Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Mir Alai (Oberst) herbei, welch letzterer endlich die richtige Person zu sein schien, denn er forderte dem Deutschen seine Papiere ab und entfernte sich mit denselben. Nach ungefähr zehn Minuten kehrte er zurück. Diesmal war er bemüht, die größte Höflichkeit zu zeigen. Er lud Schwarz mit einer tiefen Verbeugung ein, ihm zu folgen, und führte ihn nach dem Hause des Mudir.
    Der Mudir kam seinem Gast an der Tür entgegen, kreuzte die Hände über die Brust und begrüßte ihn mit einem ausführlichen „Salam Aaleïk“, welches Schwarz mit „W'aleïk issalam“ erwiderte. Für den letzteren war der Gruß des Mudir eine Ehrenerweisung, da der strenge Moslem einem Christen gegenüber nur das erste Wort des Grußes, Salam, gebraucht.
    Der Mudir führte ihn, was eine noch viel größere Auszeichnung war, selbst nach dem Selamlik (Empfangszimmer), wo er ihn bat, auf einem Diwan gegenüber von ihm Platz zu nehmen. Gesprochen wurde noch nicht, sondern der Beamte klatschte in die Hände, worauf einige junge Neger erschienen. Der erste trug ein Seniëh, ein sechs Zoll hohes Tischchen mit polierter Kupferplatte, welches er zwischen die beiden Herren stellte. Der zweite gab die kleinen, eiförmigen Tassen herum, schüttete gestoßenen Kaffee hinein und goß kochendes Wasser darauf. Als die Herren den Kaffee getrunken hatten, brachte der dritte Pfeifen, welche bereits gestopft waren, und der vierte reichte glühende Kohlen dar, die Pfeifen anzustecken. Dann zogen sich die Schwarzen schweigend zurück.
    Der Mudir rauchte aus einem gewöhnlichen Tschibuk; Schwarz aber hatte einen sehr kostbaren erhalten. Das Rohr desselben war von echtem Rosenholz mit Golddraht umwunden und mit Perlen und Brillanten ausgelegt. Die Spitze bestand aus einem großen, herrlichen Stück rauchigen Bernsteins, welchen die Orientalen dem durchsichtigen vorziehen.
    Je höher der Gast geehrt wird, desto kostbarer die Pfeife, welche man ihm präsentiert. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, konnte der Deutsche mit der ihm gezollten Hochachtung zufrieden sein.
    Nun erst, da die Pfeifen brannten, war der Augenblick des Sprechens gekommen. Der Mudir nahm die Legitimationen des Deutschen, welche neben ihm auf dem Diwan lagen, gab sie ihm zurück und sagte:
    „Du steht unter dem Schutz des Khedive, dessen Willen uns erleuchtet. Ich habe deinen Namen gelesen und weiß nun, daß du derjenige bist, den ich erwartet habe.“
    „Du wußtest, daß ich kommen würde?“ fragte Schwarz.
    „Ja. Mumtas Pascha, der Gouverneur, mein Vorgesetzter, welchen Allah segnen wolle, hat es mir geschrieben. Er hat dich in Khartum kennengelernt und liebgewonnen. Du bist mir von ihm sehr empfohlen worden, und ich harre deiner Wünsche, um sie dir zu erfüllen, soviel es mir möglich ist. Auch wartet bereits ein Bote auf dich, der dir einen Brief zu überbringen hat.“
    „Von wem?“
    „Von deinem Bruder, welcher im Lande der Niam-niam verweilt und dich dort erwartet.“
    „So ist er schon dort?“ rief Schwarz schnell und erfreut. „Er ist von Sansibar nach Westen vorgedrungen, während ich von Kairo aus nach dem Süden ging. Bei den Niam-niam wollten wir uns treffen. Er versprach mir, als wir uns trennten, mir sofort, wenn er sich am Ziel befinde, Nachricht nach Faschodah zu senden. Und ich kam heute meist aus dem Grunde hierher, nachzufragen, ob ein Bote von ihm angekommen sei.“
    „Er ist da und hat einen langen, langen Brief für dich. Er ist ein sehr junger, aber auch sehr kluger Mensch. Allah hat ihn mit einem schärferen Verstand ausgestattet, als Tausende von Männern in hohem Alter besitzen. Er wohnt seit mehreren Tagen bei mir, um dich zu erwarten. Du kommst nicht direkt von Khartum?“
    „Nein. Ich ging von dort aus nach Kordofan und Darfur, um die Menschen, Tiere und Pflanzen dieser Lande kennenzulernen. Ich habe eine Sammlung angelegt, welche mehrere Kamellasten beträgt, und will sie von hier nach Khartum senden.“
    „Übergib sie mir; ich werde sie sicher dorthin bringen lassen. Aber du und dein Bruder, ihr müßt sehr kühne Leute sein. Hast du nicht gewußt, daß dein Leben in Kordofan, und ganz besonders in Darfur, in steter Gefahr schwebte?“
    „Ich wußte es; aber die Liebe zur Wissenschaft war größer als die Furcht.“
    „So hat Allah seine Hand über dich gehalten. Ihr Christen seid furchtlose, aber unbegreifliche Leute. Ein Moslem dankt Allah für sein Dasein und bringt es nicht wegen einiger Gewächse oder Käfer in Gefahr. Du scheinst

Weitere Kostenlose Bücher