lag das Dorf hinter den Reitern, und der Slowak hielt seinen Esel an.
    „Das ist geglückt!“ rief er aus. „Sie haben uns nicht anhalten können, und da vorn seht ihr Faschodah.“
    Schwarz sah in kurzer Entfernung vor sich den Ort liegen, welcher aus armseligen Hütten bestand, über denen sich die von Mauern umgebenen Regierungsgebäude erhoben. Der Scheik war vollständig außer Atem. Er schnappte nach Luft, und sein Gesicht war dunkelrot angeschwollen. Dennoch mußte er mit weiter, wenn auch nun langsameren Schrittes.
    Zufälligerweise befand zwischen der Stadt und dem Dorf sich niemand unterwegs, so daß man wenigstens für jetzt keine Belästigung zu erwarten hatte.
    „Wo wirst du mit den anderen Dschellabi wohnen?“ fragte Schwarz den Ungar.
    „Jeder von uns hat einen Bekannten im Ort, der ihn gern aufnehmen wird“, antwortete der Gefragte. „Aber bei wem wirst du absteigen?“
    „Natürlich beim Mudir.“
    „Kennt er dich?“
    „Nein.“
    „So hast du ein Teskireh (Paß) bei dir?“
    „Sogar einen Hattischerif des Vizekönigs und noch andere

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