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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehört, aber leider noch kein einziges zu sehen bekommen. Da sich jetzt mir die Gelegenheit dazu bietet, werde ich sie mit Freuden benutzen. Ich bleibe also nun erst recht hier in diesem Haus.“
    „Effendi, Sie lästern die Geisterwelt!“
    „Fällt mir gar nicht ein! Ich bin nur wißbegierig und hoffe, von dem Gespenst gute Auskunft über die Geisterwelt zu erhalten, glaube aber leider nicht, daß es derselben angehört.“
    „Es gehört ihr an, denn es kommt und verschwindet ganz nach Belieben.“
    „Treibt es etwa Allotria? Oder verhält es sich wie eine ruhige Person in gesetztem Alter?“
    „Sie spotten immer, werden aber anders denken lernen. Das Gespenst geht durch alle Türen.“
    „Sind sie verschlossen?“
    „Nein.“
    „Nun, das kann ich auch, ohne ein Gespenst zu sein.“
    „Es klirrt wie mit Ketten; es heult, saust und braust wie ein Sturm; es bellt wie ein Hund, wie ein Schakal; es schreit wie ein Esel, wie ein Kamel.“
    „Das alles kann ich auch nachmachen.“
    „Auch das plötzliche Verschwinden?“
    „Ganz gewiß, nachdem ich beobachtet habe, wie das Gespenst selbst es anstellt, um nicht mehr gesehen zu werden. Also Sie haben es gesehen und gehört?“
    „Ja.“
    „Wer noch?“
    „Alle, alle; meine Schwester, ihre Dienerinnen, der Haushofmeister, meine beiden Neger. Es ist in ihre Stube gekommen und hat an ihrem Bett gestanden, auch an dem meinigen.“
    „Auch an demjenigen Ihrer Schwester?“
    „Nein, denn diese hat durch ihre Dienerinnen die Türen des Harems verbarrikadieren lassen.“
    „So haben wir es also mit einem Gespenst zu tun, welches nicht durch verrammelte, sondern nur durch offene Türen gehen kann. Das bringe ich auch fertig.“
    „O bitte, unsere Türen sind zwar nicht verschlossen, aber doch verriegelt. Es gibt in diesem Haus keine Schlösser, sondern nur Riegel.“
    „Hm! Hat das Gespenst eine gewisse Stunde, in welcher es erscheint?“
    „Allerdings. Sie wissen vielleicht, daß die Geisterstunde um Mitternacht beginnt?“
    „Kommt es täglich?“
    „Ja, und es bleibt eine volle Stunde hier.“
    „Das will ich ihm nicht verdenken, denn wenn den Gespenstern eine volle Stunde gegeben ist, so läßt es sich denken, daß ein richtiges Gespenst sein Recht ausnutzt. Hat jemand mit ihm gesprochen und was hat das Gespenst geantwortet?“
    „Nichts.“
    „Dieses Gespenst ist also kein gesprächiges, sondern ein stillvergnügtes Wesen. Das erwirbt ihm meine Achtung, da ich Schwatzhaftigkeit nicht liebe. Seit wann hat es sich denn an dieses Haus gewöhnt?“
    „Seit langer Zeit. Es ist schon vor uns jedem Bewohner dieses Gebäudes erschienen.“
    „Auch dem Besitzer desselben?“
    „Nein, denn das Gespenst ist eben der Geist des letzten Besitzers.“
    „Ah! Hat es das durch irgendeine gültige Legitimation bewiesen?“
    „Bitte, Effendi, lassen Sie den Scherz! Es ist genau so, wie ich sage. Seit dem Tod des Besitzers, welcher im Heer des Vizekönigs Major gewesen ist, hat es keinen Besitzer dieses Hauses gegeben, welcher länger als eine Woche hier geblieben ist. Das Gespenst hat sie alle vertrieben.“
    „Und wie lange wohnen Sie schon hier?“
    „Eine Woche. Und ich will Ihnen aufrichtig gestehen, daß ich in einigen Tagen ausziehen würde, wenn ich Sie nicht gefunden hätte, denn ich denke, daß Sie das Gespenst vertreiben werden!“
    „Das ist ein sehr offenherziges Geständnis, und ich bin Ihnen sehr dankbar für dasselbe. Meine Dankbarkeit werde ich Ihnen dadurch beweisen, daß ich Ihren Erwartungen entspreche. Ich hoffe, ein so eindringliches Wort mit diesem Geist sprechen zu können, daß er nicht wiederkommen wird.“
    „Allah, Wallah, Tallah!“ rief er erschrocken aus. „Nehmen Sie sich das nicht vor! Er wird fortbleiben, ohne daß Sie mit ihm sprechen.“
    „Meinen Sie?“
    „Ja, Ihre einfache Anwesenheit wird ihn bestimmen, nicht wiederzukommen.“
    „Sie meinen, daß er sich so sehr vor mir fürchte?“
    „Das nicht, aber – Effendi, werden Sie es mir übelnehmen, wenn ich aufrichtig spreche?“
    „Nein. Reden Sie getrost.“
    „Sie haben dort aus den Büchern ersehen, daß der Major in der letzten Zeit seines Lebens ein sehr frommer Mann gewesen ist, und daraus ist mit Sicherheit zu schließen, daß auch sein Geist fromm ist. Ein rechtgläubiges Gespenst aber, das Allah und den Propheten fürchtet, wird sicher ein Haus meiden, in welchem ein Christ, ein Ungläubiger wohnt.“
    „Ah“, lachte ich, „was Sie für ein Schlaukopf

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