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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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doch zuweilen Mut fühlen? Oder war es nur Leichtsinn, das Unvermögen, die Folgen seines Tuns sich vorherzusagen?
    Als wir das Lager erreichten, fand ich die Gefährten nicht allein um mich, sondern noch viel mehr um Selim, den man vermißt hatte, in Besorgnis; unser Erscheinen beruhigte sie indessen schnell. Selim hatte nichts Eiligeres zu tun, als sein Abenteuer zu erzählen. Er war natürlich nicht gefallen, sondern, mich in Gefahr sehend, mit unvergleichlicher Kühnheit in die tiefe Schlucht hinabgesprungen, so daß sämtliche Feinde entsetzt die Flucht ergriffen hatten.
    Der Lieutenant empfing mich in der Überzeugung, daß mein Gang vollständig vergebens gewesen sei; ich belehrte ihn eines besseren, indem ich ihm und dem Onbaschi erzählte, was ich erlauscht und erfahren hatte. Die beiden schlugen eine Beratung vor; ich lehnte aber ab und riet, sofort nach dem Wadi el Berd aufzubrechen, damit wir unsere Vorbereitungen dort zeitig treffen könnten. Sie sahen ein, daß ich recht hatte, und stimmten mir bei.
    Der Onbaschi war glücklicherweise schon einmal im Wadi el Berd gewesen und versicherte, daß er sich trotz der Nacht nicht in der Richtung irren werde. Die Kamele wurden also gesattelt; wir stiegen auf und begannen den nächtlichen Ritt.
    Gleich beim Beginn desselben fand sich ein böses Hindernis. Wir mußten nämlich über die Schlucht hinüber, und da dies selbst am Tag auf dem Rücken der Kamele fast unmöglich gewesen wäre, so sahen wir uns zu einem weiteren Umweg gezwungen. Wir ritten so lange südwärts, bis die Schlucht sich verflachte und wir sie zu überschreiten vermochten. Drüben angekommen, schlugen wir die nordöstliche Richtung ein, welche uns nach dem Wadi bringen mußte.
    Ich hatte mein Kamel sehr anstrengen müssen; vielleicht standen ihm und mir noch weitere außergewöhnliche Leistungen bevor, ich wollte es also schonen und hatte mich auf ein anderes gesetzt. Der Weg war während der Nacht sehr beschwerlich. Wir befanden uns zwischen den Dünen oder vielmehr Hügeln, welche nach Dschebel Schigr hinüberlaufen, und kamen erst beim Anbruch des Tages aus denselben heraus. Nun freilich ging es besser. Wir konnten sehen und hatten die ebene, offene Wüste vor uns. Zu Mittag hatten wir den Bir en Nabeh im Süden zu unserer Rechten, so daß drei Viertel des Weges hinter uns lagen, und eine Stunde nach dem Asr; also ungefähr vier Uhr nachmittags sahen wir einen niedrigen Höhenzug, welcher sich von Nordost nach Südost hinzog, vor uns liegen. Der alte Onbaschi behauptete, daß wir hinter demselben das Wadi el Berd finden würden. Es stellte sich heraus, daß er recht hatte und ein guter Führer gewesen war.
    Nun galt es, doppelt vorsichtig zu sein. Wir waren es schon bisher gewesen, indem wir uns weiter rechts, also mehr östlich gehalten hatten, als der Weg der Sklavenkarawane zu vermuten war. Es stand also zu erwarten, daß dieselbe nicht auf unsere Fährte stoßen werde. Da die ihrige aber in der Nähe des Wadi sich leicht mit der unsrigen vereinigen konnte, so ritten wir jetzt im Gänsemarsch, und das letzte Kamel mußte meine an zwei Stricke gebundene Zeltleinwand hinter sich herziehen. Dieselbe war mit den Zeltstangen beschwert, und indem sie auf dem Sand hinschleifte, löschte sie unsere Spuren aus.
    Der erwähnte Höhenzug bestand aus einzelnen niedrigen Felsenhügeln, welche direkt aus dem Sand aufstiegen und das Wadi vor dem Eindringen desselben schützten. Unter Wadi hat man hier eigentlich ein Flußbett zu verstehen, welches in der Regenzeit mehr oder weniger Wasser führt und sonst ein trockenes Tal bildet. Dieses Regenbett war von unregelmäßiger Breite, senkte sich hinter dem Höhenzug ziemlich schroff in die Tiefe und wurde jenseits von einer ähnlichen Hügelreihe eingefaßt. Es war nicht überall möglich, hinabzukommen, sondern wir mußten uns eine geeignete Stelle suchen, um auf die Sohle des Tals zu gelangen.
    Dort fand sich, wie schon erwähnt, kein Sand, sondern nur lockeres Steingeröll. Der Sand, welchen das Wasser der Regenzeit mit sich geführt hatte, lag tiefer als das Geröll, und so hinterließen wir, wenigstens für die ungeübten Augen derer, mit denen wir es zu tun hatten, keine Spuren.
    Nun fragte es sich, wo der heimliche Brunnen zu suchen sei, ob nach rechts oder links, ob ab- oder aufwärts. Der Lieutenant und der Onbaschi stimmten für rechts, ich aber war der entgegengesetzten Meinung und erklärte ihnen den Grund derselben:
    „Die Sklavenkarawane

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