267 - Die Götter des Olymp
einen Panoramablick auf den Mie-Krater. Ihm würde es nicht entgehen, wenn der Slider mit dem Hydree einflog.
Sein Agent in der Wachmannschaft des Kraters hatte vor kurzem gemeldet, dass die Gegend um den Austrittspunkt des Strahls vermint sei. Der Sprengstoff wartete nur darauf, über Tsuyoshis PAC den Zündbefehl zu erhalten.
Noch einmal gab er dem Agenten den Rat, das Weite zu suchen, wenn der Gleiter mit der Cousine der Präsidenten und dem Fischmenschen landete. Dass er im Krater landen würde, stand außer Frage; nur so würde Chandra Tsuyoshi den Strahl überhaupt erreichen können.
Es war unglaublich, wie langsam die Zeit verging, wenn man auf etwas wartete. Vor Jahren hatte er einmal einen Spruch gehört: Die Länge einer Minute hängt davon ab, auf welcher Seite der Toilettentür man sich befindet. Auch wenn er diese Aussage als platt und unter seinem Niveau empfand, traf sie doch den Kern.
Die Zeit schlich dahin. Immer wieder rief er sich ins Bewusstsein, wie lange er auf diese Gelegenheit gewartet hatte; da kam es auf ein paar Minuten auch nicht mehr an.
Und dann war es endlich so weit!
Der Slider tauchte auf dem Bildschirm auf, im Landeanflug auf den Mie-Krater. Auf dem Weg zur Zerstörung der Strahlanlage und zur Freiheit für den Mars!
RJTs Zeigefinger schwebte über der Anzeige seines persönlichen Armbandcomputers. Eine winzige Berührung nur, und die Expressroute zur Erde gehörte der Vergangenheit an.
»Nun mach schon! Lande!«
Er fühlte das Herz in seiner Brust hämmern. Beinahe glaubte er den Puls bis in die Fingerspitzen zu spüren.
Und plötzlich… änderte der Slider seine Flugbahn! Er schwenkte nach links und hielt auf ein Landefeld außerhalb des Kraters zu.
Was war da los? Wollte die Tsuyoshi nun doch den Weg durch den Zugang nehmen, vorbei an den Wachen in die Strahlhöhle?
Blitzschnell kalkulierte RJT seine Optionen. Sollte er die Sprengung dennoch auslösen? Dann aber würde er sie der Gleiterbesatzung nicht in die Schuhe schieben können.
Eisige Finger umklammerten sein Herz. Wussten sie etwa Bescheid? Hatte einer seiner Männer den Plan verraten? Nein, unmöglich! Auf die Mitglieder von ProMars konnte man sich verlassen.
Minuten vergingen, ohne dass der Slider landete. Stattdessen kreiste er über dem Landefeld vor dem Krater.
Natürlich! Der Hydree hatte Chandra Tsuyoshi in seiner Gewalt. Und nun weigerte sie sich, seine Forderungen zu erfüllen und direkt in den Krater zu fliegen. Aber warum hatte sie ihn dann überhaupt bis hierher gebracht?
Verdammt! Die Ungewissheit zerrte an seinen Nerven.
Endlich hörte der Slider auf, sinnlose Kreise zu ziehen. Stattdessen nahm er den ursprünglichen Kurs wieder auf. Den zum Strahl!
RJT fiel ein Stein vom Herzen. Es hätte ihm gar nicht gepasst, wenn sein Plan so kurz vor der Vollendung gescheitert wäre.
Der Gleiter flog über den Krater und verharrte für einige Sekunden in der Luft. Dann sank er hinab und verschwand aus dem Erfassungsbereich der Kameras.
Roald Tsuyoshi wartete noch einen Augenblick. Lautlos zählte er abwärts.
Fünf… vier… drei…
Sein Herzschlag beschleunigte sich. Noch nicht! Gedulde dich!
... zwei ... eins.
Jetzt musste der Slider gelandet sein!
»Für den Mars!«, hauchte Roald Jordan Tsuyoshi. Sein Zeigefinger senkte sich auf das Sensorfeld des PAC.
Das Krachen, das an sein Ohr drang, war so gewaltig, dass er zusammenzuckte.
***
»Kannst du nicht schneller fahren?«
Mit einem kurzen Blick über die Schulter vergewisserte sich Matt, ob da wirklich Aruula hinter ihm saß. Er grinste. »Ich tue, was ich kann.«
Selten hatte er ein so merkwürdiges und wahnsinnig schnelles Bodengefährt gesteuert wie diesen Vergator. Zwar hob er nicht ab, flog also nicht im herkömmlichen Sinne, allerdings hatte er auch keinen Kontakt mit dem Boden mehr. Am ehesten vergleichbar war diese flitzende Kugel mit einem Luftkissenboot. Einem Luftkissenboot mit Raketenantrieb!
»Holen wir sie noch rechtzeitig ein?«, fragte Aruula.
Matt musterte die Anzeigen. »Vielleicht. Ich fürchte aber eher nicht.«
Das Erstaunliche am Vergator war nicht nur seine außerordentliche Geschwindigkeit, sondern auch seine technische Ausstattung. Im Inneren der Schutzhülle, die das Gestänge umgab, zeichnete sich eine Oberflächenkarte des Mars ab. Wie ein Globus, bei dem sich die Geländedarstellung innen befand. Es hatte eine Weile gedauert, bis Matt sich mit dieser ungewöhnlichen Anzeige zurechtfand, doch inzwischen
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