262 - Route 66
Möglichkeit zur Rettung, ohne dass man sich in einem kleinen Beiboot dem All überantworten und auf Hilfe vom Mars hoffen musste.
Tendon Angelis nickte. »Also gut. Prüfen wir die Lage. Wenn es uns gelingt, dieses Ersatzteil tatsächlich zu bekommen, können wir unsere Reise zum Mars fortsetzen.«
Clarice atmete erleichtert auf. »Wie viel Zeit haben wir?«
»Zwei Tage, maximal drei. Das hängt von den aktuellen Messwerten ab. Ich kann es Ihnen erst in einigen Stunden genau sagen. Alle Besatzungsmitglieder sollten sich auf der Backbordseite so weit wie möglich vom Strahlenleck entfernt halten und ihre Schutzanzüge tragen.« Doktor Julanda Saintdemar drängte zur Eile. »Ich muss den Erdmenschen wecken und die Traumkontrolle neu programmieren. Das braucht seine Zeit. Lassen Sie uns anfangen!«
***
Aruula schnaubte vor Wut, als sie Maddrax und die junge Frau im simulierten Sonnenuntergang betrachtete. Die beiden saßen viel zu nah zusammen! Sie machte eine wegscheuchende Handbewegung. Leider konnten Maddrax und die Fremde sie nicht sehen.
Alles, was vier Meter um ihn herum ist, ist real! Also auch diese Frau!
Aruula war sich durchaus bewusst, dass sowohl Maddrax als auch die Blonde nur künstlich geschaffene Abbilder waren, aber das machte es für sie nicht leichter. Immerhin entsprang die Frau Maddrax' Gedanken - also träumte er von ihr! Und wenn er sie küsste, begehrte er sie auch.
Wie konnte er nur! Er hat mir erzählt, er will irgendeine Urlaubsreise mit zwei seiner Freunde machen!
Und nun hockte Maddrax neben einer blonden Schönheit - vielleicht sogar seiner Ex-Frau! - und kuschelte sich vertrauensvoll an sie, während er sie mit Würstchen aus dem Glas fütterte. Leider war der Lautsprecher ausgefallen, der die Gespräche im Innenraum der Kammer nach draußen übertrug, und sie konnte nicht hören, was die beiden miteinander sprachen.
Aruulas Hände lagen an der Scheibe. Sie fühlte sich bitter enttäuscht und verraten.
Mit einem Ruck wandte sie sich ab und ging zu den Armaturen hinüber, auf dem Clarice Maddrax' Werte abgelesen hatte. In der Traumkammer war sein Arm eng um den Körper der Blondine geschlungen. Das Würstchenglas stand am Boden. Sein Mund presste sich auf ihren.
Die Barbarin stieß einen Fluch in der Sprache der Wandernden Völker aus und trat kräftig gegen die stehende Konsole. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie zielte auf die Armaturen.
»Aruula!« Clarices scharfe Stimme erklang vom Schott her. »Ich sagte: Nichts anfassen!«
Die Kriegerin fuhr zornig zu der Rothaarigen und ihren Begleitern herum. Hinter Clarice betrat die Ärztin den Raum, begleitet von drei Männern. Einer war der Kommandant, der sich ihnen zu Beginn der Reise vorgestellt hatte.
Aruula wies in den Raum hinab. »Was würdest du denn machen, Clarice? Maddrax vergnügt sich da unten mit einer Frau! Er küsst sie!«
Die Ärztin ging an ihr vorüber zu der Konsole. »Erdmenschen«, zischte sie dabei abfällig. »So primitiv wie Amöben.«
Aruula wusste zwar nicht, was Amöben waren, aber sie war sicher, dass es sich um eine Beleidigung handelte. Sie wollte die Ärztin am Arm packen, doch Clarice hielt sie zurück.
»Aruula, hör mir zu! Wir haben ernsthafte Probleme und brauchen den Traumkraken für eine Rettungsmission. Wir werden Matt aufwecken, dann könnt ihr euch von mir aus aussprechen. Aber ich bin mir sicher…«
Ein unerwarteter Fluch von der Konsole her ließ Clarice verstummen. Julanda Saintdemar hatte ihn ausgestoßen. »Was ist los?«, erkundigte sich Tendon Angelis, der Kommandant.
Die Ärztin zeigte auf die Instrumente, suchte nach Worten. Schließlich hatte sie sich so weit gefangen, dass sie Auskunft geben konnte.
»Es gab einen Spannungsabfall. Ein Kaskadenversagen hat den Computer und das Bewusstsein des Kraken voneinander getrennt. Vermutlich«, sie schoss einen giftigen Blick auf Aruula ab, »hat die Barbarin die Konsole beschädigt, und nun -«
»Das ist nicht wahr«, fiel Clarice ihr ins Wort und hielt gleichzeitig Aruula zurück. »Ich hatte den Abfall vorhin schon bemerkt, gleich nach der Kollision. Der Meteorit muss die Verbindung getrennt haben. Aruula trifft keine Schuld!«
Der Kommandant trat mit erhobenen Händen zwischen die drei Frauen. »Jetzt mal ganz ruhig«, sagte er beschwichtigend. »Lassen wir alle persönlichen Animositäten beiseite und konzentrieren uns auf das Wesentliche.« Er wandte sich an Julanda Saintdemar. »Was genau ist das Problem,
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