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260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Aufzeichnungen weiter durch. Das nächste Bild zeigte ihn selbst. Ein heller Schimmer lag um seine Gestalt und ließ seine Konturen verschwimmen.
    »Was hat diese Aura zu bedeuten?«, erkundigte er sich bei Brag Saintdemar.
    Der rief eine Kolonne von Zahlen und Werten auf und tippte auf den Bildschirm. »Tachyonen«, sagte er. »Bei dieser Konzentration könnte man glatt von einer Vergiftung sprechen – wenn diese Teilchen denn giftig wären. So verzerren sie nur das Bild. Irgendeine Ahnung, wo du sie dir eingefangen hast?«
    Die hatte Vogler in der Tat. Die Tachyonen mussten damit zu tun haben, dass er schon einmal durch den Zeitstrahl gegangen war, so wie Clarice und Matthew Drax auch. Aber das band er Brag nicht auf die Nase. Relative Unsterblichkeit weckte Begehrlichkeiten. Ob man diese »Nebenwirkung« des Strahls publik machte, musste die marsianische Regierung entscheiden.
    »Ihr könnt also Tachyonen orten?«, hakte er nach.
    »Und eine große Bandbreite anderer Strahlung«, sagte Titus Tsuyoshi vom Pilotensitz her. »Dieses Shuttle verfügt über ausgezeichnete Sensoren.«
    »Könnte man also auch Tachyonenstrahlung außerhalb messen, auf der Erdoberfläche zum Beispiel?«
    Tsuyoshi zuckte die Schultern. »Das Modell ist brandneu, ich hatte noch nicht die Gelegenheit, es ausgiebig zu testen. Aber ja, ich denke, das ist möglich. Sofern die Strahlung stark genug ist.«
    Vogler nickte nachdenklich. Somit sollte es also auch möglich sein, den Strahl selbst anzumessen. Und vielleicht sogar einzelne Personen – wie Matthew Drax!
    »Wir erreichen das Zielgebiet«, vermeldete Lorn, der vor den Ortungsgeräten saß. »Jetzt musst du uns leiten!«
    Vogler nahm auf dem Sitz des Kopiloten Platz. »Dort vorn, der hohe Baum!« Er wies in die Richtung. »Gleich daneben befindet sich die Höhle!«
    Dann fiel ihm etwas ein. Die Sprechanlage unserer Anzüge – vielleicht sind wir schon nahe genug dran, dass ich Clarice erreichen kann!
    Er tippte auf die entsprechende Taste an seinem Handgelenk. Ein Signalton zeigte an, dass die Verbindung etabliert war. »Clarice!«, rief er ins Mikrofon am Innenrand seines Anzugkragens. »Hier Vogler! Kannst du mich hören?«
    ***
    Es gab Momente des Schreckens, die durch nichts zu übertreffen waren.
    Dies war ein solcher!
    Clarice spürte, wie die Matte über ihr weggezogen wurde… doch statt Vogler, der sie endlich gefunden hatte, um sie zu befreien …
    … grinste ihr die Fratze eines primitiv bewaffneten, am ganzen Körper bemalten Insulaners entgegen.
    Und damit nicht genug, stieß der Eingeborene einen hasserfüllten Schrei aus – und ließ die Klinge, die bereits zum Schlag erhoben war, auf die Marsianerin herabsausen!
    Mit einem dumpfen Stöhnen zuckte Clarice zurück. Schreien konnte sie nicht, denn sie war geknebelt.
    Die scharfe Schneide verfehlte sie nur um wenige Zentimeter. Die Marsianerin prallte mit dem Rücken hart auf den Boden – und merkte, wie durch den Ruck die Pflanzenfasern, mit denen sie an Händen und Füßen gefesselt war, zerrissen!
    Hastig brachte sie die Arme nach oben und riss sich den Knebel aus dem Mund. »Nicht!«, schrie sie. »Tut mir nichts! Ich bin nicht euer Feind!«
    Der Wilde über ihr zögerte, starrte sie verständnislos an. Clarice wurde bewusst, dass sie keine der hiesigen Sprachen beherrschte – und seltsamerweise schien das den Machetenträger zu irritieren.
    Doch nur für einen Moment. Dann hatte er seine Überraschung überwunden und holte erneut aus.
    In diesem Moment knisterte es in der Sprechanlage ihres Anzugs, und eine Stimme quäkte: »Clarice! Hier Vogler! Kannst du mich hören?«
    Nicht nur der Machetenschwinger, auch seine Begleiter prallten zurück, als hätte man ihnen einen Schlag verpasst. Clarice nutzte die Gelegenheit, um die Sprechtaste auf ihrem Handgelenk zu aktivieren. »Vogler!«, rief sie. »Ich werde von Wilden bedroht! Sie wollen mich töten! Hilf mir!«
    Gleichzeitig wusste sie, dass er zu spät kommen würde. Selbst wenn er sich vor der Höhle aufhielt – er konnte nicht schneller sein als ein Machetenschlag.
    Aber noch machte der Wilde keine Anstalten, erneut zuzuschlagen. Ein anderer aus der Gruppe redete auf ihn ein, zeigte auf Clarice und dann auf seinen Mund. Der Machetenmann schüttelte ärgerlich den Kopf und antwortete in schroffem Tonfall.
    Clarice erinnerte sich, dass der Mutant von Kriegern erzählt hatte, die ab und zu von einer Nachbarinsel hierher kamen. Angeblich sollten sie friedlich sein.

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