271 - Früchte des Zorns
schön hier«, sagte Aruula. Sie packte einen Tiegel aus ihrem Ledersack und begann sich die geröteten Oberschenkel mit kreisenden Bewegungen einzucremen. Der ungeliebte Spinnenseidenanzug, den sie seit ihrer Stippvisite auf dem Mars getragen hatte, war seit dem Abschied von Rooma in einem Reisebeutel verpackt. Noone hatte ihr geholfen, auf einem Markt angemessene Kleidung zu finden, in der sie sich wohlfühlte. Leider schützte der Felltanga kaum vor der Reibung des ledernen Andronensattels.
»Unsere Nachbarn sind derselben Meinung.« Matt deutete in Richtung mehrerer fettleibiger Männer. Sie betrachteten die Barbarin mit weit aufgerissenen Augen.
»Und?«, fauchte Aruula in Richtung des Trupps. »Habt ihr niemals zuvor einen Frauenhintern gesehen?«
Die Männer zuckten zusammen, drehten sich wie auf Kommando um und zogen ihre Köpfe ein. Matt grinste. Er wusste aus Erfahrung, dass mit seiner Begleiterin nicht immer gut Kirschen essen war.
Der Kampf um die besten Fische hatte mittlerweile ein Ende gefunden. Einige der Hauptdarsteller zogen zufrieden von dannen und besetzten nach und nach die wackligen Tische. Manoloo kam ebenfalls mit breiter Brust heranstolziert. Er zwinkerte Aruula vergnügt zu, bevor er sich an Matt wandte: »Wir haben es mit unzivilisierten Fischern zu tun«, sagte er, »aber die Qualität der Fische ist ausgezeichnet. Ich habe uns eine gezackte Goldbrasse gesichert. Der Wirt wird sie in einer Öl- und Salzlache baden und anschließend über offenem Feuer braten.«
Matt sah fasziniert zu, mit welchem Geschick der breitschultrige Wirt mehrere Meerestiere zugleich für das Abendmahl zubereitete, Gemüse und Tofanen mundgerecht zuschnitt und nebenbei mit einem jungen, drallen Ding schäkerte, das nun begann, Wein und Brot zu den Tischen zu karren.
»Du wirkst nervös«, raunte Aruula.
»Ich traue dieser Idylle nicht«, gab Matt zur Antwort.
»Du hast verlernt zu entspannen.« Die Frau legte ihren Kopf an seine Schulter. »Nicht hinter jedem Baum wartet ein Meuchelmörder, und nicht jeder Messerbesitzer verwendet sein Werkzeug, um damit Menschen in Streifen zu schneiden.« Sie deutete auf den Wirt, der sich mittlerweile mit dem meterlangen Leib eines thunfischartigen Geschöpfes auseinandersetzte und es fachgerecht filetierte. »Genieße die Ruhe und den Moment. Wer weiß, was morgen auf uns wartet.«
Ja, wer wusste das schon… Matt nahm einen Schluck vom Wein. Er schmeckte süffig, hatte aber einen bitteren Nachgeschmack.
Nein, er wollte sich nicht einlullen lassen. Immer wieder trafen sie misstrauische Blicke. Sie waren Fremde. Menschen, die in die Beschaulichkeit dieser Idylle eingedrungen waren.
Drei Tische weiter saßen Händler. Sicherlich gehörten ihnen die beladenen Flugandronen auf dem Grünstreifen hinter dem Gasthof. Sie unterhielten sich leise über die Erfolgsaussichten ihrer Reisen und glichen Preise ab. Auch sie stammten nicht von hier, doch sie wurden mit einem gewissen Respekt behandelt, der darauf schließen ließ, dass sie in dieser Osteriaa bereits öfters ihr Geld gelassen hatten.
Der Wirt winkte die dickere der beiden Küchengehilfinnen herbei. Mit bloßen Fingern stapelte er dicke Scheiben dunkel geräucherten Fisches auf einen breiten Holzteller, schaufelte gebratenes Gemüse dazu und hieß die Frau, das Essen an Matts Tisch zu bringen.
Sie kam heftig schnaufend heran. »Habt ihr Geld?«, fragte sie, kaum verständlich. »Ich möchte Moneti sehen, bevor ich euch bediene.«
Matt zog mehrere Münzen aus seiner Hosentasche, ließ sie für einen Augenblick im Licht der Feuer glänzen und verbarg sie dann wieder.
»Na schön.« Die Frau verzog ihren Mund zu einem bemühten Lächeln. Sie stellte leere Teller vor ihnen allen ab und schob die reichlich beladene Holzplatte in die Mitte des Tisches. »Wenn ihr noch etwas braucht, dann ruft nach mir. Ich bin Magdalna.«
»Habt ihr ein Zimmer für müde Reisende?«, fragte Matt schnell, bevor sich die Küchenhilfe abwenden konnte.
»Kommt drauf an.« Magdalna leckte sich über die Lippen. »Wenn du noch mehr von diesen feinen Münzen hast, könnten wir Platz in den Strohlagern schaffen.«
»Strohlager?« Manoloo hieb mit der Faust auf den Tisch. Mehrere Besucher der Osteriaa drehten sich ihm zu, als er mit lauter Stimme fortfuhr: »Ich möchte meine Beine in einem sauberen Bett ausstrecken und mich nicht mit Ungeziefer herumschlagen müssen!«
Matt trat dem Saaden vors Schienbein; vergeblich. Manoloo wollte sein
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