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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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da, deren Minarett wie ein Taubenhaus gebaut ist. Das sogenannte Postgebäude ist das einzige, welches sich einer verschließbaren Tür zu rühmen vermag. Am Wasser stehen einige Schuppen, die mit Matten und alter Sackleinwand gedeckt sind. Das sind die Comptoirs und Niederlagen der arabischen Händler, welche die Erzeugnisse des Sudans gegen diejenigen Europas umsetzen.
    Der erwähnte Wüstenweg mündet bei Abu Hammed wieder auf den Nil. Er war ganz in Vergessenheit geraten. Da erteilte Mehemmed Ali einem kleinen Ababdeh-Häuptling den Auftrag, ihn wieder aufzufinden. Der Ababdeh löste diese schwierige Aufgabe ohne Kompaß und andere Instrumente, und dafür wurden er und seine Nachkommen zu Scheichs des Wüstenstreifens ernannt. Sein Sohn hieß Hammed Khalifa und zeigte sich als absoluten Beherrscher der Wüste und Karawanen. Er erhob für jedes Kamel einen kleinen Zoll und bürgte dafür für die Sicherheit des Lebens und des Eigentumes der Reisenden. Aus diesem Grund reiste man durch den Atmur bedenkenloser als durch andere Wüstenstrecken. Und doch reichte auch die Macht dieses Scheichs nicht ganz hin, die garantierte Sicherheit zu einer vollständigen zu machen. – – –
    Murad Nassyr, mein dicker Türke, war endlich mit seinem Sandal in Siut angekommen und hatte mich, Ben Nil und Selim an Bord genommen. Er erfuhr natürlich sofort, was wir erlebt hatten, und konnte gar nicht begreifen, daß der Haß Abd el Baraks so große Dimensionen angenommen hatte. Natürlich zeigte er sich sehr erfreut darüber, daß ich keinen Schaden davongetragen hatte. Als ich ihm mitteilte, daß ich die Bekanntschaft des Raïs Effendina gemacht hatte, schien er einigermaßen verstimmt darüber zu sein, und ich nahm mir vor, dieses Thema nicht wieder zu erwähnen.
    Die Fahrt von Siut nach Korosko kam mir nicht langweilig vor. Es gab so viel zu sehen, zu hören, zu beobachten. Ich saß mit Murad Nassyr unter dem Zeltdach und mußte ihm, wenn er bei guter Laune war, von meinen Erlebnissen erzählen. Er schien es darauf abgesehen zu haben, meine Vergangenheit genau kennenzulernen, und oft ruhte sein Blick mit einem Ausdruck auf mir, welcher mich erraten ließ, daß er etwas Wichtiges mit mir vorhabe, aber noch nicht mit sich im reinen sei, ob er es mir mitteilen solle oder nicht.
    Seine Schwester sah ich täglich öfters, allerdings nur tief verschleiert. Ihre zwei schwarzen Dienerinnen verhüllten die Gesichter nicht; die beiden weißen aber taten es, wenn auch nicht mit der Strenge wie ihre Gebieterin. Einst, als der Wind den Schleier Fatmas, der Köchin und Lieblingsdienerin, zur Seite wehte, erblickte ich das Gesicht derjenigen, deren Haare ich im Pillaw gefunden hatte, und ich kann sagen, daß dasselbe ein sehr gewöhnliches war. Das Gesicht der Herrin aber hätte ich sehr gern einmal gesehen.
    Wenn sie sich auf dem Deck erging und ich, dasselbe tuend, ihr begegnete, so durfte ich sie grüßen und erhielt einige Worte der Erwiderung von ihr. Sie erlaubte und tat dies, weil sie mir zur Dankbarkeit verpflichtet war. Ihr Bruder sagte mir, daß die Zierde ihres Hauptes wieder zu wachsen beginne. Mein Haarmittel hatte gewirkt. Ihre Stimme war ein sanfter, reiner, tiefer Alt, welcher sehr sympathisch klang.
    Wenn ich geglaubt hatte, etwas Näheres über Murad Nassyrs Verhältnisse zu erfahren, so hatte ich mir dies leichter vorgestellt, als es war. Er hielt in dieser Beziehung sehr zurück und schien mich erst genauer kennenlernen zu wollen.
    Als wir in Korosko ankamen, verließen wir das Schiff. Der Raïs sollte es über die Katarakte wegbringen, während wir die schnellere Landreise machen wollten. Wir waren zusammen neun Personen, nämlich Murad Nassyr, seine Schwester, ich, vier Dienerinnen, Ben Nil und Selim. Da der Sandal sofort weitersegelte, mußten wir im Ort Quartier nehmen. Wir zogen also in den Khan, wo die Damen vollständig abgesondert logierten.
    Das waren langweilige Tage. Wir brauchten Kamele, und es wurden keine gebracht. Die Beduinen ließen uns warten, um recht hohe Löhne von uns zu erpressen. Um mir die Zeit zu vertreiben, schoß ich in den wenigen und sehr lichten Palmengärten nach Tauben oder setzte mich in den lieben Nilschlamm, um zu fischen, was in der Hitze jener Gegend keine Erholung ist. Abends saßen wir rauchend zusammen, um die Kühle zu genießen, und es ist wahr, die Nächte sind dort oft von einer solchen Temperatur, daß man einen wollenen Überrock recht wohl vertragen könnte.
    Es war am

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