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266 - Das Todesschiff

266 - Das Todesschiff

Titel: 266 - Das Todesschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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deutete auf das unheimliche Schiff im Hafen - wofür Sepp nicht dankbar war, denn er ahnte schon, was jetzt folgte.
    »Dies also ist Euer Schiff, junger Mann. Wenn Ihr die dritte Aufgabe ebenso geschickt erledigt wie die beiden ersten, mache ich Euch zu meinem Ersten Offizier und Ihr dürft mich Ole nennen.«
    »Wirklich?« Sepp wusste nicht, ob er sich freuen oder fürchten sollte. Nach kurzem Nachdenken entschied er sich dazu, wenigstens öffentlich Freude zu heucheln. Für Blondyne war er vermutlich seit gestern Abend ohnehin schon ein Held. Er wollte sie nicht enttäuschen, indem er einen Rückzieher machte. »Nun, dann will ich keine Zeit vergeuden.«
    Sepp zahlte seine Zeche, zwinkerte Blondyne zum Abschied zu und schlüpfte in die Nacht hinaus. Er musste sich ausrüsten, um diesen Job mit heiler Haut hinter sich zu bringen - und er hatte schon recht konkrete Vorstellungen, wie er vorgehen würde.
    Zehn Minuten später zog er aus einer Hinterhof-Abfallhalde eine hübsche rosa Plastikwanne, die er als Boot benutzen konnte, ein abgebrochenes Paddel und einen rostigen Widerhaken hervor, zu dem nur noch ein Seil fehlte.
    ***
    Januar 1945
    Holtz, Schröder, Glitsch, Müller und die anderen gingen hinter dem Kübelwagen und der aufgestapelten Fracht in Stellung und zeigten, dass sie an der Waffe keine Stümper waren. Als sich Hasso neben Leonie aufrichtete, die Nullacht gezückt, lagen dort, wo die Rotarmisten aus dem Wald gestürmt waren, vier oder fünf Leichen im blutrot gefärbten Schnee. Drei weitere Männer wichen fluchend und ballernd zurück und verschmolzen mit dem Unterholz.
    »Schnappt sie euch, Schröder«, hörte Hasso den Hauptsturmführer zischen. »Macht sie kalt, bevor sie uns den Rest ihrer Truppe auf den Hals hetzen.«
    »Jawoll, Hauptsturmführer!« Schröder bellte einen Befehl. Glitsch und der Rest der Truppe eilten geduckt hinter ihm über den freien Platz auf den Waldrand zu.
    Holtz winkte Friedrichsen. »Eine Kiste kommt noch, Bootsmann! Dann geht's ab, aber mit Karacho!« Er nickte Hasso zu. »Wenn ich bitten darf, Leutnant?«
    Zusammen wuchteten sie die Kiste mit dem »Mysterium« hoch und trugen sie schnaufend zum Wagen, den Leonie von Dönhoff und Bootsmann Friedrichsen mit wachsamen Blicken sicherten.
    Hasso war überrascht, wie schwer die Kiste war: Er schätzte ihr Gewicht auf einen guten Zentner. Als sie auf dem Beifahrersitz ruhte, klang hinter dem Haus - nicht fern von ihnen - ein Panzergeschütz auf.
    Erneut vibrierte der Boden. Nun wusste Hasso, dass sein Alptraum Wirklichkeit geworden war: Die feindliche Einheit war durch den Wald gebrochen, um sein Elternhaus zu schleifen. Im Schutz der Panzer würde gleich ein Zug Rotarmisten auf den Plan treten. »Und dann gnade uns Gott«, murmelte er.
    »Gott?«, wiederholte Leonie. »Du hast noch nicht abgeschworen?« Dass sie den Zigarillo dabei nicht aus dem Mund nahm, hätte Hassos Mutter als asozial klassifiziert, aber auf ihn wirkte sie so verwegen, dass er trotz der haarsträubenden Situation körperlich reagierte: Seine Hose wurde eng.
    »Ich schlage vor, wir machen den Hasen.« Friedrichsen warf den Motor an. »Scheiß auf unseren Marschbefehl! Wir fliegen mit!«
    Hasso schaute Holtz an. Holtz zuckte die Achseln, als wolle er »Meinetwegen« sagen. Seine Männer drangen indes in den Wald vor. Schon knallte es. Ein Schrei, dann ein Ächzen, dann krachte hinter dem Haus wieder das Panzergeschütz und zehn oder mehr Kehlen brüllten russische Parolen.
    »Wir laden das Zeug wieder aus, Heinzi«, sagte Leonie und schaute sich aufgeregt um. »Sonst passen wir da nicht mehr rein.«
    »Keine Zeit.« Holtz gab Friedrichsen einen Wink mit seiner Waffe. »Fahren Sie los, Bootsmann. Wir kommen zu Fuß hinterher.«
    Friedrichsen nickte. Er wendete, gab Gas und fuhr auf die Schneise zu, die zur Landstraße führte. Als der Waldweg ihn verschluckt hatte, rief Holtz »Los!« und machte den Anfang.
    Leonie folgte ihm. Hasso gönnte sich eine Sekunde, um einen letzten Blick auf sein Elternhaus zu werfen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er es wohl nie wieder sehen würde. Vor der Treppe lagen noch einige Kartons und Seesäcke. Stalins Beute.
    Hasso seufzte. Dann rannte er los, die Waffe in der Hand. Er folgte Holtz und seiner Braut durch den nun wieder relativ dunklen Tann. Rechts, zwischen den Bäumen, wurde geschossen und vermutlich auch gestorben. Hinter ihm ertönte ein gewaltiges Krachen. Als er den Kopf wandte, brach ein Teil des rechten

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