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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und sagte, ebenso leise wie immer bisher:
    „Was ist das? Hier liegt etwas. Das scheint ein Mensch zu sein, der uns behorcht hat. Ergreife den Kerl, und –“
    Weiter kam er nicht. Er hatte sich im Sprechen niedergebückt, um mich besser sehen zu können, und diese seine Stellung war für meine Absicht so bequem, daß ich sie augenblicklich benutzte. Er erhielt den Hieb und krachte förmlich zusammen. Im nächsten Augenblick war ich vollends auf uns hatte seinen Kumpan bei der Kehle. Auch er gab keinen Laut von sich – ein kurzes, krampfhaftes Schlingern der Arme und Beine, dann ließ ich den Besinnungslosen neben dem Anführer niedergleiten. Nun legte ich die beiden Hände mit den inneren Flächen zusammen, hielt sie an den Mund und trillerte ein halblautes, aber trotzdem weithin hörbares „Krrraaaaärr“ hinein. Das klang ganz genauso wie die verschlafene Stimme eines halb aus dem Traum erwachten Geiers, das erwähnte Zeichen für den Lieutenant und den alten Onbaschi, mit ihren Leuten herab zu kommen. Dann kniete ich nieder, um mich der beiden Männer ganz zu versichern. Zu diesem Zweck nahm ich ihnen die Tücher von den Köpfen, schob ihnen den einen Zipfel derselben als Knebel in den Mund und band die andern Ecken hinten zusammen; dann knüpfte ich ihnen die Hände hinten fest. Eben war ich damit fertig, als ich den Sand klingen hörte. Ich drehte mich um und gewahrte eine Gestalt, welche sehr vorsichtig herbeigekrochen kam. Wahrscheinlich war es Ben Nil; aber ich mußte als vorsichtiger Mann auch mit der Möglichkeit, es könne ein anderer sein, rechnen. Darum schnellte ich mich hin zu ihm, warf mich auf ihn, hielt ihm mit der Linken den Hals fest zu und befühlte mit der Rechten sein Gewand, um zu erfahren, wer er sei. Ja, es war Ben Nil. Er bäumte sich unter mir. Damit er nicht etwa in der Angst einen lauten Ruf ausstoße, drückte ich ihn noch kräftiger zu Boden, hielt ihn da fest, ließ ihm etwas mehr Luft und raunte ihm zu:
    „Ich bin es. Schweig'; sei ganz still!“
    Seine Gegenwehr hörte sofort auf. Ich nahm das als Zeichen, daß er mich verstanden hatte, und gab seinen Hals frei. Um ganz sicher zu sein, fuhr ich ihm mit der Hand über den Kopf und das Gesicht, und als ich nun vollständig überzeugt war, daß es wirklich Ben Nil sei, ließ ich ihn vollends los und fragte:
    „Warum kommst du mir nach, anstatt dort auf mich zu warten?“
    „Ich hörte das Zeichen“, antwortete er.
    „Ein anderes Mal aber hast du dich genau nach meinen Weisungen zu richten. Der Ungehorsam bleibt nicht immer so ohne Folgen wie jetzt. Bist du stark genug, einen Menschen zu tragen?“
    „Ja, wenn er nicht gerade ein Riese ist.“
    „So nimm diesen Kerl und folge mir.“
    „Wer ist es? Was ist mit ihm geschehen, Effendi?“
    „Davon später. Jetzt haben wir keine Zeit zum Plaudern.“
    Ich nahm Ben Kasawi auf und ging voran; Ben Nil folgte mir mit dem Häßlichen. Zunächst mußten wir leise gehen; je weiter wir uns aber entfernten, desto bequemer konnten wir es uns machen. So kamen wir an die Stelle, an welcher der Lieutenant rechts von der Höhe herab erscheinen mußte. Wir legten da unsere Lasten ab, um zu warten. Ich erzählte Ben Nil nun, was ich erlauscht hatte. Er nahm es, ohne zu erschrecken, auf und sagte nur:
    „So hast du mir also das Leben abermals gerettet, und meine Schuld wird immer größer. Was gedenkst du nun zu tun? Bist du noch immer entschlossen, die Mörder mit List zu behandeln? Wäre es nicht besser, sie zu überfallen und einfach niederzuschießen oder zu erstechen? Wir werden mit ihnen fertig sein, ehe sie Zeit zur Gegenwehr gefunden haben.“
    „Das mag sein; aber ich morde nicht. Es ist bis jetzt so gut gegangen, daß ich gar keinen Grund habe, mich plötzlich anders zu entschließen. Nun der Anführer sich in unserer Gewalt befindet, werden wir auch die anderen bekommen.“
    Jetzt ließ sich das Geräusch nahender Schritte von oben herab vernehmen, und als ich an dem Felsen hinauf gegen den Sternenhimmel blickte, sah ich die Asaker, welche einer hinter dem andern herabgestiegen kamen. Ich wartete, bis sie in guter Hörweite waren, und rief sie dann an, um ihnen mitzuteilen, daß ich hier sei, sonst hätten sie vielleicht, uns gewahrend, Lärm gemacht. Bald standen sie neben uns. Sie hatten sich sehr in acht genommen, und ich war überzeugt, daß das Geräusch, welches sie trotz aller Vorsicht hatten verursachen müssen, in dem Lager der Sklavenjäger nicht gehört worden

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