265 - Das letzte Tabu
Flächenräumer wieder einsatzbereit zu machen, bedürfte es eines Geräts - falls dies technisch machbar ist; ich muss mich da auf Leute verlassen, die wirklich Ahnung von solchen Dingen haben -, das in der Lage ist, das durch den Einschlag des Wandlers verschobene Magnetfeld der Erde zum Flächenräumer umzuleiten.«
Nachdem er seine Vorstellungen so kurz und knackig wie möglich dargelegt hatte, bat er um Eigeninitiative und -ideen der Marsianer. Vor allem aber appellierte er an ihre Bereitschaft, die von ihm geschilderte Gefahr um Himmels willen nicht zu unterschätzen oder gar als Fantasterei abzutun.
In einer Pause nahm Maya Tsuyoshi ihn zu Seite. Zunächst teilte sie ihm ihre persönliche Einschätzung der Stimmungslage unter den Räten mit. »Ich denke, du hast das plastisch genug geschildert, um auch dem letzten Zweifler den Wind aus den Segeln zu nehmen. Bei mir ist es dir jedenfalls gelungen. Du kannst auf meine volle Unterstützung bauen.«
Matthew nutzte die Gelegenheit, um ein Thema anzusprechen, das ihm kaum weniger auf der Seele brannte als die Bedrohung durch den Streiter: »Gibt es Neuigkeiten von der Mondbasis?«, fragte er. »Weiß man inzwischen etwas über den Ausgang der Suche nach Ann?«
Maya berührte ihn an der Schulter. »Der Kontakt konnte noch nicht wiederhergestellt werden«, sagte sie gedämpft, und fügte schnell hinzu: »Was aber ganz logisch ist, wenn ein Modul der Funkanlage ausgefallen sein sollte, das sie vor Ort nicht reparieren können. Ich kann dir aber versprechen, dass ich die nächste Ablöse zum Erdmond bereits in wenigen Tagen und lange vor der üblichen Zeit auf die Reise schicken werde. Spätestens in vier Monaten werden wir dann erfahren, was los war.«
»So lange bleiben wir nicht hier«, wandte Matt ein. »Sobald alles erledigt ist, kehre ich mit Aruula durch den Zeitstrahl zurück. Wir sind dann also schon nach der fünfwöchigen Verzögerung im Strahl auf der Erde -«
»- von wo du aber auch nicht die Mondbasis erreichen wirst«, gab Maya zu bedenken.
»Vielleicht aber das Mondshuttle«, sagte Matt. »Ich habe vor, einen starken Sender mitzunehmen. Damit sollte ich einen Kontakt herstellen können.«
»Das wünsche ich dir…«
Die Pause war vorbei und sie wandten sich wieder den Problemen zu, von deren Lösung die Zukunft des ganzen Sonnensystems abhing.
Bevor sie wieder hinter das Pult traten, küsste Aruula ihn ungeniert. Er glaubte, um ihn aufzubauen.
Aber wenig später, als er in den inzwischen eröffneten Dialog mit den Räten eintrat, sah er, dass ein neues Gesicht in der Runde aufgetaucht war.
Chandra hatte sich unter das Auditorium gemischt. Das körperbetonte Kleid, für das sie sich entschieden hatte, war dem Anlass vielleicht nicht ganz angemessen…
***
Stunden später
Als Vogler und Clarice das mutmaßliche Ziel erreichten, war es spät am Abend. So lange hatte es gedauert, ihre Beziehungen spielen zu lassen. Jetzt hofften sie nur, auf der richtigen Fährte zu sein und keiner Falschinformation aufgesessen zu sein.
Offenbar war Hi'schi mit Alpha-Priorität belegt worden. Dafür sprach zumindest die hochmoderne Laboranlage, vor der der Waldmann und die Wissenschaftlerin jetzt ihr Fahrzeug stoppten. Mitten in Elysium liegend, unterschied sich das Gebäude völlig von den umliegenden Hochbauten. Der achteckige Bau beschränkte sich auf ein einziges Stockwerk, auch wenn die Grundfläche beeindruckend war.
»Wahrscheinlich stellt das, was wir sehen, nur die Spitze des Eisbergs dar«, sagte Clarice, die den Schweber gelenkt hatte. »Wer weiß, wie viele Stockwerke dieser Komplex möglicherweise in die Planetenrinde hinein reicht.«
Vogler beschäftigte weniger die Größe der Anlage. »Wie groß ist die Chance, dass sie uns zu ihm lassen, selbst wenn er da ist?«
Schulterzucken. Clarice wuchtete die Tür auf. »Das kommt vermutlich darauf an, wie gut wir bluffen können.«
Der bislang eher missmutige Ausdruck auf Voglers Gesicht wechselte schlagartig. »Verstehe. Das könnte Spaß machen.«
Sie nickte. »Aber vergiss nicht, dass der Einsatz bei diesem ›Spiel‹ ein Leben ist. Wir dürfen nicht überziehen.«
»Üb schon mal selbstbewusstes Auftreten!«
»Das brauche ich nicht zu üben, das ist angeboren.«
»Hatte ich vergessen, Verzeihung.«
Sie stiegen aus. Vom Parkplatz bis zur verglasten Pförtnerloge waren es nur ein paar Schritte.
»Wer spricht?«, fragte Clarice.
» Ladies first. Das ist ganz große
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