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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stand in dem Alter des Mokkadem, hatte dieselbe Farbe und denselben negerartigen Typus des Gesichts und war nicht ganz so hoch, aber weit breitschulteriger als er. Dieser Mensch war wenigsten ebenso stark, gewiß aber viel gewandter als Abd el Barak, sein ehrenwerter Auftraggeber. Gekleidet war er in ein langes, dunkles Hemd, um welches ein Strick geschlungen war, in dem ein Messer steckte. An den Füßen trug er Strohsandalen. Das war der Anzug eines armen Mannes; aber in den Ohren hingen schwere, dicke Goldringe, und an den dunklen Fingern glänzten wenigstens zehn wertvolle Reife mit funkelnden Steinen. Seine Stimme klang stolz und selbstbewußt, als er sich erkundigte:
    „Meine Ankunft ist euch gemeldet?“
    „Ja, Herr, wir erwarten dich“, antwortete der Raïs.
    „Befindet sich der Hund hier oder ist er ausgestiegen?“
    „Er liegt in der Kajüte.“
    „Mit Licht?“
    „Ja; aber vielleicht löscht er es vor dem Einschlafen aus. Die Negerkinder sind bei ihm.“
    „Mag er es auslöschen oder brennen lassen, mir ist es gleich. Mein Werk wird vollbracht, selbst wenn er sich in die Finsternis des Grabes hüllen oder hundert Flammen brennen sollte. Ich habe nicht Lust, lange zu warten, und werde bald beginnen. Da ich aber die Örtlichkeit nicht kenne, werdet Ihr sie mir beschreiben und mir auch die Lage jedes Gegenstandes, welcher sich bei ihm befindet, sagen.“
    Da der Geist Nummer Drei bei mir gewesen war, so übernahm er die geforderte Beschreibung. Ich hielt es für geboten, diese nicht mit anzuhören, sondern mich zu entfernen. Der Taschendieb hatte es eilig, und auch mir lag daran, die Spannung, in welcher ich mich ganz natürlich befand, möglichst abzukürzen. Darum kroch ich fort, der Kajüte zu.
    Der erste Teil dieses wenn auch kurzen Weges war nicht leicht zurückzulegen, da die Laterne brannte. Glücklicherweise standen der Raïs und der Muza'bir so, daß ihre Schatten zusammenfielen und einen langen, dunklen Strich auf das Deck warfen. Es gelang mir, den selben zu erreichen, und indem ich mich in diesem Dunkel hielt und nicht vor-, sondern rückwärts kroch, um die vier Männer fest im Auge zu behalten, gelangte ich glücklich an die Strohmatte und unter derselben durch in meine Koje.
    Noch mit dem letzten Blick, den ich nach vorn warf, sah ich, daß der Gaukler die Laterne auslöschte. Wäre er so vorsichtig gewesen, dies eher zu tun, so hätte ich mir sein Äußeres nicht einprägen können, was, wie ich später erfuhr, von den schlimmsten Folgen für mich geworden wäre. Man sieht, selbst der berühmteste Taschendieb Ägyptens macht Fehler.
    Zunächst brannte ich meine Lampe wieder an, was nicht schwer war, da ich mit einem guten Vorrat von Schwefelhölzern, welche im Süden selten und teuer sind, versehen war. Ich wollte mich nämlich nicht im Dunkeln, was für mich gefährlicher war, sondern bei Licht bestehlen lassen.
    Sodann nahm ich die drei Unterschriften und einige mir wichtige andere Papiere aus der Brieftasche und versteckte sie, während ich das Portefeuille wieder in die Brusttasche meiner Jacke steckte. Der Diener hatte vorhin gesehen, daß ich es dort aufhob, und es war als sicher anzunehmen, daß er dies dem Gauner sagen werde. Warum wollte ich die Spitzbüberei zur Ausführung kommen lassen? Nur des Beweises halber? Wenn ich aufrichtig sein will, so geschah es wohl auch ein wenig mit, um diesen Menschen zu beweisen, daß sich in dem Kopf eines Christenhundes auch Gehirn befindet, und daß ich weder blind noch taub war. Mein Vorhaben war nicht so ungefährlich für mich. Es konnte dem Muza'bir doch aus irgend einem Grund belieben, mir das Messer zu geben; aber ich glaubte, mich auf meine Augen und meine Schnelligkeit verlassen zu können.
    Die Kinder hatten schon vorher zu essen bekommen. Sie lagen beieinander, schliefen aber noch nicht. Ich teilte ihnen mit, daß ein Mann kommen und mir in die Tasche greifen werde, bat sie aber, keine Angst zu haben und sich nicht zu bewegen, sondern so zu tun, als ob sie schliefen. Sie versprachen es mir, und ich war überzeugt, daß sie das Versprechen halten würden. Dann legte ich beide so, daß sie dem Eingang den Rücken zukehrten.
    Ich selbst legte mich auf die rechte Seite, so, daß die Lampe mein Gesicht beschien. Eigentlich hätte ich dasselbe im Dunkel lassen sollen; aber der Spitzbube sollte gleich im ersten Augenblick überzeugt sein, daß ich schlafe, die Jacke öffnete ich, so daß er, da ich mit der linken Seite nach oben lag,

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