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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aus weiter den Bahr el Abiad hinaufbegleiten. Er ist ein kluger und verwegener Kerl und wäre für uns so unbezahlbar gewesen, daß ich ihm die jüngere Tochter meines Vaters angeboten habe.“
    „Allah kerihm! Wie konntest du das tun! Nun ist er dein Freund und Schwager, und ich darf mich nicht an ihm rächen.“
    „Nichts ist er, gar nichts weiter, als mein ärgster Feind. Er hat mein Anerbieten abgeschlagen.“
    „Ist das möglich! Das wäre ja eine Beleidigung, welche nur mit Blut abgewaschen werden kann!“
    „Ja, das ist sie, und dreimal wehe ihm, wenn er in meine Hand gerät! Doch vor allen Dingen muß ich dir genau und ausführlich erzählen, wie und warum ich ihn an meine Seite gezogen habe.“
    Sein Bericht umfaßte alles Geschehene bis zu unserer Entzweiung in Korosko. Als er bei den Versprechungen ankam, welche er mir gemacht hatte, meinte der Fakir zornig:
    „Dein Kopf ist krank gewesen! Wie konntest du ihm beides versprechen, deine Schwester und Reichtum! Keins von beiden gehört ganz dir! Mein Sohn hat teil an allem, was dir gehört. Du bringst ihm jetzt die ältere Tochter deines Vaters. Wie konntest du da die jüngere diesem räudigen Giaur versprechen, den Allah verbrennen und verdursten lassen möge! Wie darf ein solcher Hund die Schwester eines Weibes haben, welches meinem Sohn gehört!“
    „Bedenke seine Eigenschaften!“
    „Was gehen sie mich an, wenn er ein Giaur ist!“
    „Ich stellte ihm ja die Bedingung, zum Islam überzutreten!“
    „Das zu tun, fällt diesem Schakal niemals ein. Ich bin ihm von Gizeh aus gefolgt, ohne das er es ahnte. Die Kadirine hatte ihn in meine Hand und in die Hand des Gauklers gegeben. Dein Selim, welcher kein Hirn besitzt, war, ohne es zu wissen, unser Verbündeter. Dieser Mensch sollte schon in Maabdah zu Grunde gehen; aber da der Stallmeister des Pascha sich bei ihm befand, mußte ich eine andere Gelegenheit herbeiführen. Selim hatte zu viel erfahren und mußte also auch zum Schweigen gebracht werden. Darum lockte ich beide in den alten Brunnen und war, ebenso wie der Gaukler, überzeugt, daß sie denselben nie wieder verlassen würden. Aber der Scheïtan scheint mit ihnen im Bunde zu stehen und ihnen einen uns unbekannten Ausweg gezeigt zu haben. Sie entkamen, und ich mußte schleunigst fliehen, um ihrer Rache zu entgehen. Die Konsuls dieser fremden Hunde sind mächtiger als der Khedive selbst. Erst nach einiger Zeit wagte ich es, nachzuforschen, und erfuhr, daß der Giaur mit Selim auf einem Sandal, welcher El Tahr heißt, nilaufwärts gefahren sei.“
    „Das war mein Schiff; ich hatte es gemietet.“
    „Das wußte ich nicht. Ich hatte überhaupt keine Ahnung davon, daß du dich schon wieder in Ägypten befindest. Du wolltest die Tochter deiner Mutter viel später bringen.“
    „Und ich ahnte bisher nicht, daß du zur Kadirine gehörst. Darum freute ich mich, daß es diesem Giaur gelang, mich von den Gespenstern zu befreien.“
    „Das war ein Eingriff in unsere Geheimnisse. Dann wurde auf seine Veranlassung unsere Sklavendahabiëh konfisziert. Beides mußte er mit dem Leben büßen. Er entkam uns. Wenn er erzählt, was geschehen ist, können wir uns auf Schlimmes gefaßt machen; er muß also verschwinden. Dazu kommt, daß er auch dich tödlich beleidigt hat. Ich werde ihn zerschmettern!“
    „Ganz dasselbe habe auch ich ihm angedroht; er aber hat mich verlacht.“
    „Laß ihn lachen! Wir werden ihn erreichen. In kurzer Zeit wird er sich zwischen mir und dem Gaukler befinden und sicher einem von uns in die Hände laufen. Jener folgt ihm auf dem Nil, und ich ließ mir von einem Freund das schnellste Reitkamel geben, um nach Abu Hammed zu gehen. Dort erwartete ich ihn, der Gaukler treibt ihn mir zu.“
    „Da täuschst du dich. Wie kannst du denken, daß er sich auf meinem Sandal befinde? Er hat mich beleidigt; wir sind Todfeinde; meinst du, daß ich ihm da erlauben werde, mein Schiff zu benutzen?“
    Das Gesicht des Fakirs zeigte jetzt sicher den Ausdruck größter Enttäuschung; ich konnte es nicht sehen; dafür hörte ich ihn im Ton dieser Betroffenheit sagen:
    „Wie! Er ist nicht auf dem Sandal! So befinden wir uns also auf falscher Fährte?“
    „Ja. Er ist euch abermals entgangen. Du hast recht; dieser Giaur steht mit dem Scheïtan im Bunde.“
    „Aber wohin ist er? Weißt du es vielleicht?“
    „Ich weiß es nicht, kann es auch nicht erraten; aber ich glaubte, daß er eher als du in Abu Hammed sein wird – wenn er überhaupt dorthin zu

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