260 - Fly me to the moon
was ihm möglich war.
Mit anderen Worten: Er sieht hilflos zu, wie ich krepiere…
Ironie des Schicksals. Sie hatte Taratzen und Izeekepirs, Mutanten und Zombies getrotzt – und nun zwang sie ein verdorbener Magen oder irgendein anderes Wehwehchen in die Knie.
»Maddrax…«
»Ich bin da, mein Schatz. Ich bin bei dir, keine Angst!«
Irgendwo über ihr schwebte der Klecks, der sein Gesicht war.
Schweiß rann ihr in die Mundwinkel. Es schmeckte salzig.
»Entschuldige, wenn ich dir jetzt weh tue«, hörte sie seine Stimme.
»Aber ich muss wissen, woher die Schmerzen rühren.«
Sie verzichtete auf eine Antwort, spürte nur, wie er ihren rechten Fuß umfasste und dann das angewinkelte Bein nach oben führte, das Knie Richtung Bauch…
Diesmal war es kein Dolch, es war eine Lanze . Ein meterlanges Schwert , das sich durch ihre Innereien bohrte.
Aruula unterdrückte den Schrei mit unmenschlichem Willen. Aber das Wimmern konnte sie nicht kontrollieren. Und den Seufzer, der sich aus ihrer Kehle löste, als die Qual endlich wieder abebbte.
Verdammt.
Es hätte vieles dahinterstecken können, auch weitaus schlimmere Sachen. Dass es wohl tatsächlich »nur« eine Blinddarmentzündung war – falls die Symptome nicht trogen –, machte es aber kaum besser. Nicht in ihrer Situation. Nicht in dieser von Menschen verlassenen Gegend – fernab selbst des primitivsten Heilers!
Matt verwünschte den Umstand, keine medizinische Ausrüstung zu haben, mit der er wenigstens die ärgsten Koliken hätte lindern können. In einem Bunker der Technos wäre sie innerhalb einer Stunde versorgt und auf dem Wege der Besserung , dachte er. Aber hier…
Es könnte ihr Todesurteil sein. Und nur weil sie ihn begleitete; weil er die Suche nach Ann seit Wochen verbissen vorantrieb.
»Wenn es nicht besser wird, muss ich los und zusehen, dass ich irgendwo Hilfe finde.« Er sprach mehr zu sich selbst und war überrascht, als Aruula mit bebender Stimme hauchte: »Geh nicht… Lass mich nicht … allein hier zurück …«
Bestürzt sah er sie an. Er hatte sie nicht erschrecken wollen. »Ich werde dich nicht allein lassen«, sagte er rasch. »Ich verspreche es.«
Der verlorene Ausdruck auf ihrem fiebrigen Gesicht löste sich.
Matt war erleichtert. Aber nur für eine Sekunde.
»Du musst mehr von dem Tee trinken«, sagte er, strich zart über ihr klammes Gesicht und lächelte bemüht. »Du hast selbst gesagt, dass das Kraut gegen Fieber und Entzündungen hilft. Du weißt ja – ich kenne mich in diesen Dingen nicht aus.«
Sie blinzelte, als wollte sie ihm zuzwinkern. Aber wahrscheinlich zwang ihr nur der Schmerz die Lider zusammen. Es tat weh, sie so zu sehen.
Matt Drax wurde bewusst, wie oft er in der Vergangenheit den Weg des Todes gekreuzt hatte – doch es waren immer nur die Tode anderer gewesen, oftmals völlig Fremder. Die Erkenntnis, dass sie alle Freunde und Bekannte gehabt hatten, die den Verlust nur schwer ertragen konnten, überkam ihn wie ein schwarzer Schatten, der seine Seele mit Kälte füllte.
Jetzt drohte Matt zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit selbst einer derer zu werden, die als Hinterbliebene lernen mussten, damit umzugehen, dass ein geliebter Mensch starb.
Seine Faust krallte sich um den Beutel mit den Kräutern. Wie in Trance füllte er die Kanne mit Schmelzwasser und setzte sie dicht neben das Feuer. So verhielt er stumm und starrte in die Flammen.
***
Clarice starrte auf ihren vermeintlichen Traummann, der festgeschnallt auf einer hermetisch verschlossenen Koje lag, dann auf den kleinen Monitor, auf dem zu sehen war, wie er tatsächlich aussah.
Sie schauderte, während seine Gestalt allmählich verblasste und die Wahrheit zum Vorschein kam. Bei aller Groteskheit war es für sie faszinierend, das Wesen, das sich Hi’schi nannte, erstmals so zu sehen, wie Gott… nein, wie die Daa’muren es erschaffen hatten.
Vogler berührte sie an der Schulter. »Diese Kreatur«, sagte er leise, »könnte einer ihrer ersten Versuche gewesen sein, Gestaltwandler zu züchten.«
»Aber es wandelt seine Gestalt nicht wirklich«, meinte Clarice, die Hi’schi immer noch fasziniert musterte. »Es täuscht nur den Betrachter.«
Vogler nickte. »Darum haben sie die Forschung wohl auch in eine andere Richtung laufen lassen«, sagte er. »Schließlich führt es auf Dauer nur zu Komplikationen, wenn jeder in dem Wesen etwas anderes sieht. Man hat ja an den Eingeborenen gesehen, worauf das letztlich hinausläuft.«
»Und was soll
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