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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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zurück.
    »Urgh«, sagte Helmoot.
    Der Wirt eilte zu Sepp ans Fenster. »Was ist denn los?«
    Sepp kniff die Augen zusammen. »Das Schiff… es wirkt irgendwie… durchsichtig.«
    Helmoot nickte beklommen. »Es sieht aus wie ein Geisterschiff !«
    Sepp schluckte schwer. Und an diesem Objekt sollte er seine letzte Prüfung absolvieren? Das kommt ja gar nicht in die Tüte! Keine zehn Horseys bringen mich…
    Er stockte in seinen Gedanken, als das Türglöckchen bimmelte. Sepp schaute auf. Käpt'n Rotbaad und einige Angehörige seiner Crew traten murmelnd ein. Sie sahen blass aus, aber ob es an ihrem Alkoholkonsum oder an dem lag, was sie dort draußen erblickt hatten, vermochte er nicht zu sagen. Sepp erkannte Ratz, den Knochen-Konni, diverse stoppelbärtige Schlagetots… und Blondyne. Sie lächelte ihm freundlich zu.
    Was im Hafenbecken vor sich ging, schmeckte Rotbaad offensichtlich gar nicht. Doch da er die Lage nicht deuten konnte, wollte er es wohl den Behörden überlassen, sein Problem aus dem Weg zu räumen: die freche Blockade der Hafenausfahrt.
    Der Wirt verschwand hinter dem Tresen, an dem Rotbaad und die Seinen Platz nahmen, um ein flüssiges Abendmahl einzunehmen. Blondyne signalisierte Sepp, dass sie gern bei ihm Platz nehmen würde, wenn sich nur der übel riechende und ungepflegte Helmoot vorher verziehen würde. So sah Sepp sich genötigt, dem trunksüchtigen Fischer mit dem Satz »Sollst auch nicht leben wie ein Hund« eine Münze in die Hand zu drücken, damit er an den Tresen verschwand. Kaum war er weg, löste sich Blondyne von ihren Kollegen und kam zu Sepp herüber.
    »Gut geschlafen?«
    Sepp nickte nur beiläufig. Seine Gedanken kreisten noch immer um das geheimnisvolle Schiff dort draußen. Und um seine Aufgabe. Was, wenn Rotbaad darauf bestand, dass er sich die Kasse dieses Geisterschiffs unter den Nagel riss?
    Er deutete hinaus. »Was haltet Ihr davon, Fräulein Blondyne? Von dem Schiff, meine ich. Macht es nicht einen unheimlichen Eindruck?«
    »Ja.« Blondyne nickte. »Ihr habt völlig recht. Die Männer meinen, dass vielleicht ein Fluch auf ihm liegt…«
    Sepp zuckte zusammen. »Ein Fluch?«
    »Ja. Findet Ihr nicht auch, dass es irgendwie… transparent wirkt? Als ich zwischen den Einheimischen stand, habe ich allerlei Vermutungen gehört: dass die Mannschaft vielleicht krank sei; dass an Bord eine Seuche ausgebrochen wäre… und dergleichen unerfreuliche Dinge mehr.«
    »Habe ich auch gehört.« Sepp spürte, dass es ihn schon an verschiedenen Stellen juckte.
    Blondyne nickte ernst. »Vielleicht ist es ja der Schwarze Rotz!« Sie rollte mit den Augen. »Habt Ihr schon mal jemanden gesehen, der am Schwarzen Rotz leidet? Wisst Ihr, wie es ist, wenn auf dem Körper eines Menschen überall dicke Pusteln wuchern, die nach ein paar Tagen aufplatzen und schwarzen, stinkenden Eiter versprühen?«
    »Hört auf, Fräulein, ich bitte Euch…« Sepp griff sich an den Hals und beugte sich über den Tisch. »Man sagt, dass die vom Schwarzen Rotz Befallenen sich am Ende aufblähen, bis sie platzen und ihre Innereien hundert Schritt weit verspritzen.«
    »Hört auf…« Auch Blondyne griff sich würgend an den Hals. »Was für ein grausames Ende!«
    Sie bestellten Grog. Und noch einen.
    Sepp verspürte bald eine schöne innerliche Wärme.
    Immer mehr Leute kamen von der Promenade zu ihnen herein. Sie tranken etwas Heißes und ließen sich über die mysteriöse Karavelle aus. Dass sich an Deck niemand zeigte oder auf die Signale des Hafenmeisters reagierte, ängstigte die Menschen. Wohl auch die Stadtwache, denn bislang hatte sich noch keine Schaluppe auf den Weg zu dem unheimlichen Schiff gemacht, um es zu kontrollieren. Alle schauten zur Mauer hinaus, an der die städtischen Honoratioren und Gardisten standen, den Ankömmling durch Binoculare betrachteten und sich wichtig machten.
    Der Wind frischte weiter auf, doch das Schiff rührte sich auch jetzt nicht von der Stelle. Sepp bestellte noch einen Grog. Und noch einen. Dann lud er Blondyne zum Essen ein. Draußen berieten die Honoratioren, taten aber nichts.
    Nach und nach verließ das gemeine Volk das »Zum Glatze« und die Quartalssäufer eroberten die Theke und Tische. Bald lag die Mehrheit der Crew der Duopfa mit dem Kopf auf den Tischplatten und schließ ihren Rausch aus. Rotbaad würfelte mit Knochen-Konni und Ratz. Sepp saß mit Blondyne am Fenster und erzählte ihr die Heldentaten seiner Jugend. Der Kampf mit dem Lindwurm, in dessen Blut er

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