26 - Die Sklavenkarawane
wohl kommte in einer Menagerie, botanische?“
„Nein, sondern in eine Menagerie, zoologische“, lachte Schwarz.
„So seinte Zoologie wohl in Menagerie und Botanik nur in Löwenhaus, tiergartentliches?“
„Auch das Löwenhaus dient zoologischen Zwecken, mein lieber Stephan. Da Ihr Name Stephan Pudel ein zoologischer ist, sollten Sie sich einer solchen Verwechselung doch nicht auch schuldig machen!“
„Gibt es nicht auch Pudel, botanische?“
„Ja, aber die werden nur von Ihnen geschossen, wie es scheint. Sie haben sogar schon astronomische Pudel geschossen, wie ich mich entsinne. Sehen Sie gegen Himmel! Ihre Straße, milchigte, beginnt zu erbleichen und die Sterne des Schlangenträgers verschwinden am Horizont. Da wir im Monat März stehen, ist dies ein Zeichen, daß der Morgen sich naht. Wir können bald das Feuer ausgehen lassen und uns zum Aufbruch rüsten.“
„Das hab' ich auch gewußte, denn ich hatt' alle Sternte kennte gelernt. Wie aber wernte wirrr die Gefangte transportierte?“
„Sehr einfach. Wir binden sie auf die Kamele, deren wir genug haben, da wir fünf erbeuteten.“
„Aber von gefangte Gum sind sechs Männer. Da fehlt ein Kamel, reitendes!“
„So mag der Scheik laufen. Er hat es reichlich verdient, daß er sich anstrengen muß.“
Nach einiger Zeit trat die in jenen Gegenden sehr kurze Dämmerung ein; dann wurde es Tag.
FÜNFTES KAPITEL
Beim ‚Vater der Fünfhundert‘
Während die Dschellabi den Zug rüsteten, brach Schwarz dem Löwen und der Löwin die Zähne aus, um dieselben als Trophäen mitzunehmen. Dann wurde aufgebrochen.
Die Araber waren wütend darüber, daß es ihnen, da sie gefesselt waren, nicht möglich gewesen war, el Fagr, das Morgengebet, in der vorgeschriebenen Weise abzuhalten. Sie waren gewöhnt, ihre religiösen Obliegenheiten streng zu erfüllen, wegen Raub und Mord aber machten sie sich kein Gewissen. Sie saßen gebunden auf den Kamelen, nur der Scheik mußte gehen, was ihn mit ohnmächtiger Wut erfüllte. Dem Verwundeten bereitete der Transport große Schmerzen. Er wimmerte und stöhnte fast ununterbrochen, doch war es unmöglich, ihn in einer weniger schmerzhaften Weise fortzubringen.
Die Gegend war durchweg eben. Je mehr man sich dem Fluß näherte, desto feuchter wurde die Luft und desto dichter hatte sich infolgedessen die Erde mit Gras überzogen. Man näherte sich den Ansiedlungen der Schillukneger, denen man gern ausgewichen wäre, einesteils weil sie als Diebe und Räuber verschrien sind, und andernteils wegen der Gefangenen, da sie mit den Homr in Blutrache leben. Es stand zu befürchten, daß sie sich derselben mit Gewalt bemächtigen würden, um sie umzubringen. Leider war eine Begegnung mit ihnen nicht ganz zu umgehen, da sie das linke Ufer des Bahr el Abiad von dessen Nebenfluß Keilak bis hinab nach Makhadat el Kelb bewohnen, und zwar in so dicht aneinanderliegenden Dörfern, daß die Reihe derselben fast gar keine Unterbrechung erleidet.
Glücklicherweise kannten die Dschellabi die Gegend genau, und der ‚Vater der elf Haare‘ versicherte, daß er die Karawane, wenn man ihm folge, zwar nicht unangefochten, aber doch unbeschädigt nach Faschodah bringen werde.
Seiner Weisung zufolge wurde ein Umweg gemacht, um einige dichtbevölkerte Dörfer zu vermeiden. Zur Mittagszeit gönnte man den Tieren und Menschen einige Ruhe. Die ersteren mußten später sehr angestrengt werden, da man, um den Schilluk keine Zeit zu Feindseligkeiten zu lassen, ihr Gebiet in schnellster Gangart zu durchqueren hatte. Erst nach dem Asr wurde wieder aufgebrochen.
Schon nach nicht ganz einer Stunde sah man hinter Durrhafeldern, welche jetzt während der heißen Jahreszeit unbebaut lagen, die Tokuls (Strohhütten) eines Dorfes liegen.
„Wir sind glücklich bis hierher gekommen und noch keinem Schilluk begegnet“, sagte der Ungar in stolzem Ton. „Bin ich nicht ein vortrefflicher Führer gewesen? Das Dorf, welches hier vor uns liegt, ist das einzige, durch welches wir müssen; dann sind wir bald in Faschodah. Geben wir den Tieren die Peitschen. Sie müssen so schnell wie möglich laufen, damit uns niemand anhalten kann. Wer sich uns in den Weg stellt, wird niedergeritten.“
Die Kamele und Esel gingen einzeln hintereinander. Der Slowak ritt voran. Er ließ seinen Esel im Schritt gehen; aber als er dem Dorf nahe kam und die ersten Bewohner erblickte, schlug er so auf sein Tierchen ein, daß dasselbe im Galopp davonflog. Die andern folgten. Der Scheik war
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