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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fluch aus und fügte im Ton der Enttäuschung hinzu:
    „Da gibt es ja kaum zwei Fuß Wasser. Da hat der Teufel den Regen nach einer anderen Richtung gelenkt, und wir können nicht einen einzigen Schlauch füllen, denn dieses Wasser hier müssen wir den Sklavinnen geben, um sie frisch und gesund zu erhalten. Allah schnüre diesen Frauen, derentwegen wir dürsten müssen, die Kehlen zu!“
    „Es wird sich vielleicht welches nachsammeln“, bemerkte einer der Männer.
    „Das weiß ich auch, du Sohn und Neffe der Überklugheit. Aber wie lange wird das währen? Können wir tagelang hier warten?“
    „Verzeih! Wir müssen doch ohnedies hier warten, bis die andern nachgekommen sind.“
    »Die kommen natürlich schon morgen, und dann muß sofort aufgebrochen werden.«
    „Aber sie bringen Wasser vom Bir Murat mit.“
    „Sauf du es, wenn es dir schmeckt! Ich habe keinen Tropfen von dem getrunken, welches Malaf heute früh brachte. Holt die Weiber herbei, daß sie schöpfen! Ich werde sie selbst beaufsichtigen, damit kein Tropfen verlorengeht.“
    Diesem Beispiel wurde Folge geleistet. Es kamen mehrere Frauen, welche wortlos schöpften und dann mit ihren Gefäßen unter den Zelten verschwanden. Sie befanden sich in gedrückter Stimmung oder fürchteten den Anführer so, daß sie in seiner Nähe nicht zu sprechen wagten.
    Er setzte sich, als das Loch leer geworden war, neben dasselbe auf die Erde, stemmte den Ellbogen auf das Gestein und legte den Kopf in die Hand. In dieser Stellung sah er dem Treiben der andern zu.
    Ich tat dasselbe wie er und beobachtete alles so genau wie möglich. Mir fiel vor allen Dingen auf, daß keiner der Männer eine Flinte oder Pistole bei sich hatte; sie trugen alle nur das Messer im Gürtel. Sie hatten, wie ich später bemerkte, die ihnen jetzt unbequemen Schußwaffen hinter den Frauenzelten bei dem Gepäck abgelegt.
    Der Indianer ist weit vorsichtiger. Er gibt, wenn er sich nicht in seinem Wigwam befindet, die Waffe nie aus der Hand und hat sie sogar während des Schlafens im Arm liegen. Dies war auch mir zur Gewohnheit geworden. Bei den Beduinen aber kann man oft sehen, daß sie die Langgewehre auf einen Haufen legen und ruhig schlafen, ohne daran gedacht zu haben, eine Waffenwache aufzustellen.
    Jetzt drang der Rauch von angebranntem Kamelmist unter den Zelten hervor. Die Frauen bereiteten ihr Abendessen. Die Männer brachten einige Wasserschläuche und Dattelsäcke und lagerten sich in der Nähe des Anführers, um ihren frugalen Imbiß zu verzehren. Es war eine zusammengewürfelte Gesellschaft, und ich sah alle Farben vom tiefsten Schwarz bis zum sonnengedunkelten Hellbraun vertreten.
    Sie sprachen leise miteinander; auch sie schienen nicht den Mut zu besitzen, in Anwesenheit des Anführers laut zu werden. In den Zelten sprachen die Frauen; aber ich konnte nichts verstehen. Diejenigen, welche ich, als sie Wasser geholt hatten, gesehen hatte, bestätigten den Ruhm, welchen die Frauen der Fessarah wegen ihrer Schönheit besitzen. Ich hatte, da sie nicht verschleiert waren, die Regelmäßigkeit ihrer Gesichtszüge deutlich bemerkt.
    Da kam von den Kamelen her einer gegangen, welcher sich neben den Anführer setzte und, ohne diesem ein Wort zu sagen, ein Stück Trockenfleisch hervorzog und zu essen begann. Er war noch jung, aber jedenfalls im Kampf viel erfahren, denn sein Gesicht war so voller Narben, als ob es durch ein Hackbrett zerfleischt worden sei. Als er den letzten Bissen in den Mund gesteckt und verschlungen hatte, sagte er zu dem Anführer:
    „Nun, wie ist's heute? Soll sie endlich gehorchen oder nicht?“
    Seine Stimme klang rauh und krächzend; sie war fast ebenso häßlich wie sein Gesicht.
    „Marba!“ rief anstatt der Antwort der Anführer in lautem Ton. Aller Augen richteten sich nach einem Zelt; aber die Gerufene kam nicht.
    „Marba!“ wiederholte er, doch mit demselben Mißerfolg.
    Er winkte zweien seiner Leute; diese standen auf, verschwanden unter dem Zelt und brachten ein junges Mädchen aus demselben; sie führten es vor den Anführer und setzten sich dann wieder nieder. Marba war vielleicht sechzehn Jahre alt und ein sehr schönes Mädchen. Ihr Gesicht zeigte nicht die mindeste Spur jener Schärfe, welche älteren Beduinenfrauen eigentümlich ist. Sie ging barfuß; ihr Körper war ganz in ein dunkles, kaftanartiges Gewand gehüllt, und ihr dunkles Haar hing in zwei dicken, langen Zöpfen über dem Rücken hinab. Ihr Gesicht war starr und unbewegt, und ebenso starr

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