Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
den Diebstahl, den Raub?“
    „Du wendest zu harte Worte an.“
    „Nein. Übrigens ist dieses Geschäft das allerschlechteste, welches ich mir denken kann, denn man bekommt die Waren nicht, wie du irrig meinst, umsonst, sondern man muß sie viel, viel teurer als jeden andern Gegenstand bezahlen.“
    „Womit denn?“
    „Mit der Ruhe des Gewissens und mit der ewigen Seligkeit. Das ist doch weit, weit mehr als Geld.“
    „Du sprichst als Christ; ich aber denke und fühle als Moslem. Auch rede ich nicht vom gemeinen Raub oder Diebstahl.“
    „Ich weiß es. Du meinst die Sklaverei.“
    „So ist es.“
    „Weißt du noch, was du mir über diesen Gegenstand in Kahira gesagt hast?“
    „Ja, ich weiß es noch sehr genau.“
    „Du sagtest: ‚Ich kann gar nicht die Absicht haben, Neger zu fangen.‘ Jetzt aber scheinst du anderer Ansicht zu sein.“
    „Ich denke jetzt gerade so wie damals. Laß mich zu dem, was ich sagte, einige Worte hinzufügen! Ich meinte: Ich habe gar nicht die Absicht, Neger zu fangen, aber ich bin entschlossen, welche zu kaufen.“
    „Das ist sogar noch schlimmer. Warum wird der Hehler strenger bestraft als der Dieb? Weil er den letzteren zum Diebstahl verführt. So auch in dem angegebenen Fall. Wenn es keine Sklavenhändler gäbe, würde es auch keine Sklavenjäger geben.“
    „Du vergißt ganz, daß die Sklaverei eine geheiligte Einrichtung ist. Schon die Erzväter haben Sklaven gehabt, und wir Moslemin, welche den Glauben und die Gebräuche derselben noch heute besitzen, können ohne die Sklaverei gar nicht existieren.“
    „Darüber ließe sich streiten; ich will es aber nicht tun. Ich verurteile die Sklavenjagden; das ist alles, was ich sage.“
    „Verurteile sie, so viel du willst; ich habe nichts dagegen. Du sollst ja gar nicht jagen. Wenn du den Vorschlag hörst, den ich dir zu machen habe, wirst du ganz anders über diese Sache denken.“
    „Gewiß nicht!“
    „So höre mich nur! Ich kenne dich von früher und habe dich für einen kühnen, unternehmenden Mann gehalten. Was du nun in den letzten Wochen erlebt und getan hast, das ist mir ein Beweis, daß du jede Gefahr beherrschst und selbst aus den schlimmsten Lagen einen Ausweg findest. Darum mache ich dir meine Mitteilungen, die du erst später hören solltest, schon jetzt. Ich werde so kurz wie möglich sein.“
    „Das ist mir lieb.“
    „Also: ich kenne einen berühmten Sklavenjäger, welcher –“
    „Meinst du etwa Ibn Asl ed Dschasuhr?“ unterbrach ich ihn.
    „Wen ich meine, das kann ich dir nur in dem Fall sagen, daß du auf meinen Vorschlag eingehest. Mit diesem Mann bin ich in Verbindung getreten. Ich werde mich seiner und seiner Ehrlichkeit gegen mich dadurch versichern, daß ich ihm meine älteste Schwester zur Frau gebe.“
    „Hat er sie verlangt?“
    „Ja. Wir sind miteinander darüber einig geworden. Ich werde in der Nähe von Khartum einige Stationen gründen, heimlich natürlich, da der Sklavenhandel verboten ist. Unterdessen geht der Mann meiner Schwester auf die Jagd und bewahrt seine Beute an gewissen Stellen des Stromes auf. Es gibt da Inseln und Buchten, welche unzugänglich sind. Diese besuchst du, um die Sklaven dort abzuholen und mir zu bringen. Das ist deine Arbeit. Dafür bekommst du meine jüngere Schwester zur Frau und den dritten Teil des Gewinnes als Lohn. Außerdem habe ich dir schon gesagt, daß meine Schwestern reich sind.“
    Ich hatte einen ähnlichen Antrag erwartet, aber doch nicht in dieser Weise. Ich war ganz starr und blickte Murad Nassyr an, als ob ich nicht sprechen könne.
    „Nicht wahr, so ein reiches Anerbieten hättest du nicht erwartet!“ lächelte er. „Ich weiß, daß du es annehmen wirst, denn du bist kein Tor, würdest aber einer sein, wenn du diese Gelegenheit, dein Glück zu machen, vorübergehen ließest. Dennoch will ich dir bis morgen mittag Bedenkzeit geben, denn – – –“
    „Bedenkzeit brauche ich nicht“, unterbrach ich ihn. „Ich kann dir meine Antwort schon in diesem Augenblick sagen.“
    „So sprich! Ich bin überzeugt, daß du mit Freuden zustimmst.“
    „Warte noch! Also drei sollen zu einem Kompaniegeschäft zusammentreten, der Sklavenjäger, du, der Sklavenhändler, und ich?“
    „So ist es; so meine ich es.“
    „Du errichtest heimliche Niederlagen zum gelegentlichen Verkauf oder Weitertransport. Das ist nicht gefährlich, da du die Schuld stets auf andere wälzen kannst. Der Sklavenjäger hat auch nichts zu riskieren, da er sich bei dem

Weitere Kostenlose Bücher