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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Allgäu und der württembergischen Grenze zu Hause sein mußte.
    „Da gebe ich dir vollständig recht, lieber Doktor“, sagte Schwarz. „Wir haben daheim noch eine ganz falsche Vorstellung von diesen Sudanvölkern. Um sie kennenzulernen, muß man zu ihnen kommen.“
    „So gefallens dir gut, he?“ fragte der Graue.
    „Gar nicht übel.“
    „Auch wann’s Menschen fressen?“
    „Auch dann, wenn sie nur mich nicht fressen. Sie haben gar keine Vorstellungen von der Abscheulichkeit dieses Genusses; sie muß ihnen erst beigebracht werden. Nach geschlagener Schlacht verzehren sie die getöteten Feinde und behaupten dabei, es sei sehr gleichgültig, ob man dieselben in den Magen oder in die Erde begräbt.“
    „Na, mein G'schmack wär' das schon nit. Ich will doch lieber in der Erde liegen mit einer hübschen Kapellen drauf als im Magen eines solchen Kannibalen!“
    „Ich auch, lieber Doktor. Du mußt aber wohl unterscheiden zwischen – – –“
    „Halt!“ unterbrach ihn der Graue, indem er seine Nase wie ganz aus eigener, völlig selbständiger Initiative auf und nieder senkte.
    „Wannst mich nochmals Doktor nennst, so bekommst halt sogleich eine Waatschen, daß d' denkst, deine paar Knöcherln halten Kaffeevisit! Du bist auch Doktor, aber nenn' ich dich so? Wozu diese Komplimenten zwischen Leutln, die Brüderschaft trunken haben, wenn auch bloß in dera Merissah, die mir g'stohlen werden kann, nämlich aber nur dann, wenn ich einen guten Spatenbräu dagegen hab'. Du weißt doch, wie ich heiß?“
    „Allerdings“, lächelte Schwarz.
    „Na also! In dera g'lehrten Welt bin ich als Herr Doktor Ignatius Pfotenhauer bekannt. Daheim, wo ich z'Haus bin, nennen's mich nur den Vogel-Nazi, weil ich nun einmal eine ganz b'sondere Liebhaberei hab' für alles, was da fleugt, aber nit kreucht. Hier z'Land heißens' mich gar Abu el Laklak, den ‚Vater des Storches‘, wegen meiner Nase, die mir aber ebensowenig feil ist wie die deinige. Nachhero, weil ich dich einfach Sepp nenne, weil dein Vorname Joseph ist, so kannst mir auch die Lieb' und Güt' erweisen, mich Nazi oder Naz zu heißen, was bedeutend kürzer ist als Ignatius, mit vier Silben. Hast's verstanden?“
    „Sehr wohl! Hoffentlich verspreche ich mich nicht wieder.“
    „Das möcht' ich mir halt ausg'beten haben! Weißt, ich bin einmal ein b'sonderer Kerl, und so – – – halt, siehst ihn fliegen?“
    „Wen? Wo?“
    Der Graue war eifrig aufgesprungen und rief erregt, indem er mit der Hand nach aufwärts deutete: „Dort – hier – da kommt er g'flogen! Kennst ihn schon?“
    „Ja. Es ist ein Perlvogel, Trachyphonus margaritatus.“
    „Richtig! Hast's schon g'wußt. Weg ist er!“ stimmte der Graue bei, indem er sich wieder niedersetzte. „Aber weißt auch, wie die Eing'bornen ihn nennen!“
    „Noch nicht.“
    „Da hast wieder aan' Beweis, daß sie gar gute und auch g'spaßige Beobachter sind; sie benennen ihn und sie nach der Stimme, wann’s schreien. Er schreit nämlich: bescherrrretu, bescherrrretu! Weißt, was das in dera hiesigen Sprachen bedeutet?“
    „Ja, hast dein Kleid zerrissen, hast dein Kleid zerrissen!“
    „Richtig! Das Weibchen sieht nämlich dunkel aus und hat weiße Flecken drauf, was grad so ausschaut, als ob sie Löcher in dera Toiletten hätt'. Sie aber antwortet ihm hernach: bak-si-ki, bak-si-ki! Was heißt das?“
    „Näh's zusammen, näh's zusammen!“
    „Auch das ist richtig. Wann der Volksmund mit solcher Naivität von denen Vögeln spricht, so möcht' man diese Leutln nur schwer für Menschenfresser halten.“
    „Man bezeichnet die Niam-niam als solche. Aber ich habe nichts davon bemerken können.“
    „Weil's halt wissen, daß wir solchen Schmaus verabscheuen, drum lassens' gar nix merken davon. Dennoch sind wir vollständig sicher bei ihnen. Sie tun uns alles mögliche z'lieb'. Das muß man anerkennen. Sie jagen Tag und Nacht, um mir Vögel zu bringen. Ich hab' sonst in Jahreszeit nit so viel g'sammelt, wie jetzt in aan' einzigen Monat.“
    „Das wird wieder ein umfangreiches, gelehrtes Werk geben, nicht?“
    „Ja, ich werd' schon was zusammenschreiben. Es hat noch keinen 'geben, der sich um die hiesige Vogelwelt groß kümmert hat. Diese Lück' möcht' ich ausfüllen.“
    „Du bist der geeignete Mann dazu. Woher kommt denn eigentlich deine große Vorliebe für die Vogelwelt? Hat sie einen besonderen Grund?“
    „Daß ich nit wüßt! Und woher's kommen ist? Hm! An meiner Wiegen hat man mir's freilich

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