27 - Im Lande des Mahdi I
hervor. „Was fällt dir ein. Wie kannst du uns, deine Gastfreunde, in dieser Weise behandeln!“
„Wer mein aufrichtiger Freund ist, wird auch derjenige meines Begleiters sein.“
„Das sind wir ja.“
„Nein. Ihr wolltet ihn töten. Ich habe jedes eurer Worte gehört. Sein Mund sollte zum Schweigen gebracht werden, und ihr glaubtet, ich würde die Spitze eines Takali-Pfeiles für den Zahn einer Giftschlange halten. Solche Leute, solche Meuchelmörder können nicht meine Freunde sein. Allah vergilt jede Tat des Menschen, und auch ihr werdet nach eurem Tun gerichtet werden.“
„So ist Allah der Richter, aber du bist es nicht. Gib uns frei! Wenn Ibn Asl kommt, wird er sehr zornig über unsere Behandlung sein.“
„Allerdings! Aber sein Zorn wird sich mehr gegen euch als gegen mich richten. Er wird es wohl nicht für möglich halten, daß solche Männer, wie ihr sein wollt, sich auf eine so leichte Weise fangen lassen.“
„Ich verstehe dich nicht. Du hast doch nur einen allerdings zu weit gehenden Scherz mit uns getrieben?“
„Scherz? O nein! Mit Leuten eures Gelichters scherze ich nicht.“
„Aber du willst doch Geschäfte mit uns machen; du willst Sklaven von Ibn Asl nehmen!“
„Das ist sehr wahr. Nehmen will ich sie, aber nicht etwa bezahlen. Ich nehme Sklaven und gebe Flintenkugeln dafür.“
„Du scherzest immerfort. Rede doch vernünftig, damit wir wissen, woran wir sind! Und binde uns los, sonst wird es dir von Ibn Asl schlimm ergehen!“
„Pah! Auch ihr hattet es schlimm mit mir vor, und was war die Folge? Ihr seid jetzt zum zweitemal in meine Hand geraten. Und euern Ibn Asl fürchte ich nicht mehr als euch. Ich kenne ihn und auch seine Absichten. Er hält sich am Bir Murat verborgen, um mir durch Libban einen Giftpfeil geben zu lassen.“
„Libban! Was weißt du von ihm? Ich habe ja gar nicht von ihm gesprochen. Und der Pfeil ist doch nicht für dich bestimmt.“
„Natürlich für mich!“
„Nein, sondern für den fremden Effendi, dem Christenhund.“
„Also doch für mich!“
„Für –!“
Er brachte nur dieses erste Wort hervor und starrte mich, ebenso wie der Häßliche, voller Entsetzen an. Dann nach einer Weile stotterte er:
„Wie? Du – du wärst dieser – dieser Effendi?“
„Natürlich!“
„Und hättest dich so verwegen mitten unter deine Feinde gewagt?“
„Allerdings! Du bist ein Dummkopf sondergleichen. Du hattest von mir gehört; als ich euch, zehn Mann stark, ganz allein in Schach hielt, hättest du sofort vermuten sollen, daß ich dieser Effendi sei. Der Raïs Effendina hat mich aufgefordert, euch zu fangen und euch die Sklavinnen abzunehmen. Jetzt lauert der berühmte Ibn Asl am Brunnen Murat auf mich, und während Allah ihm die Augen blendet, befinde ich mich hier und nehme den ganzen Trupp, die ganze Karawane gefangen.“
„Das soll dir schwer werden! Meine Leute werden sich wehren.“
„Wehren? Sie schlafen alle. Ich habe meine Asaker an den Brunnen geführt, um die Gewehre zu holen, die ihr so einfältigerweise zusammengelegt hattet. Da, schau her!“
Die Flinten lagen in der Nähe; ich ließ den Schein der Fackel auf sie fallen.
„O Allah, o Prophet, o ihr Kalifen!“ rief Ben Kasawi aus. „Das sind unsere Gewehre, wirklich unsere Gewehre!“
„Ja, sie sind es. Und nun haben meine Asaker euer Lager umstellt und warten nur auf mein Zeichen, um über dasselbe herzufallen. Es sind ihrer mehr als genug, um mit euch fertig zu werden. Übrigens habe ich es Marba gesagt, daß wir gekommen sind, sie und ihre Gefährtinnen zu befreien. Die Sklavinnen wissen sich also unter unserem Schutz, und ihr habt sie nun als Feindinnen, welche jeden Widerstand gegen uns erschweren werden, in eurer Mitte.“
„O Allah, behüte uns vor dem Teufel und allen seinen Gehilfen! Wer hätte das gedacht; wer konnte das auch nur leise ahnen! Du hast uns belogen, schändlich belogen, Effendi. Deine Heimtücke –“
„Schweig! Schimpf nicht, sonst bekommst du die Peitsche! Wenn Menschenjäger, Räuber und Mörder von Heimtücke sprechen, so schlägt man sie auf das Maul. Mit räudigen Hunden verfährt man anders als mit den edlen Wächtern des Zeltes. Mit Leuten, welche Tausende ihrer Nebenmenschen ins Elend jagen und, um dies zu erreichen, ebenso Tausende morden, welche Dörfer verwüsten, Palmenhaine umhauen, sogar rechtgläubige Dija (Dörfer) überfallen und hundert andere Schändlichkeiten begehen, ich sage, mit solchen Leuten verfährt man nicht nach
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