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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und sehr gute Menschen. Diejenigen aber, welche uns geraubt haben, sind Mohammedaner. Welche Religion ist da die bessere?“
    „Die christliche; das kannst du mir glauben. Der Christ kennt keine Sklaverei; er ist ein Sohn der ewigen Liebe und befleißigt sich der Geduld, Sanftmut, Freundlichkeit und Barmherzigkeit; euch aber hat man nicht nur geraubt, sondern sogar geschlagen.“
    Sie schwieg, aber ein leises Knirschen ihrer Zähne sagte mir, welche Saite in ihr ich berührt hatte.
    „Ich werde Ben Kasawi und seinen Genossen dafür züchtigen“, fuhr ich fort; „sie können uns nicht entgehen, und auch Ibn Asl selbst wird in unsere Hände fallen.“
    „So mußt du ihn hier erwarten, denn er blieb mit einigen Männern zurück, um am Bir Murat auf dich zu lauern und dich aus dem Hinterhalt zu erschießen.“
    „Er kommt, wie ich gehört habe, heute hier an; ich werde ihn empfangen.“
    „So bitte ich dich, dich vor Libban sehr zu hüten!“
    „Wer ist Libban?“
    „Ein früherer Askari, welcher lange Zeit im Sudan gelebt und da gelernt hat, mit Pfeil und Bogen umzugehen. Er trifft sehr genau. Vor einiger Zeit haben mehrere Sklavenjäger von einem Takali-Häuptling Giftpfeile geschenkt bekommen; außer demjenigen von Ben Kasawi, welcher den seinigen behalten hat, sind diese Pfeile alle an Libban abgegeben worden, weil dieser der beste Schütze ist, und jetzt ist er mit Ibn Asl, um einen solchen Pfeil auf dich zu schießen. Ibn Asl sagte, eine Kugel werde unter Umständen nur verwunden, ein Giftpfeil aber sei auf alle Fälle tödlich.“
    „Das ist sehr gut gemeint von diesem lieben Mann, und ich werde mich dafür bei ihm bedanken.“
    „Tu es, tu es, Effendi! Nach dem, was ich von dir gehört habe, bist du der richtige Mann, uns zu rächen. Du weißt nicht, was wir erduldet haben. Jetzt will ich nicht davon sprechen, aber später werde ich es dir erzählen. Schade, daß es dunkel ist! Ich würde mich sehr darüber freuen, dein Angesicht sehen zu können. Könntest du uns unsern Vätern und Brüdern wiederbringen, wir würden mit Jubel empfangen, und niemals, niemals würden die Beni Fessarah den Namen des Mannes vergessen, welcher ihre Frauen und Töchter vor der Schande der Sklaverei bewahrt hat.“
    „Ich hoffe mit Zuversicht, daß ihr die eurigen wiedersehen werdet!“
    „Und die Gräber der Ermordeten! Effendi, wirst du die Mörder unsern Kriegern überliefern?“
    „Diese Frage kann ich jetzt noch nicht beantworten, da das Schicksal der Räuber nicht von mir allein abhängt. Auch muß ich mich jetzt entfernen. Ich kam nur für einen Augenblick, um euch mitzuteilen, daß Helfer in der Nähe sind. Ihr würdet, falls es zum Kampf kommen sollte, jedenfalls sehr erschrecken; nun aber wißt ihr, was es gibt, und ich bitte euch, ganz ruhig in euern Zelten zu bleiben, was meinen Leuten ihre Aufgabe sehr erleichtern wird.“
    „Allah sei Dank! Die Räuber werden mich nicht mehr schlagen, und auch keinen andern Menschen mehr wird ihre Peitsche treffen.“
    Sie sagte das in einem hastigen und entschlossenen Ton, als ob sie es sei, die über das Schicksal dieser beiden Männer zu bestimmen habe. Ich fragte sie noch, an welchem Ort die Fackeln aufbewahrt würden, und erfuhr, daß sich zwei oder drei hier in dem Zelt befanden; diese ließ ich mir geben und nahm dann Abschied. Marba reichte mir die Hand, und auch die andern kamen herbeigehuscht, um dasselbe zu tun; dann kroch ich hinaus. Ich kam unbemerkt durch die Schläfer und suchte nun den Lieutenant auf.
    Bei demselben angekommen, gab ich ihm meine Weisungen, und er ging mit seinen Leuten ab, um in die bereits beschriebene Stellung einzurücken. Ich blieb mit Ben Nil und dem Askari, welcher die beiden Gefangenen bewacht hatte, bei denselben zurück.
    Wir befanden uns hinter einer so plötzlichen Windung des Wadi, daß man uns von dem Lager aus, selbst wenn ein Feuer brannte, nicht sehen konnte. Darum steckte ich eine Fackel an, um die Gefesselten zu sehen. Sie hatten, wie mir der Wächter sagte, sich zuweilen nur ganz leise zu bewegen gewagt. Ich ließ ihnen die Knebel abnehmen, zog das Messer, drohte ihnen mit demselben und sagte:
    „Kein lautes Wort! Wer einen Ruf ausstößt, bekommt sofort das Messer! Ihr könnt zu mir sprechen, aber nur ganz leise.“
    Sie sahen mich starr an. Mich hier zu sehen, das hatten sie nicht erwartet. Sie wußten noch gar nicht, wer derjenige, der sie niedergeschlagen hatte, gewesen war.
    „Du bist es, du?“ stieß Ben Kasawi

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