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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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an, doch Blondyne machte:
    »Schhhhh. Reden wir nicht mehr darüber.« Sie grinste. »Ich bin froh, dass die Wachen einen guten Tag hatten. Normalerweise sind sie nicht so freundlich, wenn jemand sie beleidigt. Nun muss ich in die ›Glatze‹ zurück, um Rotbaad von Eurem Erfolg zu berichten. Dann steht nur noch die letzte Prüfung aus.«
    »Darf ich Euch begleiten?«, bot sich Sepp galant an.
    »Aber gern.«
    Während sie losmarschierten, erzählte er ihr von dem Schiff, das zu nächtlicher Stunde in den Hafen eingefahren war, wie er vom Schornstein aus beobachtet hatte, und das sich für die dritte Prüfung anbot.
    »Dieses Unternehmen solltet Ihr aber erst nach Einbruch der Nacht in Angriff nehmen«, riet ihm Blondyne. »Ich schlage vor, Ihr legt euch noch etwas aufs Ohr, damit Ihr später frisch und ausgeruht seid.« Nun gab es für Sepp Nüssli keinen Zweifel mehr: Seine heimlich Angebetete gönnte ihm den Erfolg von ganzem Herzen. Sein kleines Herz jubilierte.
    ***
    Januar 1945
    »Was Physik und Chemie angeht«, sagte Hauptsturmführer Holtz, »bin ich absoluter Laie.« Er zuckte irgendwie bedauernd die Achseln. »Ob Sie's glauben oder nicht, aber im Zivilberuf bin ich Literaturwissenschaftler.«
    »Ach was«, sagte Hasso. »Welche Fakultät?«
    »Amerikanistik.« Holtz grinste müde. »Deswegen könnte ich im besten Fall nur andeuten, was die Forschergruppe in Himmlers Hauptquartier über diesen Fund gesagt hat. Verstanden habe ich davon weniger als die Hälfte.«
    »Versuchen Sie's doch mal.« Hasso erwiderte sein Grinsen. »Ich bin ebenfalls Amerikanist. Hugo Gernsback ist einer meiner bevorzugten Autoren. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Holtz schaute überrascht auf. »Gernsback ist mir selbstverständlich ein Begriff! Gerüchten zufolge existiert bei uns sogar eine Abteilung, in der seine Zeitschriften Pflichtlektüre sind. Einige der Wunderwaffen, an denen Herr von Braun in Peenemünde arbeitet, sollen auf dem Mist gewachsen sein, den Gernsbacks Autoren seit 1926 von sich geben.« Er trat an den Tisch, um seine Kippe in einem bronzenen Aschenbecher auszudrücken. »Na schön, ich sag's Ihnen: Der Brocken, der uns eben vor die Füße gefallen ist, wurde vor ein paar Wochen bei einer Ölbohrung in Rumänien gefunden. Die Eierköpfe von der Forschungsabteilung haben die irrwitzige Theorie, dass er eine - lachen Sie nicht! - außerirdische Lebensform ist, die auf Silizium statt Kohlenstoff basiert. Deshalb sieht das Ding aus wie ein Stein.«
    Dass die Wehrmacht auf rumänisches Erdöl angewiesen war, wusste Hasso, doch wie schlimm es wirklich um die geistige Gesundheit der SS-Führung stand, erschreckte ihn. »Haben Sie außerirdische Lebensform gesagt? Wie soll die zur Erde gekommen sein? In einem Sternenschiff?«
    »Vielleicht mit einem Kometen oder einem Meteoriten, keine Ahnung.« Holtz zuckte die Achseln. »So hab ich es im Hauptquartier aufgeschnappt. Dass ich es Ihnen erzähle, heißt nicht, dass ich es auch glaube. Ich muss allerdings zugeben, dass das pulsierende Innere des Brockens auf mich irgendwie… lebendig wirkt.«
    »Ja.« Hasso nickte. »Den Eindruck hatte ich auch. Aber…« Er breitete die Arme aus. »Eine außerirdische Lebensform! Ich meine: Wenn es wirklich eine wäre, hätte sie dann nicht längst mit uns Kontakt aufgenommen?«
    »Das hat Himmler auch gefragt«, entgegnete Holtz. »Die Antwort war, dass uns der Brocken vielleicht gar nicht als lebendig einstuft, weil er so völlig anders aufgebaut ist als wir. Aber wie gesagt: Ich halte das eh für Humbug. Wahrscheinlicher wäre es, wenn das Ding irgendein Mechanismus ist, etwas Künstliches. Ein Geheimprojekt, das im Ausland entwickelt wurde. Den Russen traue ich so was nicht zu, wohl aber den Amerikanern.«
    Hasso hatte den pulsierenden Kern nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. »Vielleicht ist es eine Art Batterie«, sagte er nachdenklich.
    »Eine neuartige Energiequelle? Wer weiß - vielleicht.« Holtz nickte. »Leider fehlt mir die naturwissenschaftliche Kompetenz, dazu etwas Schlüssiges zu sagen. Eben das hat man sich ja von Ihrem Herrn Vater erhofft; aus diesem Grund wurde der Brocken hierher gebracht. Leider ging Iwans Vormarsch aber schneller als erwartet vonstatten, deswegen musste die Analyse abgebrochen und Ihre Eltern evakuiert werden. Sie sind jetzt in Bayern, auf dem Gutshof Ihres Onkels.«
    Hasso atmete auf.
    »Sie wissen ja wohl selbst«, fuhr Holtz fort, »dass Ihr Vater ein rechter Sturkopf sein kann. Um sich

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