Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Brunnen zurückgekehrt und dann den Spuren gefolgt. Vielleicht hat Selim ihn erwartet und ihm das Geschehene mitgeteilt. Das alles ist mir sehr klar, was aber hat der Ungläubige mitten in der Wüste am geheimen Brunnen zu suchen? Das möchte ich wissen.“
    „Ich will es dir sagen“, antwortete der Fakir. „Er weiß, daß wir ihm nach dem Leben trachten, und reitet nicht den gewöhnlichen Karawanenweg, um sich unseren Nachforschungen zu entziehen.“
    „Was aber will der Lieutenant bei ihm?“
    „Dieses Zusammentreffen ist ein reiner Zufall und ebenso ihr Halten am Brunnen.“
    „Woher hat er so schnell die guten Kamele für sich, Selim und Ben Nil bekommen?“
    „Das ist mir freilich ein Rätsel. Zu bekommen sind sie nicht schwer, wenn man gut bezahlen kann; aber das kann er nicht, denn er hat kein Geld. Er hat dir das, was du ihm schenktest, zurückgeben müssen.“
    „Das ist richtig, und ich weiß, daß er nicht mehr besaß, als zur Rückkehr in seine Heimat nötig ist. Dazu kommt noch ein anderes. Wer Kamele borgt, muß den Besitzer oder einen Beauftragten desselben mitnehmen; es war aber niemand dabei, folglich sind die Kamele nicht geliehen. Aber gekauft kann er sie noch viel weniger haben.“
    „Vielleicht hat er sie von der Weide geholt, also gestohlen!“
    „Nein. Der Kerl ist ein Hund, ein Christ, aber er würde lieber sterben als stehlen. Ich halte ihn sogar für einen Mann, der lieber hundert Piaster gibt, als daß er sich einen ohne Gegenleistung schenken läßt. Daß er sich in dem Besitz dreier Reitkamele befindet, und zwar so kurze Zeit, nachdem ich nur Lasttiere bekommen konnte, das ist mir unbegreiflich. Doch mag dem sein, wie ihm wolle, ich kann nur zur Vorsicht raten. Wir müssen deinen Sohn warnen.“
    „Das halte ich für unnötig. Meinst du, daß der Deutsche es wagen würde, mit dem berühmten Ibn Asl ed Dschasuhr anzubinden?“
    „Warum nicht? Er hat noch ganz anderes gewagt.“
    „Aber er ahnt von der Gegenwart meines Sohnes nicht das mindeste!“
    „Täusche dich nicht! Ich hörte in Dschezair von ihm erzählen, und er selbst hat mir manches Ereignis mitgeteilt, freilich kurz und schlicht, aber ich konnte zwischen den Worten lesen. Dieser Mensch hat einen Geruch wie ein Geier und ein Auge wie ein Adler.“
    „So besitzt er also auch Glück im Erraten.“
    „Nein; er errät nichts, sondern er berechnet alles. Ihm kommen Gedanken, die ein anderer niemals haben würde. Wenn ich mir diesen Halunken, sein Wesen, seine ganze Art und Weise vergegenwärtige, so möchte ich schwören, daß er irgendwo sitz und über uns lacht. Er hat es sich ausgerechnet, daß eine Sklavenkarawane im Anzug ist, und weiß vielleicht sogar, wo dieselbe jetzt hält.“
    „Das ist unmöglich. Und meinst du, daß es ihm einfallen könnte, der Karawane zu folgen?“
    „Warum nicht? Dieser Hund fängt eben alles anders an als wir.“
    „Vier Personen gegen fünfzig. Es wäre lächerlich!“
    „Nein. Nehmen wir den Fall an, daß er der Karawane heimlich folgen will. Er würde sehr bald bemerken, daß Ras Rauai ihr Ziel ist. Wenn er dann schnell voranreitet, nach Dschidda überfährt und die dortigen Christen-Konsule benachrichtigt, so werden deinem Sohn die Sklavinnen weggenommen, und ihm bleibt, um der Strafe zu entgehen, kein anderer Weg als nur die Flucht.“
    „Bei allen Teufeln des Abgrundes, da hast du recht! Ich muß meinen Sohn warnen, denn so etwas ist diesem Giaur zuzutrauen, und wenn er es auch nur täte, um sich an mir zu rächen.“
    „An dir? Wie konnte er dabei an dich denken!“
    „Er weiß ja, daß ich der Vater des berühmten Sklavenhändlers bin. Es entfuhr mir, daß Ibn Asl jetzt der größte Sklavenhändler sei. Das war auf dem Weg nach dem Brunnen, in welchem er verschmachten sollte. Ich war also der Überzeugung, daß meine Mitteilung keine Folgen haben könne. Nun hat er gewiß erfahren, daß ich Abd Asl heiße. Abd Asl und Ibn Asl, diese beiden müssen unbedingt Vater und Sohn sein; das ist ganz selbstverständlich.“
    „Dann hast du freilich allen Grund, deinen Sohn zu warnen, und zwar so schnell wie möglich. Auch ich muß mit ihm reden. Er ahnt nicht, daß wir uns in seiner Nähe befinden und daß ich seine zukünftige Gattin bei mir habe. Er will schon früh aufbrechen und muß sich nun erst recht beeilen. Darum müssen wir noch in dieser Nacht mir ihm reden. Ich muß wissen, wohin ich meine Schwester führen soll, und habe außerdem eine Bestellung auf Sklaven mit ihm

Weitere Kostenlose Bücher