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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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ihre Schwerter ob der Beleidigung?
    Nicht, dass er sich danach gesehnt hätte; im Gegenteil. Aber merkwürdig war das schon.
    Sepp beschloss spontan, seinem Auftritt die Krone aufzusetzen. »Euch hat man ins Hirn geschissen!«, erklärte er todesmutig. »Ihr gebt die reinsten Witzfiguren ab, jawoll! Seid nur froh, dass ich mich nicht an Schwächeren vergreife, sonst…«
    Er ließ die furchtbare Drohung offen - auch weil er nicht begreifen konnte, warum die drei noch immer so ruhig und gelassen blieben… und ihn jetzt sogar wohlwollend angrinsten.
    »Lass gut sein, Kleiner«, sagte der Größte von ihnen. »Wir fühlen uns geehrt, aber jetzt mach, dass du Land gewinnst. Sonst müssen wir dich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses einbuchten.« Er wedelte mit einer Hand. »Kusch!«
    Sepp Nüssli verstand die Welt nicht mehr. Sie fühlten sich… geehrt?
    »Äh… ja«, sagte er nur und wandte sich zum Gehen. »Dann bin ich mal weg.«
    Und während ihm die bärbeißigen Typen von der Stadtwache freundlich hinterher winkten, raffte er sein Zeug zusammen und machte sich auf den Weg zurück zur Schänke.
     
    Minuten zuvor
    »Habt Ihr vielleicht meinen Bruder gesehen, werte Herren?«, fragte Blondyne und sah die Männer der Stadtwache mit kokettem Augenaufschlag an.
    »Hm?« Der Anführer der drei, ein Hauptmann, blickte erst nach links und rechts, bevor er einen Meter tiefer die kleine Frau bemerkte, die vor ihm stand und zu ihm aufblickte. »Was meinst du, Kleine?«
    »Mein Bruder Sepp«, wiederholte Blondyne. »Er ist etwas kleiner als ich und… nun ja, mit einer schlimmen Geisteskrankheit geschlagen. Man sieht es ihm nicht an, aber hin und wieder zieht er sich zum Beispiel pudelnackt aus, als wäre es das Normalste von der Welt!«
    Die Gardisten blickten sich an.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Blondyne fort und warf einen vorsichtigen Blick zurück. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Sepp Nüssli diese Gasse entlangkam; bis dahin musste sie verschwunden sein. »Er hat die merkwürdige Eigenart, immer das genaue Gegenteil von dem zu sagen, was er in Wirklichkeit meint.« Sie kicherte schüchtern. »Beschimpft er zum Beispiel jemanden wüst, so meint er eigentlich, dass er ihn wertschätzt. Doch wenn er jemanden lobt, hält er gar nichts von ihm.«
    »Ach, wirklich?«, meinte der Gardistenhauptmann. »Der arme Mann! Was es nicht für bizarre Krankheiten gibt.« Auch seine Gefährten setzten mitleidige Mienen auf.
    »Ja, so etwas wünscht man seinem ärgsten Feind nicht«, murmelte Blondyne. »Ich fürchte nur, er bekommt deswegen noch Ärger. Ich sollte auf ihn aufpassen, doch er ist mir entwischt. Hier ist er nicht zufällig durchgekommen?«
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
    Blondyne seufzte. »Dann werde ich jetzt weiter nach ihm suchen, werte Herren. Und falls er doch noch auftaucht, ich bitte euch, nehmt ihm seine Reden nicht krumm. Er weiß nicht, was er tut, und meint es nicht böse.«
    »Keine Sorge«, beschied ihr der Hauptmann. »Wir wissen ja nun, wie es um Euren Bruder steht, wertes Fräulein. Sollen wir ihm etwas von Euch ausrichten?«
    »Oh, nein, nein«, beeilte sich Blondyne zu sagen. »Es ist ihm peinlich, wenn ich mich um ihn sorge. Besser, er erfährt gar nicht erst, dass ich mit Euch gesprochen habe.« Sie vollführte einen reizenden Knicks. »Ich danke Euch für Eure Nachsicht.«
    Sepp, noch immer grübelnd über das seltsame Verhalten, das die Gardisten an den Tag gelegt hatten, war noch keine zwanzig Schritte weit gekommen, als plötzlich Blondyne vor ihm stand.
    »Wie ich hörte, habt Ihr auch die zweite Prüfung gemeistert, Sepp Nüssli«, sagte sie mit glockenreiner Stimme, und Sepp glaubte zu erkennen, dass sie darüber erleichtert war. Trotzdem sackte ihm das Herz in die Hose.
    »Ihr… habt mich beobachtet, Fräulein Blondyne?«, fragte er und musste schlucken.
    »Nun… sagen wir mal… ja.« Blondyne nickte. »Käpt'n Rotbaad hat mich beauftragt. Jemand muss schließlich bezeugen, dass Ihr Eure Prüfungen bestanden habt.«
    Nun wurde Sepp auch klar, warum sie gestern Nacht zur Stelle gewesen war. Aber noch viel mehr interessierte ihn: »Also habt ihr mich… nun ja… nackend gesehen?«
    Blondyne grinste von einem Ohr zum anderen. »Nun schämt Euch nicht. Ich habe schon so manchen Mann hüllenlos gesehen, und Ihr, mein lieber Sepp, schneidet im Vergleich gar nicht mal schlecht ab.«
    »Aber ich -«, setzte Sepp Nüssli mit hochrotem Kopf

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