262 - Route 66
Maddrax' Hilfsbereitschaft, als auch auf Aruulas Gabe.
Doktor Julanda Saintdemar war sich nach einigen Tests ziemlich sicher, dass Aruula bedingt in der Lage war, Matt Drax im Schlaf zu beeinflussen. Seine Verbindung zum Kraken machte ihn empfänglicher für Illusionen und Suggestionen jeder Art.
Aruula wusste, dass ihr Freund das nachträglich nicht gutheißen würde, doch sie waren in einer Notlage. Sie selbst fand es auch nicht richtig, Maddrax auf diese Weise zu lenken. Aber wenn sie es nicht schaffte, die Bleiplatten innerhalb der Frist zu besorgen, würde alles auf den zweiten Notfallplan hinauslaufen: die Evakuierung des Schiffes in das Beiboot. Aruula hatte Zweifel, ob die Marsianer sie, Maddrax und Hi'schi tatsächlich mitnehmen würden. Der Platz im Beiboot war ausgelastet. Wenn jemand zurückgelassen wurde, dann sicher sie drei.
Sie sah die Marsianerin an.
Clarice würde es nie zulassen, dass man uns zurücklässt, aber vielleicht wird sie keine Wahl haben.
Die Hinterlistigkeit von Doktor Julanda Saintdemar hatte ihr einmal mehr gezeigt, dass sie und Maddrax für viele Marsianer nur unbedeutende Barbaren waren, keine gleichwertigen Mitglieder der Gesellschaft.
»Also los.« Sie griff nach dem kleinen hautfarbenen Ohrstöpsel, den Clarice ihr hinhielt. Mit diesem Wunderwerk der Tekknik würde sie Clarice hören können, auch wenn diese gar nicht da war.
Die Marsianerin half ihr, den Ohrhörer anzulegen. »Sobald der Lautsprecher im Beobachtungsraum repariert ist, werden wir auch wieder hören können, was in der Kammer gesprochen wird«, sagte sie dabei. »Wenn du irgendwelche Wünsche hast, musst du dich nur weit genug von Matt entfernen und es aussprechen.«
Aruula nickte. Sie wollte schon zu der Schleuse gehen, als ihr noch etwas einfiel. »Ich habe das doch richtig verstanden: Das Material löst sich auf, wenn Maddrax aufwacht. Also muss er bis zum Ende der Reise in der Traumkammer bleiben.«
Clarice nickte. »So ist es. Warum fragst du?«
»Ich… ich weiß nicht, ob ich ihn so lange beeinflussen kann. Und noch mehr Sorgen macht mir, dass er da drin verhungern oder verdursten könnte!«
»Matt liegt jetzt schon in einer Nährlösung. Wir werden ihn für den Rest der Reise künstlich ernähren. Deine Versorgung dagegen ist einfach: Alles, was er an Nahrung erträumt, kannst du essen und trinken, als wäre es echt. Wie wir ihn letztlich in der Kammer halten, ohne dass er Verdacht schöpft, darüber werden wir beraten und es dir rechtzeitig mitteilen. Geh erst mal da rein, und nimm Kontakt auf! Bring die Sache ins Rollen!«
Aruulas Herz schlug heftig. Wie viel leichter wäre es ihr gefallen, gegen eine Snäkke anzutreten oder ein wildes Horsey zu bändigen. Sie atmete noch einmal tief ein, dann betrat sie die Kammer.
Sie war keine zwei Schritte gegangen, als die vertraute Welt hinter ihr verschwand. Sie sah zurück und konnte nichts anderes sehen als eine staubige Fläche und kleinere Felsen. In einiger Entfernung ragte ein Zypressenwald auf.
Diese Illusionen sehen genauso echt aus wie damals auf der Insel.
Zuerst gab es noch einen verwirrenden Doppeleffekt, als sie auf die Straße mit dem Wagen zulief. Das Auto fuhr, und doch bewegte es sich nicht vom Fleck. Immer wenn es ein winziges Stück zurückgelegt hatte, kam es an derselben Stelle heraus, an der es gestartet war. Als Aruula endlich an der Straße stand, kam es erneut angefahren. Dieses Mal sah es ganz real aus.
Aruula konzentrierte sich mit ihrem Lauschsinn auf Maddrax. Sie wusste, dass sein eigentlicher Körper nur einen Meter unter ihr in dem Nährtank lag. Allein dieser Gedanke ließ sie schaudern. Sie hätte sich in so einem Tank lebendig begraben gefühlt. Nah an Orguudoos Reich. In manchen Dingen war Maddrax mutiger als sie.
Sie winkte mit der Hand. Der rote Wagen hielt tatsächlich an. Aruula verspürte einen Moment den Wunsch, die blonde Frau an den Haaren zu packen und durch das offene Fenster aus dem Wagen zu ziehen. Sie schloss die Augen, atmete tief durch und trat dann an den Wagen heran. Er roch sonderbar. Anders als die Autos in ihrer Zeit, die einen leichten Alkoholdunst verströmten. Dieses Gefährt hier roch aggressiver. Ganz und gar fremd.
Aruula wandte sich zunächst an Liz und brachte anschließend ihre Geschichte vor. Es fiel ihr nicht schwer, verwirrt und verunsichert zu tun. Der rote Wagen war so ganz anders als alle Autos, die sie kannte. Er glänzte neu, und war gewiss viele Frekkeuscher wert.
Maddrax
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