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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu besprechen. Wo lagert er?“
    „Nicht allzuweit von hier, gegen Norden, am Rand des Palmwaldes“, antwortete Malaf, an den diese Frage gerichtet war.
    „Und ihr sollt bis früh hier bleiben?“
    „Bis zum Morgengrauen. Dann verlassen wir den Brunnen südwärts, wenden uns aber bald nach Nordost, wo wir in der Richtung auf Wadi el Berd zusammentreffen.“
    „Soll in diesem Wadi gelagert werden?“
    „Ja, wir wollen es morgen abend erreichen. Es gibt dort Wasser.“
    „Und ich habe dieses Wadi stets für wasserlos gehalten“, meinte der Fakir.
    „Das ist es nicht, freilich nur für den Kenner. Es gibt ungefähr in der Hälfte seiner Länge an einer Felsenwand ein Loch, welches noch lange nach der Regenzeit Wasser hält. Wir haben es mit einer Steinplatte zugedeckt und Geröll darauf geworfen, so daß ein Fremder es nicht entdecken kann. Einer von unseren Leuten fand es vor mehreren Jahren. Er sah drei Gaziah-Bäume stehen und schloß aus deren Vorhandensein auf Wasser. Sie stehen noch, aber da wir oft dort verkehren, so haben unsere Kamele die Zweige und die Rinde abgefressen, und die Bäume sind verdorrt.“
    Diese Mitteilung wurde nur so nebenbei gemacht, war aber für mich von außerordentlicher Wichtigkeit. Sie konnte die Grundlage meines Kampfplanes bilden. Hätten die drei geahnt, daß ich hinter ihnen lag und alles hörte!
    „Ich bin unruhig und auch besorgt geworden“, wendete der Fakir sich an Malaf. „Willst du uns jetzt sofort zu meinem Sohn führen?“
    „Das geht nicht an. Wollten wir drei den Brunnen auf eine längere Zeit verlassen, so würde dies auffallen, und das muß ich vermeiden. Wir haben zwar von Seite derer, die hier lagern, gar nichts zu befürchten, aber es ist auf alle Fälle besser, wenn von unserer Karawane gar nicht gesprochen, ja gar nichts vermutet wird.“
    „Wie lange soll ich noch warten?“
    „Bis man schläft. Dann hole ich euch ab, und wir schleichen uns heimlich fort. Es kann schon Aufmerksamkeit erregen, daß ich jetzt so lange bei euch bin; darum werde ich mich jetzt entfernen und zu meinen Leuten gehen.“
    „Tue es; aber sage uns vorher, ob du vielleicht bemerkt hast, daß der Deutsche euch folgte!“
    „Wir sahen von weitem, daß er sich mit den zwei befreiten Gefangenen niedersetzte. Dann gingen wir, um möglichst schnell Bir Murat zu erreichen, wo, wie wir wußten, unsere Wasserholer uns treffen würden. Ich bin überzeugt, daß er sich gar nicht weiter um uns gekümmert hat.“
    „Aus welchem Grund?“
    „Weil er uns nicht festhielt. Hätte er irgendeine Absicht mit uns oder auf uns, so wären wir nicht von ihm entlassen worden. Und wäre er uns später gefolgt, so hätte er uns, die wir zu Fuß waren, mit seinen guten Kamelen sehr bald eingeholt. Der Mann ist, wie ich ja selbst erfahren habe ein sehr verwegener Kerl, für uns aber nun gänzlich ungefährlich.“
    Er ging. Jetzt hörte man draußen eine laute Stimme, welche einen Vortrag zu halten schien.
    „Das ist der Besitzer meiner Kamele“, sagte Murad Nassyr. „Er erzählt ein Märchen; ich hörte noch nie einen so guten Erzähler wie diesen Mann. Wir haben jetzt nichts Notwendiges mehr zu verhandeln; laß uns hinausgehen und ihm zuhören!“
    Der Orientale ist unermüdlich im Anhören von Märchen; Abd Asl war sofort einverstanden und folgte dem Türken hinaus und hinüber an den Brunnen, wo sich schnell ein Kreis Neugieriger um den Erzähler bildete. Ich zog den Kopf aus dem Zelt und überlegt, was zu tun sei. Ich konnte von dem, was ich gehört hatte, höchst befriedigt sein, und doch wäre ich sehr gern noch länger geblieben. Es war jedenfalls höchst wichtig, zu erfahren, wie der Sklavenjäger sich zu der beabsichtigten Warnung verhalten werde. Aber konnte ich auf die Rückkehr von Murad Nassyrs und des Fakirs warten? Wohl kaum. Jetzt wurden jedenfalls noch stundenlang Märchen erzählt; dann dauerte es lange, ehe alle schliefen, und nachher war vorauszusehen, daß die beiden Genannten von Ibn Asl vielleicht gar bis gegen Morgen zurückgehalten würden. Eine so lange Zeit hier im Gebüsch zu bleiben, konnte ich nicht wagen und war auch zu unbequem. Bis jetzt war alles prächtig abgelaufen; ein kleiner Zufall konnte alles wieder verderben; ich mußte den Rückzug antreten, welcher mir durch den Märchenerzähler erleichtert wurde. Was Ohren hatte, stand oder saß bei ihm; sogar die Frauen hatten sich dem Kreis genähert, um an dem Genuß teilzunehmen. Dadurch war mir der Weg frei

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