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262 - Route 66

262 - Route 66

Titel: 262 - Route 66 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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ja…«
    »Unannehmlichkeiten zu bereiten?«, fragte Clarice fassungslos, mit einem Blick auf Aruula.
    Julanda Saintdemar nickte.
    Aruula packte die Frau am Kragen ihres silbrig weißen Anzugs. »Und so was nennt uns Amöben ! Wenn ich eins nicht ausstehen kann, dann sind das Menschen, die andere als Barbaren betrachten und selbst nicht mehr Anstand und Ehre haben als der Dreck unter Orguudoos Fingernägeln!«
    »Bitte«, versuchte Clarice sie zu besänftigen. »Lass es gut sein. Wir haben keine Zeit!«
    Aruula ließ die Ärztin los. »Du bist ja wirklich eine Zierde deines Volkes«, brachte sie biestig heraus. »Ein Musterbeispiel für den Fortschritt der Marsianer.«
    Julanda Saintdemar sah sie halb beleidigt, halb verblüfft an. Ganz so, als hätte sie gerade den Eindruck gewonnen, Aruula unterschätzt zu haben. Sie schien eine Entgegnung hinterzuschlucken. Ihre Hände zogen den Kragen ihres Anzugs glatt. »Wollen Sie uns nun helfen, oder nicht?«
    Aruula sah zu Maddrax und der blonden Frau hinunter. »Wie es aussieht, habe ich wohl keine Wahl. Sagt mir alles, was ich über die Reise und meine Aufgabe wissen muss.«
    ***
    Aruula sah nervös zu der entriegelten Schleuse der Traumkammer. Die Techniker hatten sie inzwischen manuell geöffnet.
    Seit dem Zusammentreffen im Beobachtungsraum waren mehrere Stunden vergangen, in denen Aruula von der Historikerin Marlyn Derkar einen Crashkurs über die neunziger Jahre der Erde erhalten hatte. Danach war sie mit Clarice die Feinheiten ihres Auftrags durchgegangen. Die Marsianerin hatte in alten Lexika gewühlt und einen Gegenstand gefunden, der das benötigte Ersatzteil liefern konnte: einen alten Kanonenofen - der keine Waffe, sondern etwas zum Heizen war, wie Aruula erfuhr - vom Ende des 19. Erdjahrhunderts. Die beiden abnehmbaren Kochplatten auf seiner Oberseite, jede etwa einen Finger dick, waren aus Blei. Es gab Aufnahmen, die Clarice ausgedruckt hatte und die Aruula aufmerksam studierte, um Maddrax ein möglichst genaues Bild übermitteln zu können.
    Jetzt fasste Clarice nach ihrer Schulter. »Aruula, sei so gut und wiederhole, was ich zuletzt gesagt habe.«
    Aruula schwirrte der Kopf. Es war schon aufregend genug, in einen Traum von Maddrax zu gehen, der in seiner vorherigen Welt spielte. Aber all die Dinge, die sie in den letzten Stunden erfahren hatte und die sie berücksichtigen musste, machten ihr Angst. Sie fühlte sich überfordert.
    »Erstens«, begann sie, »darf Maddrax nicht herausfinden, dass er schläft und nur träumt«, wiederholte sie Clarices eindringlich vorgebrachte Hauptregeln. »Sonst wacht er auf und alles löst sich in Nichts auf!«
    »Richtig. Weiter.«
    »Zweitens: Wenn die Abschirmung bis zum Reaktor ausgedehnt wird, kann der Krake auch außerhalb der Traumkammer Dinge erschaffen. Ich muss also dafür sorgen, dass Maddrax in einem höchstens acht mal acht Schritte großen Raum bleibt, nachdem ich euch die Bleiplatten übergeben habe.« Sie stockte kurz. »Was war drittens?«
    Clarice seufzte. »Verletzungen!«
    »Ach ja, genau. Es ist möglich, dass nach dem Wegfall der Kontrolle über den Kraken Dinge aus Maddrax' Traum zu echten Verletzungen führen können. Ich muss also jede gefährliche Situation vermeiden. Darin bin ich gut.«
    Clarice öffnete den Mund und schloss ihn wieder, Sie sah die Kriegerin kopfschüttelnd an, als wolle sie ihre Worte bestreiten. »Ich… ach, versuch es einfach.«
    Aruula runzelte die Stirn. »Was soll in Maddrax' Zeit schon so gefährlich sein? Keine Monster. Keine Zombies. Keine Mörderpflanzen und keine Daa'muren. Es klang immer sehr harmlos, wenn er davon erzählte.«
    »Pass einfach auf euch auf.«
    »Okee. Und dann die letzte Sache: Wir haben wenig Zeit, weil die Strahlung zunimmt! Höchstens vierundzwanzig Stunden, um die Bleiplatten zu besorgen.«
    »Genau. Bist du so weit?«
    Aruula nickte. Sie wünschte, sie hätte ihr Schwert bei sich, das die Marsianer zusammen mit Maddrax' Driller und dem leeren Kombacter in Verwahrung genommen hatten. Aber das wäre zu auffällig gewesen. Clarice hatte sie ursprünglich sogar in Kleidung stecken wollen, weil eine barbusige Frau am Straßenrand auch im Jahr 1999 selten anzutreffen war. Aber das hatte Aruula nach einer Anprobe der synthetischen Stoffe vehement abgelehnt. Also hatten sie sich gemeinsam eine halbwegs glaubhafte Geschichte von einem Badeausflug mit einem Freund ausgedacht, der Aruula nach einem Streit sitzen gelassen hatte. Beide hofften sowohl auf

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