27 - Im Lande des Mahdi I
dennoch muß und will ich mich rächen. Ich werde ehrlich kämpfen. Du gibst ihnen ihre Waffen zurück, und dann mag Allah über uns entscheiden.“
„Ich werde es mir überlegen.“
Dies sagte ich natürlich, um ihn zu beruhigen, hatte aber keineswegs die Absicht, seinen Wunsch zu erfüllen. Das wackere Kerlchen war mir zu wert, als daß ich ihm hätte erlauben mögen, sich einer Gefahr auszusetzen, welcher er, wie ich glaubte, nicht gewachsen war.
Nun ließ ich den Scheik der Monassir zu mir holen. Er mußte sich zu uns setzen und tat dies, indem er sogleich und in strengem Ton fragte:
„Was habe ich euch getan, daß ihr mich wie einen Feind behandelt?“
„Du bist der Gefährte unserer Feinde; das ist meine selbstverständliche Antwort auf deine Frage. Übrigens wirst du wohl gehört haben, daß ich befahl, gegen dich nicht streng zu sein.“
„Ich hörte es; aber dennoch bin ich noch gebunden wie ein Gefangener. Deine Worte klingen gut, aber dein Verhalten ist dasjenige eines wortbrüchigen Christen.“
„Laß dir raten, auf deinen Vorteil bedacht zu sein! Durch beleidigende Reden wirst du mich nicht bestimmen, dich besser zu behandeln als diejenigen, welche meine Feinde sind. Du bist ihr Genosse; sie haben mir nach dem Leben getrachtet, und nach dem Gesetz der Wüste könnte ich sie, und dich mit ihnen, sofort töten. Aber während du mit ihnen sprachst, befand ich mich in eurer Nähe und hörte eure Worte; ich weiß also, daß du ihnen Kamele vermietet und sonst keinen Teil an ihnen hast. Die Gerechtigkeit, welche mein Glaube mir gebietet, befiehlt mir, dich ihre Taten nicht entgelten zu lassen. Darum sollst du frei sein, wenn du bereit bist, die Bedingungen zu erfüllen, welche ich dir stellen werde.“
„Nenne sie!“
Der finstere Ausdruck seines Gesichts wollte sich nicht ändern. Er war ein starrer Moslem und als solcher ein Gegner aller Andersgläubigen. Zudem glaubte er das, was Abd el Barak ihm von mir vorgelogen hatte. Ich erzählte ihm also kurz das Geschehene und fügte dann hinzu:
„Du wirst nun wohl einsehen, daß ich der Teufel nicht bin, als welcher ich dir beschrieben wurde. Ich bin dir nicht feindlich gesinnt und weiß, daß die Monassir tapfere Krieger sind, welche niemals ein gegebenes Wort brechen. Darum mache ich dir folgenden Vorschlag: du versprichst mir beim Barte des Propheten, diesen Ort ohne meine Erlaubnis nicht zu verlassen und auch nicht mit dem Mokkadem und dem Muza'bir zu sprechen; tust du das, so lasse ich dir die Fesseln abnahmen, gebe dir sogar deine Waffe zurück, und du wirst, so lange wir hier bleiben, unser Gast anstatt unser Gefangener sein.“
„Und dann, wenn ihr von hier fortreitet?“
„Dann bist du ganz frei und kannst tun, was dir beliebt.“
„Ist das eine Hinterlist oder die volle Wahrheit?“
„Ich lüge nicht.“
„So gebe ich dir mein Wort.“
„Sprich es richtig und vollständig aus!“
„Ich schwöre beim Barte des Propheten, daß ich deine Forderungen streng erfüllen werde!“
Es war ihm anzusehen, daß er sein Wort halten werde; ich nahm ihm also die Fesseln ab, gab ihm seine Waffen uns sagte:
„So magst du von jetzt an als Freund und Gast bei uns sitzen. Danke übrigens Allah, daß ich ein Christ bin, und daß er dich zu mir geleitet hat! Ohne mich würdest du morgen nicht mehr leben.“
Er sah mich mit einem mißtrauischem Blick von der Seite an und fragte:
„Wieso? Wer könnte mir nach dem Leben trachten? Doch nur du!“
„Ich am allerwenigsten. Meine Gefährten werden dir sagen, daß ich das Leben selbst meines ärgsten Feindes zu schonen trachte. Weißt du, warum du vorhin fortgeschickt wurdest, um nach Kameldünger zu suchen?“
„Natürlich weiß ich das. Es sollte ein Feuer angezündet werden.“
„Wenn du das denkst, so besitzt du ein sehr vertrauenswürdiges Herz. Wo soll hier am Wadi el Berd der Dünger herkommen!“
„Von den Kamelen der Sklavenkarawanen, welche heimlich hier verkehren.“
„Wie viele solcher Karawanen kommen jährlich hierher? Der Brunnen ist nur den Leuten Ibn Asls bekannt, und wenn diese im Jahr zwei- oder dreimal an demselben halten, so ist das viel. Wieviel Dünger gibt das? Und ich denke, daß kein Karawanen-Ältester den Dünger seiner Kamele liegen läßt; dieser Stoff wird so nötig gebraucht, daß man ihn auf das sorgfältigste sammelt. Du wirst also einsehen, daß Abd el Barak sehr genau wußte, daß dein Suchen vergeblich sein werde.“
„Weshalb sollte er mich denn
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