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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Effendi! Sie ziehen hier ein und sind in jeder Beziehung mein Gast; in allem übrigen können Sie ganz nach Ihrem Gutdünken handeln. Doch ich hoffe, daß Sie mir die Freude machen werden, teil an meiner Fahrt nach Khartum zu nehmen. Aber ehe Ihr Entschluß, hier zu wohnen, Gültigkeit erlangt, will ich Ihnen eine Mitteilung machen, die ich für notwendig halte. Selim, bring' Pfeifen!“
    Der Haushofmeister stand noch unter der letzten Tür, welche er uns geöffnet hatte. Er verbeugte sich in der bereits beschriebenen Weise, wobei alle seine Glieder schlotterten und die Arme bis zum Fußboden niederhingen, und antwortete:
    „Richtig, sehr richtig! Aber das ist nicht meine, sondern Sache des Negers. Ich werde ihn senden.“
    Der sonderbare Schlingelschlangel hielt sich für zu hochgestellt, als daß er sich zu dem von ihm geforderten Dienst hätte herbeilassen mögen. Er verschwand, und bald darauf erschien ein alter Neger, welcher zwei Pfeifen von der Wand nahm, sie stopfte, indem er sich des in Kupfergefäßen befindlichen Tabaks bediente, dieselben in Brand steckte und sie uns dann kniend darreichte. Dann entfernte er sich, um draußen vor der Tür auf weitere Befehle zu warten. Indessen hatten wir uns nebeneinander auf das Polster gesetzt und uns unterhalten. Ihn nach seiner Schwester zu fragen, verbot mir der Gebrauch des Orients, obgleich ich, da ich aufgefordert worden war, mit ihr zu reisen, ein lebhaftes Interesse für sie hegen mußte. Eine Dame, welche von Smyrna nach Khartum gebracht wird, um dort vermählt zu werden, das ist gewiß ein Fall, welcher ebenso ist, wie er seine ganz besonderen Gründe haben muß. Ich erfuhr nur so nebenbei, daß sie vier Dienerinnen bei sich habe, zwei weiße und zwei schwarze.
    Auf die Mitteilung, welche Nassyr mir zu machen hatte, war ich sehr gespannt. Wie ich aus seinen Reden hatte entnehmen können, mußte dieselbe sich auf die Wohnung beziehen, und es hatte geklungen, als ob er sie mir aus ehrlicher Gesinnung machen müsse. Handelte es sich irgend etwas um einen Grund, welcher mich veranlassen konnte, auf die Wohnung zu verzichten, trotzdem ich weder für das Logis noch für das Essen zu zahlen brauchte? Ich sollte nicht sehr lange im Zweifel sein, obgleich der Türke in orientalischer Weise seine Mitteilung nicht ganz direkt machte, sondern sie durch eine Reihe von Vorfragen einleitete.
    „Sie sind ein Christ“, begann er, „und ich kenne Ihre Religion zu wenig, um zu wissen, was dieselbe lehrt. Glauben sie an die Seligkeit und an die Verdammnis und daß die Seele nach dem Tod fortbesteht?“
    „Natürlich.“
    „Wissen Sie, wohin die Seele kommt, welches der Ort ist, an welchen sie sofort nach dem Tod gelangt?“
    „Nein. Nur Gott allein kann das wissen.“
    „Kann eine abgeschiedene Seele auf Erden als Gespenst erscheinen? Antworten sie auf Ihr Gewissen!“
    „Als Geist wohl, aber als das, was ich unter dem Wort Gespenst verstehe, gewiß nicht.“
    „So irren Sie sich. Es gibt Gespenster.“
    „Wenn Sie das glauben, so will ich nicht mit Ihnen streiten, obgleich ich Ihre Ansicht nicht teile.“
    „Sie werden meiner Ansicht werden. Sie werden schon morgen glauben, daß es Gespenster gibt, denn wir haben einen Chajjal hier im Haus.“
    Er blickte mich dabei scharf an, wohl in der Erwartung, daß ich erschrecken werde. Gegen seine Voraussicht aber blieb ich ruhig und antwortete lächelnd:
    „Da es überhaupt das nicht gibt, was das Volk Gespenster nennt, so kann sich auch hier kein solches befinden.“
    „Ich versichere Ihnen aber, daß ich die Wahrheit sage!“
    „So beruht das auf einem Irrtum. Sie haben irgend etwas ganz Natürliches, vielleicht einen Schatten, für ein Gespenst gehalten.“
    „O nein. Ein Schatten ist dunkel. Das Gespenst aber ist hell.“
    „Wie ist es gestaltet?“
    „Es nimmt alle möglichen Gestalten an, bald die eines Menschen, dann die eines Hundes, eines Kameles, eines Esels –“
    „Dann trifft es“, fiel ich ein, „seine Auswahl auf keine geistreiche Weise. Ich möchte nicht für ein Kamel oder einen Esel gehalten werden.“
    „Scherzen Sie nicht, Effendi! Ich spreche in vollstem Ernst. Eigentlich ist es mir nicht leicht geworden, Ihnen diese Mitteilung zu machen, denn ich befürchtete, daß Sie dann auf diese Wohnung verzichten würden.“
    „Das haben Sie ganz und gar nicht zu befürchten; im Gegenteil wird gerade Ihre Mitteilung mich bestimmen, das Logis von Ihnen anzunehmen. Ich habe so oft von Gespenstern

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