2717 – Vothantar Zhy
dienstlich unterwegs waren und unauffällig »einen kleinen Abstecher« wagen konnten oder die überhaupt dienstfrei gehabt hatten und sich entweder in der Unterkunft oder in den Freizeitbereichen aufgehalten hatten.
Auch hier konnten nach und nach Mitarbeiter abgehakt werden, und trotzdem blieben am Ende noch sechs Personen übrig. Yscrou entschied, sie alle zu befragen.
Die Kommandantin und der Sicherheitschef hatten gerade damit begonnen – sie bezeichneten es als »unangemeldete Sicherheitskontrolle« –, als sie unerwartet von der Medoabteilung angerufen wurden.
»Vajost hier«, meldete sich der Leiter der Abteilung, ein stets mürrischer Arkonide, der noch mehr Dienstjahre als Yscrou aufzuweisen hatte. »Faldyrs, bei mir ist eine Thala da Jorriskaugen vorstellig geworden. Sie zeigte sich besorgt wegen ihres Kollegen Temmer da Oposchol.«
Faldyrs kontrollierte sofort die Liste und nickte Yscrou zu. Der Name stand darauf.
»Inwiefern?«, erkundigte sich die Leiterin und schob sich ins Bild.
»Oh, Kommandantin«, äußerte Vajost überrascht. »Ich wusste nicht, dass du hier bist.«
»Interne Angelegenheit, die sich gerade der Aufklärung nähert. Berichte mir genau.«
»Sie sagte, dass Temmer sich seit mehreren Tagen sonderbar benehmen würde, ganz anders als sonst.«
»Na und? Das ist doch noch lange kein Grund, gleich den Bauchaufschneider zu rufen.«
»Nun«, Vajost räusperte sich, »mir scheint, dass die junge Dame ein gewisses ... Interesse an ihrem Kollegen hegt. Sie haben sich wohl ebenfalls schon mal privat getroffen.«
Yscrou trommelte mit dem Finger auf die Tischplatte. » Und? «
»Angeblich soll Temmer sich anders als sonst verhalten und zu bestimmten Zeiten überhaupt nicht erreichbar sein. Auch nicht auffindbar in seinem Quartier, sogar während des Dienstes.«
Jetzt hatte er endlich Yscrous Aufmerksamkeit. »Bestelle Temmer noch in diesen Stunden zu dir. Ich werde mich mal mit Thala unterhalten.«
*
Faldyrs rief Thala zu sich; und während sie warteten, studierten sie Temmers Akte.
Er bekleidete nur eine einfache Position, hatte allerdings als Techniker Zugang zu besonders geschützten Bereichen. Aber nicht zu allen und vor allem nicht allein.
Yscrou unterhielt sich mit Thala, die erschrocken wirkte.
»Ich wollte nicht ... ich machte mir nur Sorgen wegen Temmers Gesundheitszustand«, stammelte sie. »Hoffentlich habe ich ihm da keinen Ärger bereitet ...«
»Keineswegs«, behauptete die Kommandantin. »Das ist reine Routine, nicht dass Temmer Probleme hat, die sich auf die Arbeit auswirken könnten.«
Die Arkonidin wirkte deutlich verunsichert. »Es ist nur ... dass Temmer zu bestimmten Zeiten auf einmal nicht mehr ansprechbar ist, und ansonsten ... na ja, irgendwie scheint er sich nicht an mich zu erinnern und wirkt desorientiert.«
»Berichte den genauen Ablauf, damit wir einen Zeitrahmen aufstellen können.«
Später, als Thala gegangen war, verglichen die Kommandantin und der Sicherheitschef die Zeiten. Vajost rief zwischendrin an, um zu berichten, dass Temmer nicht auf die Aufforderung zu erscheinen reagiert hatte. In seinem Quartier sei er auch nicht.
»Das sieht ganz und gar nicht gut aus«, grollte der Naat.
Yscrou spielte mit ihrem Ohrstecker. »Überhaupt nicht.«
Sie hatten noch keinen endgültigen Beweis, konnten auch die übrigen Verdächtigen nicht endgültig ausschließen, aber alles sprach dafür, dass sich einer dieser Gestaltwandler des Atopischen Tribunals in Subtor eingeschlichen hatte.
*
»Alles passt zusammen«, sagte Yscrou und rieb sich die Nasenwurzel. »Jemand versucht, sich Zutritt in die Schaltstelle zu verschaffen, dann fallen die Onryonen ein. Der Kristallschirm ist aber aktiv, also unternimmt man einen zweiten Versuch, um die Freunde vor den Toren dann eben später einzulassen.«
»Was ich nicht verstehe – warum auf diese eher umständliche Weise? Die Schiffe hätten doch nahe beim System materialisieren können.«
»Es ist klar, dass da mehr dahintersteckt. Um die Schiffe dort draußen geht es nicht ursächlich. Es geht um den Schirm an sich.«
»Vothantar Zhy«, sagte Faldyrs, und die Kommandantin nickte.
»Sie wollen das Ewige Feuer unter ihre Kontrolle bringen.«
9.
Arkon-System:
Ankunft eines Unbekannten
Es sah aus wie ein Feuerwerk im Großausschnitt des Holos. Die Onryonenflotte zog sich zum Großteil zusammen, formierte sich zum Angriff und nahm den Kristallschirm unter Beschuss. Hauptsächlich
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