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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Es ist mein Ernst.“
    „Unmöglich! Weil ich ein Christ bin.“
    „Eben daraus magst du erkennen, daß ich dich sehr hoch schätze. Du sollst meine Schwester zum Weib haben, ohne deinen Glauben ändern zu müssen.“
    „Dann müßte sie dem ihrigen entsagen!“
    „Auch das ist nicht notwendig. Man läßt den Kadi kommen; du sagst ‚Bu benum‘ zu ihr; er unterschreibt, und dann ist sie dein Weib.“
    „Das ist mir als Christ verboten. Nur diejenige kann als das Weib eines Mannes gelten, welche ihm vom Priester angetraut wurde.“
    Schon glaubte ich, ihm entwischt zu sein, da aber meinte er:
    „So laß sie dir antrauen!“
    „Das geht nicht, da sie keine Christin ist.“
    Er senkte den Kopf, machte ein finsteres Gesicht und schüttelte unmutig den Kopf. Ich war überzeugt, daß er sein abenteuerliches Anerbieten jetzt zurücknehmen werde, ja, zurücknehmen müsse, hatte mich aber auch jetzt vollständig verrechnet, denn er hob plötzlich den Kopf, schlug wie unter einem raschen Entschluß die Hände zusammen und rief:
    „Nun wohlan, so mag sie Christin werden! Die Frauen haben keine Seelen; sie kommen weder in den Himmel noch in die Hölle; da ist es ganz gleichgültig, ob sie Allah oder Gott, ob sie Mohammed oder Christus sagen.“
    Der gute Mann tat ja über alle seine, aber noch mehr über meine Kräfte! Ich hatte nicht das geringste verlangt, und er erklärte sich zu den schwersten Zugeständnissen bereit. Was war zu machen? Am liebsten wäre ich davongelaufen; aber ich mußte bleiben und ihm pfiffig kommen. Schon wollte ich den Mund zu einer Ausrede öffnen, da forderte er mich auf:
    „Also sage mir aufrichtig, ob Kumra dir wirklich gefallen hat!“
    „Hälst du es für möglich, daß jemand das Gegenteil behaupten könnte?“
    „Nein, denn sie ist die Krone der Lieblichkeit und das Vorbild der Schönheit. Ich habe sie dir gezeigt, um dir einen Begriff von ihrer jüngeren Schwester zu geben. Diese wird dir wenigstens ebenso gefallen, und da du siehst, daß ich dir in allem entgegenkomme, so wirst du jetzt mit Freuden deine Einwilligung geben. Hier ist meine Hand. Schlag' ein!“
    Er streckte mir wirklich die Hand entgegen; ich zögerte natürlich, ihm die meinige zu geben, und antwortete:
    „Nicht so schnell! Es gibt noch verschiedenes zu bedenken.“
    „Was noch? Ich habe ja in alles gewilligt.“
    „In alles Bekannte; aber es gibt noch Unbekanntes. Haben deine Schwestern noch Vater und Mutter?“
    „Nein. Ich bin ihr einziger Herr und Gebieter, und sie müssen tun, was ich ihnen befehle.“
    „So laß derjenigen, von welcher du sprichst, Unterricht im Christentum erteilen. Sie muß unsere Lehre genau kennenlernen, denn sie wird darin examiniert. Wenn sie das Examen nicht besteht, so muß sie Moslema bleiben und kann also nicht meine Frau werden. Ich kann dir also nicht eher eine bestimmte Antwort erteilen, als bis sie ihr Examen gemacht hat.“
    Da sprang er zornig auf, fuchtelte mit dem Tschibuk hin und her und rief:
    „Da mag der Teufel ein Christ sein, ich aber nicht! Wenn es für euch so schwer ist, in die Ehe zu kommen, um wieviel schwieriger muß es da sein, in den Himmel zu kommen. Aber du sollst sehen, daß ich meinen Plan doch durchsetze. Meine Schwester ist ein kluges Mädchen; sie ist fast klüger als ich selber, sie wird sich schnell in eure Lehre finden und ein sehr gutes Examen bestehen. Da das für mich über allen Zweifel erhaben ist, so werde ich dich bereits jetzt als ihren Gatten behandeln und dich in mein Geschäft einweihen, in welches du eintreten sollst.“
    Da, da brach es also doch noch herein, was ich gefürchtet hatte! Das ferne Donnergrollen war vorüber, und nun zuckte der Blitz hernieder, den ich hatte abwenden wollen. Ich ahnte, was er mir vorschlagen werde; ich kannte meine Antwort voraus und wußte, daß dieselbe mich mit ihm entzweien müsse. Es war mir nicht mehr möglich, unter falscher Flagge zu segeln; ich mußte Farbe bekennen, und das schadete eigentlich auch gar nichts, da der Bruch doch früher oder später kommen mußte.
    Er setzte sich wieder nieder, schien nach einem passenden Anfang zu suchen und fragte dann:
    „Weißt du, welches Geschäft unter allen Geschäften die meisten Zinsen bringt?“
    „Ja. Das Geschäft eines Attar.“
    „Oh, ich kenne eins, welches noch viel mehr und viel schneller lohnt. Auch der Apotheker muß seine Waren kaufen und bezahlen; bei dem Geschäft aber, welches ich meine, erhält man sie umsonst.“
    „So meinst du

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