Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
Blieb eigentlich nur das Shuttle, das Probleme machen konnte.
    Mit fliegenden Fingern stellte Gonzales eine Sichtsprechverbindung zur Stationsführung her. Das Gesicht, das kurz darauf den Monitor füllte, bestätigte noch vor dem ersten Wort, das seine Lippen verließ, seine Befürchtungen.
    »Es gibt ernste Probleme«, sagte Valgerd Bodvar Angelis. »Clarice Braxton wurde entführt. Die Shuttlecrew startet in dieser Minute eine Rettungsaktion. Feindkontakt ist möglich!«
    Gonzales fluchte in sich hinein. Feindkontakt! Das war das worst case-Szenario jeder Erdmission; etwas, das unbedingt vermieden werden musste. Vor allem , dachte er bedrückt, wenn man über nur ein Shuttle verfügt und der Crew nicht einmal zu Hilfe kommen kann.
    ***
    Vogler hakte sich in das Seil ein. »Bereit!«, schrie er durch das Heulen der Antriebsdüsen und reckte den Daumen in die Höhe. Brag Saintdemar legte einen Hebel um und die Seilrolle spulte sich ab.
    Vogler tauchte durch die Bodenluke des Shuttles und schwebte der Erde entgegen. Mit der Rechten hielt er sich fest, in der Linken trug er den Schockstab der Hydriten.
    In seinem Inneren tobte ein Gefühlschaos, das nicht geringer sein konnte als das in der Höhle unter ihm.
    Er hatte, um Clarice zu retten, keine andere Möglichkeit gesehen, als einen Schuss auf ihre Position abzufeuern. Er musste die Eingeborenen schocken, sie von ihrem Angriff abbringen. Er konnte nur hoffen, dass er nicht auch seine Begleiterin damit in tödliche Gefahr brachte. Wenn die Höhle einstürzte…
    Er wollte nicht daran denken. Seine Füße berührten in unmittelbarer Nähe des Eingangs zu Hi’schis Höhle den Waldboden. Er klinkte sich aus dem Seil aus, das von ihm weg pendelte, aber auf gleicher Höhe blieb.
    Rings um ihn her wirbelten Blätter und kleinere Äste auf. Der thermisch unbedenkliche, aber in seinem Schub enorme Rückstoß, auf dem Titus Tsuyoshi das Shuttle dicht über den Baumkronen hielt, fegte alles beiseite, was keinen Wurzelhalt und kein ausreichendes Eigengewicht hatte.
    Vogler wollte gerade den Höhleneingang passieren, als ihm Gestalten aus dem Dunkel entgegenwankten. Die Eingeborenen! Ihre Gesten und die Angst in ihren Gesichtern zeigten ihm, dass sie auf der Flucht waren.
    Vogler vermied eine direkte Konfrontation. Er wich zurück und richtete den Blitzstab auf die Meute. Einer von ihnen, am ganzen Körper bemalt und eine Machete schwingend, verstand die Drohung offenbar nicht: Er stürmte mit einem wilden Schrei auf Vogler zu.
    Der Marsianer drückte ab.
    Ein gleißender Blitz zuckte aus der Spitze des Stabes und schlug dicht vor dem Machetenmann in den Boden ein. Der Knall stoppte den Vorwärtsdrang der Verfolger ebenso wie der brenzlige Geruch und der knietiefe Einschlagkrater, dessen Oberfläche von der enormen Hitzeentwicklung regelrecht glasiert wirkte.
    Der aggressive Insulaner tat einen Satz, als wollte er fliegen lernen, und prallte rücklings auf den Boden. Hastig krabbelte er von Vogler weg und brüllte etwas, das der Marsianer nicht verstand – wohl aber seine Stammesbrüder, die herumfuhren und ihr Heil in der Flucht suchten. Kein einziger Speer flog in Voglers Richtung.
    Der Weg in die Höhle war frei! Der Baummann zögerte nicht länger. Mit weiten Sätzen lief er in die Dunkelheit hinein – und prallte fast mit Clarice zusammen.
    Sie fiel ihm um den Hals. »Vogler! Dem Roten Vater sei Dank!«
    Er musterte sie mit schnellen Blicken. »Bist du unverletzt?«
    »Mir ist nichts passiert. Lass uns von hier verschwinden!«
    Dem war nichts hinzuzufügen – außer: »Komm mit!«
    Sie liefen in Richtung des Shuttles, das noch immer wie ein riesiges silbernes Insekt über den Wipfeln schwebte und allein durch seinen Anblick die Insulaner auf Abstand hielt. Auch der Machetenmann tauchte nicht mehr auf, als Vogler und Clarice das Seil erreichten und sich beide darin einhakten.
    Sekunden später schwebten sie zu der Raumfähre empor, die abdrehte, sobald sich die Bodenluke geschlossen hatte, und schnell an Höhe gewann…
    ***
    Sterbenselend. Es gab kein Wort, das ihren Zustand trefflicher beschrieben hätte.
    Aruula hatte sich selten so ausgeliefert gefühlt. Einem echten Gegner konnte man an die Gurgel gehen. Doch was tat man gegen einen unsichtbaren Dolch, der sich einem wieder und wieder in den Leib bohrte?
    »Maddrax…« Es war so dunkel geworden in dem Raum, in dem sie mit Schüttelfrost lag. In den Armen des Mannes, der alles versuchte, um ihr zu helfen – alles,

Weitere Kostenlose Bücher